Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0592 - Eine Welt in Trümmern

Titel: 0592 - Eine Welt in Trümmern
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sein linkes Bein bis zum Oberschenkel frei.
    Als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrzunehmen glaubte, blickte er schnell zum Transmitter. Doch dort rührte sich nichts - offensichtlich war er einer optischen Täuschung zum Opfer gefallen.
    Er entnahm dem Erste-Hilfe-Päckchen ein Chloräthyl-Pflaster und drückte es auf seinen freien Oberschenkel. Nachdem sich nach kaum einer halben Minute die Wirkung eingestellt hatte und das Bein oberhalb des Knies örtlich betäubt war, trennte er mit der haarfeinen Schneide des Vibratormessers einen großen Lappen Haut ab, peinlich darauf bedacht, keinen Muskel zu verletzen.
    Plötzlich war ihm wieder, als sei links von ihm eine Bewegung.
    Er wandte den Kopf.
    Ein gurgelnder Schrei entrang sich seiner Kehle.
    Diesmal war er keiner optischen Täuschung zum Opfer gefallen.
    Was sich dort am Eingang eines im Finstern liegenden Stollens bewegte, wirkte auf den ersten Blick wie eine geisterhafte Leuchterscheinung. Aber Rouk erkannte gleich darauf, daß es sich um keine Spiegelung elektromagnetischer Wellen handelte, sondern um eine Zusammenballung feinster organischer Materieteilchen, die in ihrer Gesamtheit ein monströses Kollektivwesen bildeten, das ständig seine Gestalt veränderte.
    Rouk wußte sofort, daß es sich um eines jener Virusungeheuer handelte, die die Paramags bedrohten und sie teilinfiziert hatten.
    Das unheimliche Geschöpf, das sich aus unzähligen Einzelviren zusammensetzte und durch Mutation und den Zusammenschluß zu einem Kollektiv eine gewisse Intelligenz gewonnen hatte, kam rasch auf ihn zu. Dabei schwebte es dicht über dem Boden und stieß sich immer wieder mit schnell wachsenden Pseudobeinen ab.
    Während Rouk das heranrasende Ungeheuer beobachtete, deponierte er die PEW-Metallplatte unter dem Hautlappen an seinem Bein und dichtete die Wunde schnell mit Bioplast-Masse ab.
    Doch war er nicht schnell genug. Bevor er die Wunde noch ganz schließen konnte, hatte ihn ein Ausläufer des Virusungeheuers erreicht und verschwand unter dem Hautlappen.
    Rouk schrie wieder auf, obwohl er überhaupt keinen Schmerz verspürte. Aber die blitzartige Erkenntnis, daß die Viren ihn befallen und womöglich infiziert hatten, entsetzte ihn. Trotzdem vergaß er nicht, den Desintegrator zu ergreifen und ihn einzusetzen.
    Wo die materieauflösenden Strahlen hintrafen, entstanden faustgroße Löcher in dem Virusgebilde, die sich nicht wieder schlossen.
    Und Sekunden später war der Spuk vorbei. Das auf die Hälfte seiner Kollektive dezimierte Virusungeheuer zog sich von Rouk zurück und verschwand in einem Höhlengang.
    Rouk, dem der Schreck immer noch so sehr in den Gliedern saß, daß er am ganzen Leib zitterte, verdeckte sein linkes Bein wieder, das noch immer gefühllos war.
    Er hatte das kaum getan, als hinter ihm ein Poltern ertönte.
    „Da ist er ja!" rief Powlor Ortokur, der durch den Empfängertransmitter in die Höhle trat, über die Außensprechanlage seines Kampfanzuges. „Ein Glück, daß Sie klug genug waren, nicht in das Höhlensystem vorzudringen, Galz.
    Sonst könnten wir unsere kostbare Zeit mit der Suche nach Ihnen vergeuden."
    „Sind Sie wahnsinnig geworden, oder was ist in Sie gefahren!"
    rief Neryman Tulocky, der hinter seinem Freund aus dem Transmitter kam.
    „Ich wollte...", versuchte sich Rouk zu rechtfertigen. Doch Ortokur unterbrach ihn.
    „Ist auch egal, was Sie wollten. Jedenfalls werden Sie sofort auf die MARCO POLO zurückkehren. Ich habe keine Lust, hier Kindermädchen für einen abenteuerlustigen Ezialisten zu spielen."
    „Ich habe in einem Funkspruch veranlaßt, daß der Transmitter umgepolt wird", sagte Tulocky. Er deutete auf den Kurzstreckentransmitter, bei dem das Freizeichen für Sendung aufleuchtete. „Sehen Sie, Galz, so schnell läßt sich Ihre Rückkehr arrangieren."
    „Aber ich kann nicht auf die MARCO POLO zurückkehren", behauptete Rouk.
    „Natürlich können Sie", erwiderte Ortokur, packte ihn an der Schulter und reichte ihn an Tulocky weiter. Dieser hob Rouk auf die Transmitterplattform und tippte ihm mit einem Finger auf die Brust. Obwohl die Bewegung lässig wirkte, steckte doch Kraft genug dahinter, um Rouk zurücktaumeln zu lassen.
    Bevor er vom Transmitterfeld geschluckt wurde, hörten ihn die beiden oxtornischen Überlebensspezialisten verzweifelt rufen: „Es könnte gefährlich sein, wenn ich..."
    Ortokur und Tulocky hatten keine Zeit, über die Bedeutung dieser Worte nachzudenken, denn wenige Schritte vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher