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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
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dessen Seitenwände von Algen überwachsene Felsen nachahmten. Als Matt einen Blick über die Kante warf, sah er die acht Mendriten, die sich, den Körper völlig unter Wasser, ringsum an den Rand drängten.
    Atemblasen stiegen über ihren Köpfen auf und bildeten kreisende Perlen auf der Oberfläche. Das Raunen, das Matt gehört hatte, drang tatsächlich aus dem Wasser.
    Sobald die Mendriten sahen, dass sie entdeckt waren, stießen sie sich von der Wand ab und strebten der Beckenmitte zu. Geschmeidig wuchsen sie zu einem Haufen aus wimmelnden Armen und Beinen zusammen, der dicht beieinander blieb. In einer genau abgestimmten Bewegung tauchten ihre Köpfe aus dem Wasser auf. Das Raunen, das zuvor nur gedämpft in die Höhe gestiegen war, wurde schlagartig lauter.
    »Gefahr! Gefahr! Gefahr!«, wisperte es aus acht Kehlen gleichzeitig. »Sie wollen uns fangen!…fangen!… fangen!«
    Alle Mendriten wirkten unnatürlich bleich, ihre Gesichter ausgezehrt. Sie hatten Substanz verloren, wie nach einer Hungerkur. Kein Vergleich zu den erschöpften, aber wohlgenährten Körpern, die tags zuvor im Labortank umhergeschwommen waren. Ihr Zustand hatte sich innerhalb kürzester Zeit rapide verschlechtert, aber der Aufenthalt im Wasser schien Linderung zu bringen.
    Wie in einer Art Trancezustand wogten ihre Köpfe gleichmäßig vor und zurück. »Fort! Fort mit euch!«, verlangten sie in einer endlosen Litanei. »Wir lassen uns nicht länger fesseln!«
    »Was soll das heißen?«, fragte Matt. »Ihr seid so frei wie jeder andere in dieser Stadt!«
    »Lüge! Lüge! Lüge!«, scholl es ihm hundertfach entgegen.
    Faw'n stieß ein erbostes Klacken aus. Das seltsame Gebaren der Mendriten machte ihn nervös. Er wollte es beenden, indem er sie aus dem Wasserbecken zog. Matt hielt ihn jedoch zurück, als er über den Rand hinwegsteigen wollte.
    Dem Piloten beschlich plötzlich ein schlimmer Verdacht.
    »Wer seid ihr?«, fragte er, als ob ihm die Mendriten nicht längst bekannt wären.
    »Unsere Zahl ist Legion«, lautete die Antwort. »Wir lassen uns nicht länger von euch binden!« Um ihre Drohung zu unterstreichen, erhoben sie sich ganz aus dem Wasser, das ihnen nur bis zu den Oberschenkel reichte. Ohne einen Augenblick den Kontakt miteinander zu verlieren, drängten sie auf den Beckenrand zu.
    Faw'n reckte ihnen den Schockstab entgegen. »Nicht zu hastig«, befahl er. »Ihr steht im Verdacht, in den Tod des ZWEITEN verwickelt zu sein.«
    Die Mendriten ließen sich von der Drohung nicht einschüchtern. Vielleicht weil sie ahnten, dass Faw'n nicht ohne weiteres auf sie schießen würde. Furchtlos traten sie, mit Ko - chi an der Spitze, an den Beckenrand.
    Ihr atemloser Chor sank zu einem unverständlichen Raunen herab. Ko'chis Handlungsweise ließ dagegen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Blitzschnell wischte ihre Linke durch die Luft und bekam den Schocker zu fassen. Ihre Finger hatten sich kaum um den Stab geschlossen, als dessen Oberfläche auch schon Blasen zu werfen begann.
    Faw'n wollte noch entsetzt zurückweichen, aber es war schon zu spät. Der Schocker in seiner Flosse wurde lebendig!
    Beide Enden zappelten plötzlich umher, als würde er eine Schlange halten. Ehe er sie zu Boden werfen konnte, hatte sie sich auch schon um sein Handgelenk geschlungen und zusammengezogen. Von Schmerz gepeinigt, presste er den Arm an die Brust und versuchte mit seiner Linken, die tief in die Schuppen schneidenden Stränge zu lösen.
    Das war ein Fehler.
    Plötzlich spalteten sich beide Enden mehrmals auf und wuchsen in die Höhe. Weit genug, um nach seinem Hals zu greifen.
    »Frei! Frei! Frei!«, frohlockten die Mendriten, während ihm das würgende Geflecht den Atem raubte. Gegen die immer enger anziehende Drossel hatte er keine Chance.
    Schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu kreisen, während er in die Knie brach.
    Dass er nicht lang hinschlug, hatte er nur Matt zu verdanken, der ihn an der Schulter packte.
    Zum Glück gehörte zur Sub'Sisco-Taucherausrüstung ein Messer, das in einem Wadenfutteral getragen wurde. Im Gegensatz zu den Hydriten besaßen die Fischer kein scharfes Gebiss, mit dem sie sich aus Netzen oder anderen Fallen beißen konnten.
    Mit einem schnellen Ruck zog Matthew die Klinge hervor und ließ sie über die Stränge sausen, die Faw'n zu erwürgen drohten. Hinter ihm erklang ein schmerzhaftes Jaulen, als fühlten die davonlaufenden Mendriten den Schmerz der Tentakel.
    Matt konnte ihre Flucht nicht verhindern.
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