Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Er hatte alle Hände voll zu tun, Faw'ns Leben zu retten. Aus den Schnittkanten schossen bereits neue Stränge hervor, die etwas dünner, aber nicht weniger gefährlich waren. Erneut ließ Matt den Stahl in die Tiefe fahren. Er säbelte genauso schnell, wie der aufquellende Organismus nachwuchs, bis die Substanz des Stabes aufgebraucht war.
    Keuchend taumelte Faw'n in die Höhe und blickte auf das kleingehackte Gewimmel zu seinen Füßen. Von einem seltsamen Urinstinkt getrieben, krochen die Einzelteile aufeinander zu. Sie verschmolzen zu einer formlosen Masse, die sich wie ein schmieriger Film auf dem Korallenpflaster ausbreitete.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Matt seinen Begleiter.
    Faw'n nickte. Dankbarkeit glomm in seinen Augen, während seine Atemlappen in schnellem Takt flatterten.
    »Verdammt«, klackte er, obwohl ihm das Sprechen schwer fiel. »Das war genau wie in der Gondel! Die Mendriten stecken wirklich dahinter. Aber warum?«
    Darauf wusste Matt keine Antwort, aber eins war sicher – wenn sie ihnen entkamen, würde noch weitaus Schlimmeres geschehen. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass die Fischmenschen bereits hinter einer Gebäudekrümmung verschwanden.
    »Hinterher«, forderte er und konnte dabei aus den Augenwinkeln sehen, wie Faw'n zusammenzuckte.
    Die Angst saß dem Hydriten tief in den Gräten, das war nicht zu übersehen.
    Und wer wollte es ihm verdenken? Innerhalb einen Tages wäre er fast zum zweiten Mal erwürgt worden.
    »Erhol dich erst von dem Schrecken«, bot Matt an, erntete jedoch nur ein heftiges Kopfschütteln.
    »Es geht schon«, versicherte Faw'n, der sich bereits in Bewegung setzte.
    War es Tapferkeit, Pflichterfüllung oder bloße Angst vor einer möglichen Blöße, die ihn weiter trieb? Matt wusste es nicht. Aber sich seinen Ängsten zu stellen, wie dieser Hydrit es tat, erforderte schon einigen Schneid. In einer respektvollen Geste klopfte er. Faw'n auf die Schulter und schloss zu ihm auf.
    Die Jagd hatte begonnen.
    Trotz ihres ausgemergelten Zustands holten die Mendriten das Letzte aus sich heraus.
    Matt und Faw'n gelang es nicht, den Abstand zu verkleinern, und die herbeibefohlene Stadtwache ließ sich nirgendwo blicken. So gab es niemanden, der die Flüchtlinge auf ihrem Weg zur Stadtgrenze aufhalten konnte.
    Schon bald war klar, welches Ziel sie ansteuerten.
    »Die Nordwest-Schleuse«, vermutete Faw'n zwischen zwei Atemzügen. »Von dort aus gelangen sie direkt ins Meer. Wenn die Bucht erst mal hinter ihnen liegt, wird es schwer, sie zu finden.«
    »Wir müssen ihnen auf den Fersen bleiben«, forderte Matt. »Zu ihrem eigenen Besten. Ich glaube nämlich nicht, dass sie aus freiem Willen handeln.«
    Faw'n bekundete Zweifel an dieser Theorie, doch ihr Atem war zu kostbar, um ihn an eine müßige Diskussion zu verschwenden. Erst einmal mussten sie die Mendriten festsetzen, danach konnten sie herausfinden, was eigentlich vor sich ging.
    »Wartet!«, erklang es hinter ihnen. »Wo wollt ihr hin?«
    Matt nahm sich die Zeit, über die Schulter zu schauen, denn die Stimme gehörte Aruula.
    Sie und Ly'daa hatten ihre Runde beendet, aber nichts entdeckt außer den davoneilenden Freunden. Im Schlepptau der beiden befanden sich Ul'ia und Qu'rog, die sich der Suche angeschlossen hatten.
    »Hierher! Schnell!« Matt winkte hektisch, damit die vier wussten, dass sie folgen sollten.
    »Keine Zeit für Erklärungen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten folgte er Faw'n, der bereits einen kleinen Vorsprung herausgeholt hatte. Die gläserne Kuppel, die sich weit über sie hinweg spannte, rückte näher. Beide Männer verdoppelten ihre Anstrengungen, doch als sie hinter einem Kuppelbau hervorschossen, mussten sie enttäuscht feststellen, dass sie zu spät kamen.
    Die Schleuse war noch mindestens zwanzig Schritte entfernt, und die Mendriten schlossen bereits die innere Tür. Sekunden später sprudelte Wasser in die außen angesetz57 te Druckkammer. Schäumend schlugen die eingelassenen Fluten bis an die Decke. Das Freizeichen ertönte, die Außentür wurde entriegelt.
    Als Matt und Faw'n die Kuppel erreichten, konnten sie nur noch hilflos mitansehen, wie die Mendriten ins Meer entkamen. Um ihnen auf dem gleichen Weg zu folgen, musste die Ausgleichskammer erst leergepumpt werden.
    Faw'n presste seine Flossenhand in die dafür vorgesehene Steuermulde.
    Die Außentür schlug zurück, der Wasserpegel im Inneren des transparenten Kastens sank wieder. Matt lief inzwischen zu einigen Korallentruhen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher