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059 - Das Experiment

059 - Das Experiment

Titel: 059 - Das Experiment
Autoren: Bernd Frenz
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monströsen, sich windenden Stamm mutierte. Die Spitze platzte auseinander, nur um einen gefräßigen, mit Hunderten von messerscharfen Zähnen besetzten Schlund zu präsentieren.
    Im Schutz des zuckenden Ungetüms setzten die Mendriten ihre Flucht fort.
    Matt und seine Begleiter wichen dem schnappendem Maul aus und wollten die Verfolgung aufnehmen, doch die Umwandlung war noch längst nicht abgeschlossen. Am Rand des Schlundes wuchsen vier lange Tentakel hervor, die das Wasser mit wilden Schlägen aufwirbelten.
    Matt spürte einen kräftigen Sog an den Flossen, der ihn unaufhaltsam in die Tiefe zog, gefährlich nahe an das gefräßige Maul heran. Verzweifelt warf er sich herum und versuchte mit kräftigen Beinschlägen zu entkommen, doch angesichts des entfesselten Mahlstroms mussten selbst geübte Schwimmer wie die Hydriten kapitulieren. Qu'rog und Faw'n wurden bis auf den Grund gerissen, Matt und Ul'ia gelang es dagegen mühsam, ein wenig an Höhe zu gewinnen. Doch es reichte nicht aus, um genügend Abstand zwischen sich und die mit suppentellergroßen Saugnäpfen bestückten Fangarme zu bringen.
    Mit einem Mal hielten die wirbelnden Tentakel inne.
    Matt hörte auf, sich im Kreis zu drehen. Sofort versuchte er die Balance herzustellen und nach dem Tauchermesser zu greifen. Die Klinge sprang wie von selbst in seine Hand, aber angesichts des riesigen Tentakels, der sich um seinen Leib wand, war es eine geradezu lächerlich kleine Waffe.
    Unbarmherzig zog sich der zuckende Muskel fest um ihn zusammen. Ein Stechen fuhr durch seinen Brustkorb; die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Trotz der schwarzen Punkte, die vor seinen Augen tanzten, hielt Matt das Messer fest umklammert. Wie von Sinnen stach er auf den Tentakel ein, mit dem einzigen Ergebnis, dass sich der Druck noch erhöhte.
    Sengender Schmerz jagte durch den ganzen Körper. Es fühlte sich an, als wären seine Adern mit Kerosin gefüllt, das schlagartig entflammte.
    Die Muskeln versagten den Dienst, das Messer entglitt seinen Händen. In kreiselnden Bewegungen trudelte es dem Meeresgrund entgegen. Seine einzige Waffe, die letzte Hoffnung…
    Als sich der Griff um seinen Leib etwas lockerte, hegte Matt die leise Hoffnung, dass ihm die Hydriten zur Hilfe kamen, doch ein Blick in die Runde zerschlug alle Hoffnung.
    Ul'ia, Faw'n und Qu'rog war es inzwischen nicht besser ergangen. Um jeden von ihnen hatte sich einer der verbliebenen Fangarme gewickelt, sodass sie nun alle vier auf und ab tanzten wie hilflose Marionetten, die sich in den eigenen Fäden verfangen hatten.
    Matt verstand erst nicht, warum sie überhaupt noch am Leben waren. Die riesigen Tentakel besaßen zweifellos genügend Kraft, um sie kurzerhand zu einem unappetitlichem Knochen- und Fleischbrei zu zerquetschen.
    Gleich darauf musste er erkennen, dass sie der fremde Organismus nicht einfach nur töten, sondern zu Tode quälen wollte.
    Die vier Tentakel gerieten erneut in Bewegung. Langsam schwangen sie hin und her, als würden sie das Gewicht ihrer Opfer abwägen. Dann, ohne jede Vorwarnung, wurde Qu - rog kopfüber direkt ins offene Maul geschleudert!
    Von der unbarmherzigen Fessel gehalten, ragte er bis zum Brustkorb hinein. Sein panisches Klacken hallte dumpf hervor, solange, bis sich der mit scharfen Reißzähnen gesäumte Schlund ruckartig zusammenzog. Stille trat ein. Nur wer besonders gute Ohren besaß, konnte das in die Höhe sprudelnde Blut hören, das sich in rosafarbene Schwaden verwandelte.
    In einer fast schon verächtlichen Bewegung schwang der Fangarm zurück und ließ Qu - rogs Torso zu Boden gleiten. Dafür wurde jetzt Faw'n hochgestemmt und kopfüber herabgelassen.
    Stumm und starr sah er dem nahenden Schicksal ins Auge. Er hatte wohl schon mit dem Leben abgeschlossen.
    Zwei Mal dem Tode entronnen, trotzdem nicht nachgelassen. Das hatte einfach nicht gut gehen können.
    Obwohl er wusste, wie sehr ihn eine Wiederholung des blutigen Schauspiels quälen würde, wandte Matt den Blick nicht ab.
    Faw'ns Flossenkamm schwebte bereits dicht über dem offenen Maul, als ein blaugelber Schatten zwischen den Fangarmen hindurch zischte.
    Matt traute seinen Augen nicht. Vor ihm jagte tatsächlich Aruula mit kräftigen Flossenschlägen auf den emporragenden Stamm zu, ihren Bihänder wie eine zum Stoß bereite Lanze vorgestreckt. Ihr Auftauchen überraschte auch den fremden Organismus. Noch ehe der freie Fangarm auf sie niedersausen konnte, rammte sie die doppelschneidige Klinge tief in den
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