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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson
Autoren: Jason Dark
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traurigen Ausdruck an. »Manchmal habe ich das Gefühl, daß es noch schlimmer werden kann als der verdammte Galgen. Was hat Abe dir erzählen können?«
    »Nichts. Oder so gut wie nichts. Wir trafen uns auf dem Airport. Er flog ab, ich kam. Abe mußte nach Miami, wo es einigen Ärger gegeben hat. Mein Pech.«
    »Wir packen es auch ohne ihn – hoffe ich.« Sie schaute sich um.
    »Bist du wirklich allein?«
    »Nein, ein Freund fuhr mit.«
    »Der Chinese, der dir auch beim Galgen…«
    »Nicht er. Ein anderer, ein Reporter. Bill Conolly, ich kenne ihn schon seit Jahren.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mach keine Witze. Wir können Reporter nicht gebrauchen.«
    »Er ist auch kein normaler Reporter. Durch ihn habe ich einiges er fahren können.«
    »Was denn?«
    »Das du recht hast. Auch er hat schon von den Schädeln gehört. Er ist ein Mensch, der sich vorgenommen hat, magischen Phänomenen auf der gesamten Welt nachzugehen. Wir arbeiten hin und wieder zusammen. Bill hat mir schon gute Tips gegeben. Du kannst dich auf ihn verlassen.«
    Roxie hustete und wischte Speichelreste von den Lippen. »Darf ich fragen, wo er sich aufhält?«
    »In einem Auto. Es parkt in der Straße. Ich habe mich für das Dach entschieden.«
    »Denkst du an Rückendeckung?«
    »So ähnlich.«
    »Ach John.« Sie winkte ab. »So etwas kannst du hier vergessen. Hier deckt dir niemand den Rücken. Hier schießt höchstens jemand hinein.«
    Ich widersprach nicht, denn ich mußte Roxies Worte einfach akzeptieren. Sie kannte sich aus, sie war hier groß geworden. Diese Stadt war für Außenstehende kaum begreifbar. Roxie begriff sie ebenfalls nicht, aber sie kannte den Block, von dem die Gefahr ausging. Sie kannte eigentlich alles in der Straße, und sie stand sich gut mit Abe Douglas, dem G-man, und einem Freund von mir.
    Abe hatte sie mal aus einer beschissenen Lage herausgeholt, wie sie selbst sagte. Was das genau gewesen war, darüber wollte sie nicht reden. Es mußte aber mit Rauschgift zu tun gehabt haben. Deshalb bekam sie auch keine Sozialhilfe. Wer einmal mit dem Zeug erwischt worden war, den ließ man verrotten.
    Auch ein Stück dieser New Yorker Gnadenlosigkeit.
    Die Aussicht war wunderbar. Manhattan ohne Dunstglocke war ein Meer von Lichtern.
    Ein wunderbarer Ausblick. Die Sicht war geschaffen für Träumer, denn über der Stadt lag ein Himmel, der in einem tiefen Blau strahlte, wobei ich vergeblich nach irgendwelchen Wolken Ausschau hielt.
    »Das ist der Himmel«, sagte Roxie leise. »Das ist genau der Himmel, den sie brauchen.« Sie war dicht neben mich getreten. Ihre Kleidung roch nach Gewürzen und alten Essen.
    »Bist du sicher, daß sie kommen werden?«
    »Natürlich, das ist ihre Nacht. Da schlagen sie zu. Sie warten doch nur darauf. Es hat Tote gegeben, das darfst du nicht vergessen, John. Vier Tote.«
    »Davon sprach Abe.«
    »Und man fand in den Wunden stets die Splitter der verdammten Knochen, John.«
    Ich gab keinen Kommentar und nickte nur. Es hatte sich tatsächlich so verhalten. Vier Tote hatte es gegeben, auf scheußliche Art und Weise waren die Personen umgebracht worden. Man mußte davon ausgehen, daß ihre Mörder Totenschädel gewesen waren.
    Das wenigstens behauptete Roxie, die diese Morde einem alten Zauber zuschrieb, den sie aus ihrer Kindheit kannte, die sie in der Karibik verbracht hatte.
    Ein Skelett-Zauber, irgendwo auch an Voodoo erinnernd, mußte wie die Pest in Manhattan eingefallen sein. Voodoo, Morde, ein uralter Zauber, Schamanen-Magie.
    Ein jeder hätte die Frau ausgelacht. Nicht so Abe Douglas, zu dem sie Kontakt aufgenommen hatte. Der G-man hörte ihr genau zu, er und seine Kollegen waren mit der Untersuchung dieser Fälle beauftragt, kamen aber nicht weiter und benötigten unbedingt die Hilfe der Frau. Sie hatte von einem gefährlichen Fluch gesprochen, der sich über die Stadt zwischen Hudson und East River hinabsenkte, und ihre Warnungen waren bei Douglas auf fruchtbaren Boden gefallen. Deshalb hatte er sich mit mir in Verbindung gesetzt. Wir kannten uns schon lange. Gemeinsam hatten wir einiges in New York erlebt, und es war stets grauenhaft gewesen.
    Mit Bill Conolly hatte ich auch darüber gesprochen. Der wußte mehr und bestätigte indirekt Roxie Chicas Worte. Er hatte vor kurzem noch über den Zauber gelesen, allerdings hatten sich seine Forschungen mehr auf den mittelamerikanischen Raum bezogen. Daß die Schädel auch in New York zuschlugen, war ihm neu, wobei er davon ausging, daß New York erst
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