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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson
Autoren: Jason Dark
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doch.«
    »Meinst du?«
    »Ich habe noch immer Hoffnung.«
    »Du? In deinem Alter?«
    »Manchmal haben wir einen besseren Durchblick als ihr jungen Küken, Kleine.«
    Curry strich ihr schwarzes Fähnchen glatt. Es endete an den Oberschenkeln. Wegen der Kühle hatte sie noch eine Jacke übergestreift.
    »Ich gehe dann jetzt.«
    Sie schlich davon. Roxie hörte sie weinen und dachte wieder einmal über dieses verfluchte Leben nach, das eigentlich keines war.
    Dabei konnte sie sich nicht beschweren, denn sie besaß noch ihre Tiere. Der Hund und die Katzen, die waren ihre eigentlichen Freunde und lebten wunderbar mit ihr zusammen. Sie waren nicht falsch die Tiere brachten ihr echte Gefühle entgegen.
    Noch eine Etage. Roxie war etwas außer Atem, als sie in der fünften eine schmale Eisentür aufstieß und vor sich einen aus Metallgittern bestehenden Vorsprung erkannte, an den sich eine ebenfalls metallene Leiter anschloß, die an der Außenwand des alten Hauses hoch zum Dach führte.
    Das Dach war wichtig. Es gehörte zu den Treffpunkten, die Roxie Chica liebte. Dort hatte sie oft Stunden verbracht und meditiert. Da hatte sie es auch gespürt.
    Der Wind wehte in ihr Gesicht und spielte mit dem Stoff der blauen Strickmütze. Im krassen Gegensatz dazu stand die rote Strickjacke, die sie übergestreift hatte.
    Roxie stieg die Stufen der Leiter hoch. Aus manchen Kaminen quoll noch Rauch. Wußte der Teufel, was die Menschen alles verbrannten, jedenfalls stank es bestialisch.
    Sechs Stufen waren es bis zum Rand des Dachs. Die Leiter endete in Höhe des Mauervorsprungs. Auf der anderen Seite mußte Roxie springen, um das flache Dach zu erreichen.
    Sie blieb stehen und schaute sich um. Kamine, Antennen, sogar ein Abfallhaufen lagen hier. Wenn sie nach Westen schaute, sah sie den.
    Fluß. Der Hudson schob seine Fluten durch das Bett und vorbei an den ehemaligen Piers, die jetzt leer standen und vor sich hinrosteten.
    Die Luft war für New Yorker Verhältnisse ziemlich klar. Sogar die Spitze des Empire State Building konnte sie sehen. Der Wind hatte noch zugenommen. Er blies von Osten über die Türme und Häuser hinweg und brachte Meeresfrische mit.
    Sie liebte den Blick über Manhattan, den Himmel, die manchmal wunderbare Weite. Mit dem Zeigefinger kratzte sie über die Stirn und ging zwei Schritte vor.
    »Bist du da, John?«
    »Sicher.« Nach dieser Antwort verließ ein blonder Mann die Deckung eines hohen Kamins.
    Der Mann war ich!
    ***
    Roxie Chica schaute mir entgegen. Sie lächelte mir zu. Wir kannten uns noch nicht lange, doch wir mochten einander.
    »Ich habe schon von deinem Pech gehört. Jetzt wirst du es ohne Bullenhilfe durchstehen müssen.«
    Ich hob die Schultern. »Vergiß nicht, daß ich selbst ein Bulle bin, meine Liebe.«
    »Aber kein New Yorker.«
    »Die magst du nicht?«
    »Na ja, nicht besonders, aber es gibt Ausnahmen, deshalb habe ich mich einer dieser Ausnahmen anvertraut.«
    »Abe Douglas.«
    »Genau, John, der gute Abe. Er hat mich nicht ausgelacht und mir gesagt, daß er etwas tun würde. Okay, er hat dich geschickt, du bist hier; Abe hat dich eingewiesen, und ich glaube, daß wir beide zusammenhalten können.«
    »Das müssen wir.«
    »Hat dich jemand gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Gut, das ist gut. Die würden dich in diesem Teil des Blocks fertigmachen. Du gehörst eigentlich in die andere Hälfte.«
    »Wohl fühle ich mich nicht gerade«, gab ich zu. »Aber wer kann sich seinen Job schon aussuchen?«
    »Stimmt auch wieder.« Sie strich mir über die Wange. Auf ihren Fingern war eine dicke Hornhaut gewachsen. »Sogar Hunter, mein Hund, mag dich. Aber werden wir es schaffen?«
    »Das müssen wir.«
    »Du hast einen guten Ruf, John, einen sehr guten. Ich glaube, daß dir diese Stadt einiges zu verdanken hat, aber du wirst von ihr keine Dankbarkeit bekommen. Manhattan kennt so etwas nicht. New York ist gnadenlos. Es frißt, oder es speit aus.«
    »Habe ich Dankbarkeit verlangt?«
    »Nein, John, ich wollte dich auch nur vorwarnen. Solltest du einmal daran denken oder gedacht haben. Wie gesagt, Manhattan läßt keinen los, aber hätte man dir ein Denkmal setzen müssen.«
    »Hör auf!«
    »Der rollende Galgen damals war verdammt schlimm. Du hast es geschafft, ihn zu stoppen.« [1]
    »Nicht nur ich allein, ich hatte Helfer.«
    »Es war trotzdem eine Leistung.«
    Ich wechselte das Thema. »Und jetzt, was ist mit den Schädeln, von denen mir Abe und du erzählten?«
    Die großen Augen nahmen einen
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