Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sollen. Dann werden euch die kleinen Pfeile entgegenfliegen. Sie sind sehr schmal, aber auch sehr spitz. Es reicht aus, wenn sie eure Haut ritzen und ihr Gift – Curare – in eure Blutbahn verteilen. Wenn dies geschehen ist, kann euch nichts mehr retten. Du hast vorhin von Voodoo gesprochen, Weißer. Auf eine bestimmte Art und Weise hast du sogar recht. Betrachtet euch selbst. Ihr seid schon jetzt dem Voodoo verfallen. Seht euch als lebende Tote an.«
    »Das wäre Mord an Polizisten.« Die Antwort klang lahm, das wußte ich, denn Typen wie den Doc konnte man damit nicht schocken. Er war kein normaler Verbrecher, sondern ein verflucht abgebrühter Hund und eiskalt bis in die Knochen.
    »Spielt es eine Rolle, wen ich umbringen lasse?«
    »Vielleicht doch. Ich meine…«
    »Nein, es ist nicht wichtig. Allein unsere Ziele sind wichtig, das merkt euch.«
    Ich wollte Zeit gewinnen und fragte: »Wie sehen diese Ziele denn aus? Mord, Grauen, Vernichtung?«
    Er schüttelte den Kopf, wobei der ungewöhnliche Hut nicht einmal verrutschte. »Es sind die alten Gesetze, zu denen wir wieder zurückkehren müssen. Die Lehren unserer Vorväter, die von vielen vergessen worden sind, seit sie die Heimat verließen, um hier ihr angebliches Glück zu finden. Kommen die Menschen nicht zu ihren Propheten, so muß der zu den Menschen gehen. Das ist das Gesetz, nach dem ich gehandelt habe. Deshalb bin ich bereit, die Herrschaft über die Westside zu übernehmen. Hier wird bald das Gesetz der Alten regieren.«
    »Es gibt sie nicht mehr«, sagte ich. »Sind die Alten identisch mit den Totenschädeln?«
    »So ist es.«
    »Dann hast du sie aus den Gräbern geholt?«
    »Ja, sie lagen auf der Insel verteilt. Ich habe lange suchen müssen, um sie alle zu finden, aber ich habe es geschafft, und nun haben sie ihre Magie auf mich übertragen. Sie haben mich stark und mächtig gemacht, zu einem großen Herrscher und König. Es wird nicht mehr lange dauern, dann haben wir die Kontrolle.«
    »Dir ist klar, daß die Polizei Bescheid weiß?«
    »Natürlich.« Er lächelte dünn. »Nur frage ich dich, was sie mit ihrer Technik, mit ihren Waffen und all den anderen modernen Dingen gegen Werte ausrichten wollen, die über Jahrhunderte hinweg gewachsen sind? Gar nichts können sie dagegen tun. Die Macht und die Kraft der Tradition ist viel stärker. Sklaven haben sie schon von Afrika mitgebracht. Die geheimnisvollen Riten der Medizinmänner und Schamanen wurden von Generation zu Generation weitergetragen, um endlich zu diesem Punkt zu gelangen, an dem wir nun stehen.«
    Ich räusperte mich. »Auch in dieser Zeit gibt es Werte, die von Menschen hochgehalten werden…«
    »Nicht für uns. Wir haben lange genug in Knechtschaft leben müssen. Wir haben all die Jahre gehofft, gebetet und gefleht, daß sich die Zeiten ändern würden. Freiwillig taten sie es nicht, sie wurden sogar noch schlimmer, bis ich kam und all die Unzufriedenen sammelte, um das Rad des Schicksals selbst zu drehen.«
    »Überdreh es nur nicht!« warnte ich ihn. »Was du vorhattest, haben schon andere versucht und sind gescheitert.«
    Er bewegte sich und stand trotzdem still. Nur seine geheimnisvollen Augen rollten in den Höhlen, als wollten sie das Weiße noch mehr hervordrücken. Ich sah, wo er hinschielte. Für ihn waren seine Totenschädel wichtig, die ihn als knöcherne, stumme Leibwächter umstanden. »Es sind meine Freunde!« flüsterte er mir zu. »In ihnen steckt der Geist der Toten, wenn du verstehst.«
    Ich hob die Schultern. »Auch diese Geister kann man beschwören und vertreiben.«
    »Du?«
    »Bestimmt.«
    Machte ihn meine Sicherheit unsicher? Ich wußte es nicht. Anmerken ließ er sich nichts, aber ich las so etwas wie eine Frage in seinen Augen, die ich ihm beantwortete, ohne daß er sie zuvor gestellt hatte. Ich ließ meine Hand in die Tasche gleiten, umfaßte das Kreuz, und er beobachtete mich weiter. Der Doc vertraute voll und ganz auf den Schutz seiner Leibwächter.
    Ich holte das Kreuz hervor. Allerdings lag es noch verborgen in meiner rechten Faust. Sehr langsam und gemächlich öffnete ich die Hand, so daß er den Gegenstand einfach sehen mußte, denn er schaute geradewegs darauf.
    »Nun?«
    In seinen Augen regte sich nichts. Dann flüsterte er: »Du hast ein besonderes Kreuz, ich spüre genau seine Strahlung, aber es kann mich so nicht schrecken. Darf ich dich daran erinnern, daß auch im brasilianischen Macumba-Zauber Kreuze verwendet werden. Dort vermischt sich die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher