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0583 - Schädeltanz am Hudson

0583 - Schädeltanz am Hudson

Titel: 0583 - Schädeltanz am Hudson
Autoren: Jason Dark
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ich mich mit ihm herumwälzte, auf die Beine kam und ihn ebenfalls in die Höhe zerrte. »Hast du kapiert?«
    »Ja, verdammt, ja!«
    Ich hielt ihn weiterhin fest und ging noch auf Nummer Sicher, als ich ihm die Mündung der Beretta dicht über dem rechten Ohr gegen den Kopf drückte.
    Das Schweigen belastete uns. Noch hatte sich nichts getan, ein lauerndes Abwarten, mehr war nicht geschehen.
    Ich spürte, wie es in meinem Hals trocken wurde. Trinken mußte ich – irgend was. Vor uns streckte Roxie Chica den Arm so weit aus, daß sich ihre Handfläche über den tanzenden Flammen des Feuers befand.
    Sie verbrannte sich nicht, auch dann nicht, als sie tiefer ging und die Hand in die Flammen steckte.
    Ich hörte Bill stöhnen, auch mir wurde es komisch, doch Roxie lächelte nur. Dann begann sie zu sprechen. »Wer die innere Kraft besitzt, das Feuer zu zähmen, der ist auch in der Lage, Menschen zu führen. Euer Doc beherrscht das Feuer auch, ich weiß es, aber wie ihr seht, ist er nicht einmalig. Ich bin ihm gleich, auch ich stamme von der Insel, doch ich will etwas anderes. Ich möchte den Frieden zwischen den Rassen haben. Ich weiß, daß dies schwer, vielleicht sogar unmöglich ist, man muß etwas dafür tun und im Kleinen anfangen. Hier – bei uns an der Westside, wollen wir die Vorreiter sein. Die Magie der Alten soll uns nicht beherrschen, denn sie dient dem Krieg und nicht dem Frieden. Sie ist auf das Töten ausgerichtet. Die Köpfe haben sich genügend Opfer geholt. Sie schlugen ihre Zähne in die Hälse der Menschen, sie waren so furchtbar grausam, sie wollten das Blut, sie tranken es, sie wollten den Geist, die Seele, die wollten alles rauben. Das ist Krieg! Gebt mir eure Waffen, oder legt sie weg.«
    »Nein!« keuchte der Doc, »nein…«
    Ich verstärkte den Mündungsdruck. »Wirst du wohl dein Maul halten, du komischer Zwerg!«
    »Macumbas Macht ist nicht stärker, sie…«
    »Sei ruhig, Doc!«
    Noch hielten die Männer ihre Blasrohre fest. Sie wußten nicht, wie sie sich entscheiden sollten. Einerseits hatten sie ihrem Herrn und Meister ein Versprechen abgegeben, zum anderen aber sahen sie mit an, in welch einer Lage sich der Doc befand, daß er möglicherweise nicht so stark war, wie er stets behauptet hatte.
    »Wer gibt mir das erste Blasrohr?« fragte Roxie.
    Die Männer bewegten ihre Köpfe, schauten sich gegenseitig an, standen dann da, als wollten sie dem Rauschen des Flusses nachlauschen, bis der erste nickte.
    Er war einer der kleineren, aber sehr kräftig gebaut. Der feurige Widerschein strich über mächtige Armmuskeln.
    »Es ist gut, daß du es tun willst, Pedro.« Sie kannte die Männer also. Wahrscheinlich wohnten sie in der 90. Straße West.
    »Ja, Roxie.«
    »Ich habe oft mit deiner Mutter gesprochen. Sie hat sich immer um dich Sorgen gemacht. Zu recht, wie ich bis vor wenigen Sekunden noch erkennen mußte.«
    Pedro schaute zu Boden, als würde er sich schämen. Dann schleuderte er das Blasrohr mit einem Ruck in die Flammen. Die Waffe fing sofort Feuer. Unter knackenden Geräuschen loderte sie auf und verbrannte.
    »Es muß für dich wie eine Befreiung vom Bösen oder vom Teufel sein!« rief Roxie laut. »Ich danke dir, daß du den Anfang gemacht hast, denn deine Freunde werden folgen.«
    Sie hatte sich nicht geirrt. Der Reihe nach wirbelten die Blasrohre in das Feuer und wurden zu einer Beute.
    Bei jedem Blasrohr, das die Flammen erfaßte, stöhnte der Doc auf.
    Manchmal heulte er wie ein kleiner Hund. Seine Magie neigte sich dem Ende zu oder war schon beendet.
    Roxie begleitete jedes Fallen eines Blasrohres mit einem Kopfnicken. Ihr Gesichtsausdruck wirkte freundlicher. Freude spiegelte sich darauf und glänzte in ihren Augen.
    Selbst Bill hatte sich entspannt. Zwar hielt er die Beretta noch fest, nur wies die Mündung schräg zu Boden.
    Die Helfer des Docs kamen mir plötzlich wie Schulbuben vor, die jemand bei einem bösartigen Streich ertappt hatte. Sie hielten die Köpfe gesenkt. Selbst im Licht der Flammen war zu erkennen, daß ihre Wangen zuckten und sie mit den Augen zwinkerten.
    Roxie nickte ihnen zu. »Geht«, sagte sie sehr leise zu ihnen. »Bitte, geht jetzt.«
    »Und wohin?«
    »Pedro, warten nicht deine Eltern?«
    »Schon, da war ich lange nicht mehr.«
    »Ich werde mit ihnen reden.«
    Da nickte der junge Mann und drehte sich als erster um. Als er den anderen seinen Rücken zuwandte, war das für sie ein Zeichen, sich ebenfalls in Bewegung zu setzen.
    Sie schlichen davon wie
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