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0582 - Der Totenbaum

0582 - Der Totenbaum

Titel: 0582 - Der Totenbaum
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Robin hatte eine schmale Stablampe mit einem Magnet an den Lauf seiner Dienstwaffe geheftet.
    Mit der Waffe bewegte er den Lichtstrahl und konnte damit ein mögliches Ziel auch gleich anleuchten.
    Der schmale Strahl der MagLite glitt über Nicole hinweg und dann in die Runde.
    Aber der Baum war verschwunden!
    »Was ist passiert?« rief Robin, aber er verließ seinen Standort nicht. Er verharrte neben dem Wagen, halb geschützt durch die offene Autotür.
    Er fühlte sich offensichtlich gar nicht wohl in seiner Haut. Es drängte ihn, zu Nicole zu laufen und ihr zu helfen, aber das konnte auch eine Falle sein.
    »Ich lebe noch«, sagte sie und erhob sich langsam. »Lieber Himmel, wo ist dieser verdammte Baum geblieben?«
    Sie sah in Robins Richtung - und zuckte zusammen.
    »Aufpassen, Pierre! Der Baum!«
    Robin fuhr herum, leuchtete den mächtigen Baum an, unter dem der Wagen parkte.
    »Was ist damit?« fragte er heiser.
    »Weg von dem Baum!« schrie Nicole. »Er… er ist gefährlich!«
    Robin tauchte blitzschnell in den Wagen und zog die Tür zu. Der Motor sprang an.
    Der Chefinspektor fuhr den Citroën bis unmittelbar neben Nicole und ließ sie einsteigen.
    Rückwärtsgang 'rein! Gas geben!
    Der Rückfahrscheinwerfer spendete nur karges Licht, aber es reichte, um auf einer leeren Straße die Richtung zu halten.
    Erst gut fünfzig Meter weiter stoppte Robin wieder - um eben diese fünfzig Meter weiter von Zamorra und dem Friedhofsportal entfernt!
    »Was ist passiert?« fragte Robin erneut.
    Nicole rieb sich den linken Ellenbogen, den sie sich beim Sturz gestoßen hatte. »Plötzlich war der Baum direkt neben mir. Er wirbelte mit beweglichen Luftwurzeln umher. Er griff mich an. Als ich aufschrie, war der Spuk seltsamerweise sofort wieder vorbei.«
    »Vielleicht hat er schon erreicht, was er wollte. Vielleicht hat er dir ein paar seiner Fasern unter die Haut getrieben.«
    »Hoffentlich nicht«, murmelte sie unbehaglich. Sie wurde unsicher. Es war tatsächlich möglich, daß sie infiziert worden war.
    »Wo kam der Baum her, und wie verschwand er?«
    »Ich weiß nicht. Teleportation vielleicht.«
    »Dann war es auf keinen Fall der Baum, der beim Wagen stand«, sagte der Chefinspektor. »Der stand nämlich die ganze Zeit über fest verwurzelt.«
    »Vielleicht hat er sein Double ausgeschickt - oder einen Ableger.«
    Düster erinnerte Nicole sich an den Dämon Astardis. Der hatte ein Versteck irgendwo in unerforschten Höllentiefen und verließ es nie. Aber er verfügte über die bizarre Fähigkeit, einen materiell festen Scheinkörper auszusenden und so handeln zu lassen, als sei er es selbst.
    Auf diese Weise war Astardis unverwundbar. Man konnte seinen Doppelkörper vielleicht mit Magie vernichten, aber damit traf man niemals das Original.
    Und das konnte im nächsten Moment schön wieder einen neuen Körper genau dort entstehen lassen, wo sich sein Gegner gerade in seinem vermeintlichen Sieg sonnte…
    Die einzige Möglichkeit, Astardis an den Kragen zu gehen, bestand darin, sein Versteck in der Hölle aufzuspüren. Doch das war ein Ding der Unmöglichkeit. So lange konnte dort kein Mensch überleben, bis seine Suche endlich erfolgreich war.
    Vielleicht… war es bei diesem Mörderbaum ähnlich?
    Vielleicht sandte auch er nur eine Projektion aus, ein materielles Abbild seiner selbst?
    Nicole fühlte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Wenn es so war, konnte er einen verkleinerten Baum sogar mitten ins Auto entsenden.
    Dann gab es keine Sicherheit. Nirgendwo !
    »Vielleicht«, unterbrach Robin ihre Gedanken, »war das eben nur ein ganz fauler Trick.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ein Ablenkungsmanöver. Wir sollten nicht mitbekommen, was mit Zamorra passierte…«
    Nicole preßte einen Fluch über die Lippen, der eher in eine der übelsten Hafenspelunken von Marseille gepaßt hätte statt zu ihr.
    »Los, fahr zu ihm! Wir brechen die ganze Sache ab - wenn's nicht schon zu spät ist!«
    Robin zögerte.
    Dann aber ließ er den Citroën wieder anrollen.
    Das alles war der reinste Wahnsinn…
    ***
    Der Schrei machte den Plan der Intelligenz zunichte.
    Der FEIND wurde darauf aufmerksam, daß etwas gegen ihn im Gange war. Die Intelligenz konnte den Plan daher nicht weiterverfolgen.
    Statt dessen zog sie sich wieder ganz von der Frau zurück. Warum Kraft vergeuden, die später gegen den FEIND benötigt wurde?
    Sicher, dieses sterbliche Wesen in Besitz zu nehmen, würde auch Kraft bringen. Und der Keim mußte erst geweckt
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