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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ...
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Er bekam kein Geld.
    Und angesichts der angespannten Finanzlage der grande nation bekam er das nach seiner Rehabilitierung auch nicht rückwirkend. Es lag also in seinem Interesse, daß dieser Fall so schnell wie möglich geklärt wurde.
    Nachdem er von einem Kollegen zu seiner Wohnung gebracht worden war, faßte er zunächst mal die Beschwerde über den Staatsanwalt ab, klebte den Briefumschlag zu und brachte ihn zur Post - trotz des verhängten Hausarrests. Erstaunlicherweise wurde seine Wohnung nicht überwacht, entweder hatte der Kollege die Anweisung falsch verstanden, oder er scherte sich den Teufel darum und ging ganz einfach davon aus, daß Joel daheim blieb. Daß man vielleicht auch mal einkaufen mußte, um den Kühlschrank aufzufüllen, interessierte ja ohnehin niemanden.
    Trotz Paul Dents Warnung versuchte Joel anschließend, Silvies Leichnam zu sehen. Aber in der Gerichtsmedizin lief er wie ein Schiff auf ein Riff. Der corpus sei von der Staatsanwaltschaft noch nicht freigegeben und… »Verdammt noch mal, ich bin Polizist!« fuhr Joel auf. »Und damit so etwas wie der verlängerte Arm der Staatsanwaltschaft…«
    »Wenn ich mich nicht irre, sind Sie zur Zeit kein Polizist!« Der blutjunge Verwaltungsassistent zeigte sich bestens informiert und versperrte Joel den Weg. »Daher darf ich Sie bitten, jetzt wieder zu gehen.«
    Joel ging, und er kam sich jetzt wie der verlängerte Armleuchter der Staatsanwaltschaft vor.
    Silvies Wohnung war versiegelt. Natürlich! Joel widerstand der Versuchung, das Siegel aufzubrechen und sich drinnen umzusehen. Statt dessen humpelte ihm Jaques Bonnet über den Weg, dem das kleine Haus gehörte.
    »Ich kann's einfach nicht glauben«, krächzte der alte Mann, der, wie Joel bekannt war, gar nicht so schlecht zu Fuß war, wie er immer tat. Aber konsequent zeigte er sich in der Öffentlichkeit immer an Krücken und ›an besonders schlechten Tagen‹ sogar im Rollstuhl. Schließlich wollte er seine Vergünstigungen nicht aufs Spiel setzen.
    Joel hatte schon häufiger gesehen, wie er recht flink die Treppe hinaufgewetzt war - ohne Gehhilfe.
    Aber Joel war kein Denunziant, und vielleicht kam ja irgendwann mal einer der Nachbarn dem alten Vogel auf die Schliche.
    Vielleicht aber wußten sie es auch alle, und sie hielten nachbarschaftlich zusammen. In dem Fall würde eine Meldung auch nichts einbringen. Nicht gegen so viele Zeugen.
    »Ich kann's einfach nicht glauben«, wiederholte Bonnet. »So ein nettes Mädchen, und dann auch noch mit einem Polizisten befreundet - da denkt man doch, da kann nichts passieren.«
    »Sie haben die Tote gefunden?« fragte Joel.
    »Habe ich doch Ihren Kollegen schon gesagt, Monsieur. Es muß Sie schwer getroffen haben. Sie war so hübsch und so liebenswert. Ich fürchte, eine solche Mieterin finde ich nicht so schnell wieder.«
    Das ist alles, worüber du dir Sorgen machst, wie? dachte Joel und verzog das Gesicht. »Wissen Sie, daß man mich verdächtigt, Mademoiselle Grek ermordet zu haben?«
    »Sie?« Bonnet staunte. »Das ist absurd. Sie sind doch Polizist! Und Sie waren ihr Freund. Wer kommt denn auf solch dumme Ideen?«
    »Der Staatsanwalt.«
    »Der ist ein… äh, ich sag's lieber nicht, sonst müssen Sie mich wegen Beleidigung einer Amtsperson anzeigen.«
    »Oh, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich hätte vollstes Verständnis. Man hat Sie verhört?«
    »Ja. Ihre Kollegen wollten wissen, wann Sie das Haus verlassen haben. Schade, daß ich's nicht sagen konnte. Ich habe wohl gesehen, wie Sie beide mit einem Polizeiwagen hergebracht worden sind, aber wann Sie gegangen sind, hab' ich nicht mitbekommen. Was war überhaupt los? Sah so aus, als hätten Sie Ihre Fahrradtour verfrüht abgebrochen. Wissen Sie, ich stand zufällig am Fenster, das war offen, und ich konnte hören, wie Sie sich unterhielten…«
    Natürlich. Zufällig. Wer hätte etwas anderes erwartet?
    Bonnet war die Alternative zur örtlichen Tratschtante. Was Bonnet nicht ›zufällig‹ mitbekam, das gab es auch nicht.
    Joel verabschiedete sich und fuhr zur Loire, zu der Brücke, an der alles seinen Anfang genommen hatte.
    Zu seiner Überraschung befand sich Kollege Dent nebst ein paar anderen Beamten hier.
    »Verdammt, Joel, bring dich nicht selbst in Teufels Küche«, zischte Paul, der ihm entgegenkam und ihn hastig zum Auto zurückdrängte. »Merdefaire hat dich unter Hausarrest gestellt! Hau ab, Mann, bevor die anderen auf die Idee kommen, deine Anwesenheit hier zu melden. Dann macht
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