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0581 - Wo Dämonen sterben ...

0581 - Wo Dämonen sterben ...

Titel: 0581 - Wo Dämonen sterben ...
Autoren: Werner Kurt Giesa
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werden mußte.
    Aber - sie machte jetzt nichts mehr falsch. Sie benahm sich völlig normal, gerade so, als wäre das, was Joel mit ihr an der Loire erlebt hatte, überhaupt nicht geschehen.
    Das einzig Merkwürdige war, daß sie nicht über dieses Erlebnis sprach. Sie reagierte auch nicht auf seine entsprechenden Bemerkungen.
    Schließlicht verabschiedete er sich von ihr. Er hatte den Eindruck, daß sich ihr psychischer Zustand weitgehend stabilisiert hatte.
    Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem. Deshalb beschloß er, gleich morgen mit ihr zu telefonieren und ihr auch einen Psychiater zu empfehlen. Dafür wollte er allerdings erst noch ein wenig herumfragen.
    Er packte sein Fahrrad in den Citroën Break und fuhr nach Roanne.
    Aber er schlief nicht in dieser Nacht. Unruhig wartete er darauf, daß sein Wecker am späten Vormittag klingelte und ihn zum Dienst rief, der am Mittag begann.
    ***
    Es war nicht der Wecker, sondern die Türklingel, die Joel aufschrecken ließ, und es war auch nicht die richtige Zeit.
    Er tappte zur Wohnungstür und öffnete. »Paul?« stieß er überrascht hervor. »Was…«
    Paul H. Dent war ein Kollege, tat aber fast stets in einer anderen Schicht seinen Dienst. Privat kannten sie sich besser - Dent war der zweite Mann im Herausgeberteam des Horror-Magazins. Aber sicher nicht deshalb klingelte er zu dieser Stunde an Joels Wohnungstür.
    »Darf ich reinkommen?« fragte Paul.
    »Sicher, Paul.« Er ließ die Tür hinter ihm wieder zufallen. »Nun sag schon, was ist passiert?«
    »Es… es tut mir leid«, murmelte Paul Dent. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Aber…«
    »Was aber?« fragte Joel beunruhigt. Normalerweise kam Paul gleich zur Sache und druckste nicht so herum. »Nun komm schon, sag mir, was los ist, zum Teufel.«
    »Der Teufel ist los - für dich«, sagte Paul. »Schau mal zum Fenster raus.«
    Joel tat ihm den Gefallen. Unten an der Straße stand einer der zivilen Einsatzwagen, und ein weiterer Kollege saß nicht hinter dem Lenkrad, sondern lehnte am Fahrzeug und beobachtete die Haustür.
    Joel runzelte die Stirn.
    »Was soll das?«
    »Merdefaire hat uns hergeschickt.«
    »Der Staatsanwalt? Paul, was…?«
    Dent schluckte. »Es tut mir verdammt leid, Joel. Aber ich kann nicht anders. Ich muß dir deine Hundemarke und die Dienstwaffe abnehmen.«
    »Weshalb?« fuhr Joel auf. »Verdammt, Paul hat Merdefaire das etwa angeordnet? Weshalb? Ich…«
    »Silvie Grek ist tot«, sagte Paul Dent heiser. »Und du, Joel, bist der letzte, der sie lebend gesehen hat.«
    Joel war wie erschlagen.
    Er taumelte zurück, ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Was?« hauchte er.
    »O Gott. Sag, daß das nicht wahr ist, Paul. Sag, daß das nicht wahr ist! Du machst einen Scherz, nicht wahr? Du…«
    »Pardon, Joel. Es ist die bittere Wahrheit.«
    Joel senkte den Kopf, er schloß die Augen.
    Ein langer Alptraum, ein sehr langer Alptraum. Er war immer noch nicht zu Ende.
    Silvie konnte nicht tot sein! Sie hatte doch noch gelebt, als er sie verließ. Warum sollte sie jetzt tot - »Ich glaube das nicht«, sagte er schließlich, und er erhob sich mit einem jähen Ruck.
    »Was du glaubst, interessiert leider niemanden außer mir, und ich werde nicht gefragt«, sagte Paul leise. »Aber dich wird man fragen. Da war eine seltsame Geschichte gestern an der Loire, zwischen Nervieux und Feurs, nicht wahr? Die Jungs von der Lametta-Brigade haben Silvie und dich zu ihrer Wohnung gebracht, und ihr habt während der Fahrt und schon vorher gewaltig miteinander gestritten. Und nun ist Silvie tot, und ich darf dir das schonend beibringen und dir gleichzeitig mitteilen, daß du vom Dienst suspendiert bist und unter Mordverdacht stehst. Komm, mach mir keinen Ärger, ja? Ich kann doch nichts dafür.«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Joel halbblind, halbtaub. Sein Mund war trocken.
    Plötzlich hatte er das nie gekannte Bedürfnis, sich ein ganzes Wasserglas voll Cognac durch die Kehle rinnen zu lassen, ganz langsam, Schluck für Schluck, Feuer bis in den Bauch hinab. Und nicht mehr damit aufhören bis zur Bewußtlosigkeit. Einfach alles vergessen, alles verdrängen. Silvies Tod, die Suspendierung, Staatsanwalt Merdefaire.
    Er versank noch tiefer in die Polster des Sessels.
    »Verdammt, Joel, ich weiß, daß du sie nicht umgebracht hast. Du kannst so etwas überhaupt nicht«, sagte Paul. »Aber ich bin ein ebenso kleines Licht im Polizeiapparat wie du. Ich muß tun, was man mir sagt, ganz gleich, ob es richtig
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