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0580 - Ginas Mörderschloß

0580 - Ginas Mörderschloß

Titel: 0580 - Ginas Mörderschloß
Autoren: Jason Dark
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Sonnenstrahlen hatte ihn aufgeheizt. »Ich habe ihnen erzählt, daß ich erst gegen Abend zurücksein werde. Bis dahin werden wir es wohl geschafft haben – oder?«
    »Mal sehen.«
    »Dann fahren Sie bitte.«
    Die Sonne war bereits tiefer gesunken. Ihre Strahlen versteckten sich hinter den mit zahlreichen Bäumen bewachsenen Hängen, so daß sie nicht mehr voll durchkamen.
    Erste Schatten breiteten sich auf der Fahrbahn aus. Wir rollten durch ein Muster aus Hell und Dunkel.
    »Es ist nicht weit«, sagte der Junge. »Mit dem Auto ungefähr noch zwanzig Minuten.«
    »Liegt das Schloß versteckt?«
    Dennis nickte heftig. »Ja, mitten im Wald. Das heißt, es überragt die Bäume mit seinen beiden Türmen. Sie sehen aus wie Zipfelmützen. Ich habe gehört, daß der Bau keinen Innenhof hat. Man kann vom Haupteingang das Schloß direkt betreten.«
    »Kannst du dir denken, weshalb es hin und wieder Menschen angelockt hat?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Hat dich schon mal jemand gefragt?«
    »Klar. Dem habe ich den Weg erklärt.«
    »Sonst nichts? Haben die Leute nie etwas gesagt?«
    Er rutschte unbehaglich hin und her. »Ich… ich weiß das auch nicht so. Angeblich soll dort jemand sein, der den Leuten wieder Kraft gibt oder so ähnlich.«
    Noch blieben wir auf der Straße, die sich in zahlreichen Kurven durch die herrliche Landschaft des südlichen Schwarzwaldes wand.
    Zu beiden Seiten stiegen die dicht bewachsenen Hänge und Böschungen als sanfte Flächen in die Höhe. Ein Schlepplift döste vor sich hin. Er würde erst wieder bei Schneefall in Betrieb genommen werden.
    Zweimal kamen uns Fahrzeuge entgegen. Ein Bus, später eine Gruppe von Motorradfahrern.
    Es ging weiter, bis zu einer schmalen Abzweigung an der rechten Seite, die mir Dennis früh genug angekündigt hatte, sonst wäre ich nämlich vorbeigefahren.
    »Dort hinein.«
    Es war ein Pfad. Unbefestigt, aber von Reifenspuren gezeichnet, auch wenn darüber schon im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen war.
    Der Wald wuchs mit seinem Unterholz sehr dicht an den Pfad heran, so daß er mir die Sicht auf das Schloß nahm. Nach einer langen Kurve aber lichtete sich der Raum zwischen den Bäumen, mein Blick wurde besser, und ich sah das Schloß.
    »Das ist es!« sagte Dennis Höller. Wobei seine Stimme ein wenig zitterte.
    »Hast du Angst?« fragte ich.
    »Ja – nein, nicht direkt. Ich… ich habe nur so ein komisches Gefühl.« Er wischte mit den feuchten Handflächen über den Stoff seiner Hose. »Das ist, als würde man mich dort erwarten.«
    »Die Hexe?«
    Er nickte. Dann flüsterte er: »Ich kenne sie genau. Ich habe sie in meinen Träumen gesehen. Ich weiß auch über den Blutstein Bescheid. Nur ist meine Erinnerung verschüttet.«
    »Sie wird zurückkehren.«
    »Hoffentlich. Sie wollen doch den Blutstein?«
    »Er ist wichtig für mich.«
    »Sehr?«
    Ich nickte. »Noch mehr für meine Mutter.«
    Das verstand der Junge bestimmt nicht. Er sagte nur: »Wissen Sie, John, ich kann der Hexe nicht einmal böse sein. Ich kann sie nicht hassen. Irgend etwas zieht mich zu ihr.«
    »Hast du darüber nachgedacht?«
    »Schon öfter. Nur weiß ich nichts. Es gibt kein Ergebnis, John. Ich glaube fast, daß mein Dasein mit ihr in einer Verbindung steht.«
    Ich wunderte mich über diese beinahe schon philosophischen Worte aus dem Munde des Jungen. Er mußte tatsächlich über einige Dinge genau nachgedacht und sich mit seinen Träumen auseinandergesetzt haben.
    Mich interessierte das Schloß. Es lehnte sich gegen einen hinter ihm hochwachsenden Hang oder Hügel, auf dem dichter Wald stand, der einen guten Schutz gegen den Wind bot.
    Das Sonnenlicht hatte sich zurückgezogen. Zwar war es noch hell, aber erste Schatten breiteten sich wie gewaltige, dunkle Teppiche in der Umgebung aus.
    Die Mauern wirkten auf mich graugrün. Sie waren mit Moos und Flechten bewachsen, die einen regelrechten Schutzfilm um das Gebäude gezogen hatten. Die Fenster waren noch offen. Kleine Vierecke, manche vergleichbar mit Schießscharten, durch die jede Ankunft beobachtet werden konnte.
    Nach einem abgestellten Fahrzeug suchte ich vergeblich. So war der Leihwagen das einzige Auto, das langsam auf das Schloß zufuhr und ausrollte. Der Junge stieg zuerst aus, klappte die Tür zu und ging zwei Schritte zur Seite, wobei er von mir beobachtet wurde.
    »Was ist denn?«
    Dennis drehte sich auf der Stelle. »Ich weiß es auch nicht, John. Ich… ich habe nur ein so seltsames Gefühl.«
    »Liegt es
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