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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter
Autoren: Unbekannt
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Wohnviertel entstanden, aber es handelte sich ausnahmslos nur um individuell angelegte Einfamilienhäuser, denn jeder baute so, wie es ihm gerade paßte. Die einen bevorzugten Blockhütten, die anderen winterfeste Bungalows, denn winterfest mußten sie sein. Trotz der weltumfassenden Wetterkontrolle war das Klima in Feuerland noch immer rauh und oft unberechenbar.
    Die Sekte hatte vor dreihundert Jahren einen Pakt mit dem Solaren Parlament geschlossen. Man wollte auf jegliche Hilfe der Zivilisation so lange verzichten, wie es eben nur möglich war.
    Lediglich Medikamente und ärztliche Betreuung waren stets willkommen, und heute konnte die Stadt Porvenir auf fünftausend Bürger stolz sein, die Nachkommen jener tapferen und entschlossenen Auswanderer vor dreihundert Jahren.
    Weit voraus bemerkte Pendor eine Bewegung, die nicht in den natürlichen Rhythmus von Wind und Meer paßte. Eine Robbe war es nicht, das sah er auf den ersten Blick. Robben schwammen anders und verursachten eine ganz andere Wellenbewegung. Es mußte ein großer Fisch sein. Mit einer geschickten Handbewegung löste er das Steuer und korrigierte den Kurs des Schiffes. Schwerfällig aber zuverlässig folgte die KAP HOORN.
    Mit der einen Hand hielt Pendor das Ruder, während er mit der anderen die Harpune bereitlegte. Die mit Widerhaken versehene Spitze bestand aus Fischbein, der Rest war Holz. Eine Leine verhinderte, daß die Waffe verlorenging.
    Es war wie vor tausendsechshundert Jahren.
    Pendor hätte mit den modernsten Mitteln der Technik jagen können, aber das wäre gegen das Prinzip seiner Vorfahren gewesen, deren Motto schlicht und einfach lautete: zurück zur Natur.
    Der Fisch war etwa drei Meter lang, eine seltene Erscheinung in den hiesigen Gewässern. Vielleicht hatte er sich verirrt, oder er war durch die unberechenbare Strömung in die enge Straße zwischen Südamerika und Feuerland getrieben worden.
    Jedenfalls kannte er sich hier nicht aus und war durch die vielen Klippen und kleinen Inseln verwirrt. Pendor sah sofort, daß er es mit einer leichten, aber sicherlich lohnenden Beute zu tun hatte.
    Der Fisch schwamm genau nach Westen, und der Wind kam stark aus Süden. Die KAP HOORN legte sich noch schräger, aber sie würde nicht kentern. Ein Kiel aus Blei - Produkt der modernen Zivilisation - verhinderte das.
    Immer noch hielt Pendor das Ruder mit der linken Hand, während seine rechte die Harpune prüfend wog. Noch fünfzig Meter, und sein Schiff holte langsam und stetig auf. Vielleicht hatte der Fisch die drohende Gefahr nicht einmal bemerkt, denn er schwamm geradeaus, ohne seinen Kurs zu ändern.
    Links zog eine Felseninsel vorbei, kahl und ohne Leben.
    Pendor achtete nicht auf sie. Das Wasser war so klar, daß er trotz der Wellenbewegung die steil in die Tiefe abfallenden Wände sehen konnte. Seine uralte Sehnsucht überkam ihn für einen Augenblick. Tauchen wollte er, so tief es möglich war, mit Hilfe der modernen Geräte, die ihn mit Atemluft versorgten. Es gab Mischungen, die den Wasserdruck ausglichen und Tiefen bis zu tausend Meter ermöglichten. Der moderne Mensch hatte sich der Welt unter Wasser angepaßt. Aber Pendor war kein moderner Mensch. Niemand, der in Porvenir wohnte, wollte jemals ein moderner Mensch sein.
    Das Wasser wurde wieder tief und dunkel. Der Fisch war noch zwanzig Meter vor dem Bug der KAP HOORN.
    Noch fünfzehn Meter.
    Pendor hob die Harpune und machte sich fertig zum Wurf. Das Ende der Leine war im Boot befestigt. Weder sie noch der Speer konnten verloren gehen, wenn nicht gerade ein Ungeheuer harpuniert wurde.
    Zehn Meter...
    Pendor holte aus und schleuderte die Harpune. Die Spitze trat in den Rücken. Der Fisch drehte sich sofort mit dem Bauch nach oben, noch während die letzten Flossenbewegungen instinktiv einen Fluchtversuch einleiteten. Noch einmal peitschte der mächtige Schwanz in die ohnehin hochgehenden Wogen, dann trieb die Beute still und ruhig in den Wellen.
    Pendor hatte es sich nicht so einfach vorgestellt und war erleichtert. Ohne Kampf konnte er den großen Fisch an Bord holen und begann sofort damit, ihn auszunehmen. Auf dem kleinen Boot durfte kein Platz verschwendet werden.
    Mit festgebundenem Ruder kreuzte das Boot noch immer halb gegen den Wind, während Pendor hart arbeitete. Er wußte nur zu gut, wie schwer das Leben für ihn war, aber er hätte es sich anders nicht vorstellen können. Er war glücklich und zufrieden.
    Mehrmals mußte er die Arbeit unterbrechen, um einer
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