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0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter
Autoren: Unbekannt
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nicht ein, Dark! Kümmere dich um unsere Bäume, dein Boot und die Fische, aber überlasse delikate Probleme lieber mir, hast du verstanden?"
    Dark Pendor seufzte und schwieg.
    Wenn er auch schon zu Hause nicht viel zu sagen hatte, morgen in der Versammlung würde er den Mund nicht halten.
    Dort hatte jeder das Recht, so laut und soviel zu sprechen, wie er wollte.
    Auch Ehemänner.
     
    *
     
    Das Wetter hatte sich gebessert. Wahrscheinlich hatte die terranische Hauptkontrolle eine Korrektur vorgenommen und den beginnenden Sturm in die Antarktis abgelenkt. Dort konnte er keinen Schaden anrichten, denn die meteorologischen Institute lagen tief unter dem Eis, das noch immer den größten Teil des sechsten Kontinents bedeckte.
    Südlich der Inutilbucht waren kürzlich Wale gesichtet worden.
    Da die Zeitritter nur zu ihrem Lebensunterhalt jagten, hatten sie von dem Solaren Parlament die Erlaubnis erhalten, jährlich eine bestimmte Anzahl der unter Naturschutz stehenden Tiere zu erlegen. Wenn sie auch praktisch keine Kontrolle spürten, so war diese doch vorhanden. Das wußte jeder von ihnen und richtete sich danach.
    Sieben Boote fuhren an diesem Morgen aus, das Kommando der Expedition war abermals Dark Pendor übertragen worden, der als einer der erfahrensten Fischer der Gemeinde galt.
    Ein Wal bedeutete nicht nur Fleisch für sie alle, sondern wertvolles Fett und leicht zu bearbeitende Knochen. Hinzu kam die lederartige Haut, mit der sich eine Menge anfangen ließ, ganz abgesehen von dem Tran, dessen Verwendungsmöglichkeiten schier unerschöpflich waren.
    Diesmal begleitete Karos seinen Vater. Er würde die Harpune werfen, wenn ihm kein anderer Fischer zuvorkam. Aber bei einer solchen Jagd wurde der Anteil an der Beute ohnehin gleichmäßig aufgeteilt, es spielte also keine Rolle, wer das Tier erlegte.
    Die See hatte sich beruhigt. Ohne Schwierigkeiten konnte die kleine Flotte den sicheren Hafen verlassen und Kurs nach Süden nehmen. Gegen Mittag würde man die Einfahrt zur großen Bucht erreichen.
    „Was war gestern mit der Versammlung?" fragte Karos und rollte die Harpunenleine zusammen. „Hat sich Kantenburg durchsetzen können mit seinen Plänen?"
    Pendor stand breitbeinig hinter dem Ruder.
    „Natürlich nicht, Karos. Die neue Siedlung wird im Norden gebaut, weil es dort sicherer ist - genauso, wie ich es vorgeschlagen habe. Der Hang dort ist nicht sehr steil, und vielleicht können wir das alles gleich mit dem Bau eines Weges zu den Feldern verbinden. Die Bauern sind es bald leid, jede Kartoffel einzeln vom Berg zu bringen."
    Karos nickte zustimmend, sagte aber nichts. Hoch über sich im grauen Himmel hatte er ein kurzes Aufblitzen bemerkt. Es beunruhigte ihn keineswegs, denn er wußte, was es bedeutete.
    Das terranische Fernsehen würde mal wieder eine Reportage über das Leben der Sonderlinge bringen, die sich freiwillig in die rauhe Einsamkeit Feuerlands zurückgezogen hatten. Die ferngesteuerten Robotkameras konnten oft auch direkt über Porvenir gesehen werden. Manchmal strichen sie dicht über die Hausdächer dahin und filmten den Alltag der Zeitritter. Niemand kümmerte sich darum.
    Sollten doch die Menschen der Zivilisation ihr Vergnügen haben, wenn es für sie schon keine andere Sorgen gab.
    Nun wurde die Jagd auf den Walfisch mit den Kameras aufgenommen, und auf den Bildschirmen der ganzen Welt konnte man das Geschehen beobachten. Auf der anderen Seite, so tröstete sich Karos, sollte er diese Tatsache als einen Vorteil betrachten. Obwohl sie außerhalb der Zivilisation lebten und nichts von ihr wissen wollten, wachte sie über ihre Sicherheit. Vor mehr als hundert Jahren, so berichtete die Überlieferung, hatte es in Porvenir eine ansteckende Krankheit gegeben. Ohne Aufforderung war wenig später ein Gleiter gelandet und hatte Medikamente gebracht. Das Sterben hatte unmittelbar nach der Impfung aufgehört. Die Ärzte waren wieder gegangen, ohne den Dank der Zeitritter abzuwarten. Seitdem fühlten sie sich erst recht frei und unabhängig. Die Regierung der Welt wachte über sie.
    Karos hätte gern einmal eine Fernsehsendung über sich und seine Freunde gesehen, aber in Porvenir gab es kein einziges Fernsehgerät. Solche Dinge gab es nur in der „anderen Welt", zu der sie nicht mehr gehörten. Eines Tages, so hatte Karos sich vorgenommen, würde er sich diese Welt einmal ansehen. Es gab immer wieder Schiffe, die sich in ihre Gegend verirrten. Eins davon würde ihn mitnehmen.
    Die Robotkamera kam
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