Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0580 - Die Zeitritter

Titel: 0580 - Die Zeitritter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
tiefer, entfernte sich dann aber wieder in südlicher Richtung. Wahrscheinlich suchte sie schon die Wale in der großen Inutilbucht.
    Pendor tat so, als habe er den Zwischenfall nicht bemerkt.
    Fliegende Robotkameras waren für ihn so eine alltägliche Erscheinung wie Möwen oder die Bergschafe auf den kargen Weiden an den Nordhängen der Stadt.
    „Vorsicht, eine Klippe!" warnte Karos.
    „Die kenne ich", dankte Pendor und ließ die KAP HOORN dicht an den kahlen Felsen vorbeigleiten. Die anderen Boote folgten ihm in geringem Abstand. „Sie ist nur im Sturm gefährlich."
    Rechts war die Küste der Brunswick-Halbinsel, steil und wie eine graue Wand. Links lag das zerklüftete Felsufer von Feuerland, näher und deutlicher. An dieser Stelle mochte die Straße des Magellan etwa dreißig Kilometer breit sein.
    Vor ihnen lag das Kap. Dahinter begann die Bucht. Wenn sie Glück hatten, waren die Wale hineingeschwommen. Hatten sie Pech, waren sie weiter nach Süden gezogen und in der offenen See verschwunden.
    Karos stand im Bugteil des Bootes und lotete die Untiefen mit scharfem, geübtem Blick. Immer wieder kamen die Felsen bis dicht zur Oberfläche empor, dazwischen lagen tiefdunkle Gräben, über die sie einfach hinwegschwebten.
    So wie die Kameras oder die Gleiter in der Luft, dachte Karos ein wenig sehnsuchtsvoll. Aber nicht nur das. Er selbst hatte Berichte gehört, denn noch vor sieben Jahren etwa war ein Schiff an den Klippen bei Porvenir gescheitert. Der Vorfall war in der Zivilisation sofort bekanntgeworden, und bereits am anderen Tag war die fliegende Rettungsexpedition eingetroffen und hatte die Überlebenden abgeholt. In der Zwischenzeit jedoch hatte Karos genügend Gelegenheit gefunden, sich mit den Leuten zu unterhalten. Das, was er damals hörte, war noch heute frische Erinnerung.
    Der Mond - ein einziges Positronengehirn, wahrscheinlich der gigantischste Gedächtnisspeicher des ganzen Universums! Die Planeten des Sonnensystems - zum Teil besiedelt und von Menschen bewohnt! Die Sterne und ihre Planeten - man konnte die fernen Sonnen in den klaren Nächten gut von Porvenir aus sehen - gehörten zum Verband des Solaren Imperiums, und auch dort wohnten Lebewesen. Das ganze Universum war bevölkert, und hier in der Einöde lebten die fünftausend Zeitritter und hatten nichts damit zu tun.
    Die Zivilisation bot alle Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen konnte. Wunderdinge hatten die Schiffbrüchigen darüber erzählt. Als Karos seinem Vater gegenüber einmal ein Wort davon erwähnte, war dieser schrecklich wütend geworden und hatte ihm verboten, auch nur im Traum darüber nachzudenken.
    „Wir leben hier, wie unsere Eltern auch gelebt haben", hatte Pendor damals gesagt. „Sie haben gewußt, warum sie das harte und karge Leben der Zivilisation vorzogen. Die Sterne - pah! Was gehen uns die Sterne an, was die anderen Universen? Hier, Porvenir, das ist unser Universum, und es gehört uns allein!
    Denk nicht mehr an die andere Welt, mein Sohn, sondern suche dir lieber einen Platz aus, an dem du dein Haus bauen möchtest, wenn du einmal heiratest."
    Aber Karos konnte die Erzählungen der Schiffbrüchigen nicht vergessen, auch wenn er nicht mehr von ihnen sprach.
    Sie bogen um das Kap.
    Vor ihnen lag die breite Bucht, die fast zwanzig Kilometer weit in das felsige Land hineinreichte. Der Wind kam jetzt von Osten und wurde von den Bergen abgehalten. Das Wasser war ruhig und nur wenig bewegt.
    „Siehst du etwas?" fragte Pendor seinen Sohn. Er kümmerte sich um die nachfolgenden Boote und gab ihnen Zeichen, damit sie die Klippen vermieden. „Wir müssen jetzt kreuzen."
    Karos ließ sich mehrmals von weißen Schaumkronen täuschen, die aber nur von Unterwasserklippen, nicht von Walen zeugten.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nichts, Vater, aber wir fangen ja gerade erst an mit der Jagd.
    Vielleicht sind sie weit eingedrungen, bis vor zum Land."
    „Wir werden uns verteilen, dann sehen wir mehr." Er blickte über die Wasserfläche und deutete dann nach vorn.
    „Da, die Insel, dort legen wir an. Es gibt eine kleine Bucht, in der wir geschützt sind. Nach dem Essen fahren wir weiter. Wenn wir heute nicht mehr zurückkehren, kenne ich eine Bucht am Festland."
    Die sieben Boote liefen sanft im flachen Wasser auf den Kies.
    Es gab angeschwemmtes Holz, und wenig später brannte ein großes Feuer. Die vierzehn Männer vergaßen ihr schweres Handwerk und genossen unbewußt die Tatsache, daß die Welt ihnen gehörte, ihnen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher