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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
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Jagd verzichteten.
    Die beiden Gleiter schlossen sie sich nach der Schleife wieder zusammen und drosselten die Geschwindigkeit. Kurz vor dem am Boden liegenden Pärchen kamen sie zum Stillstand. In fünf Meter Höhe verharrend, sahen Matt, Aruula und Aiko auf die Bogenschützen hinab.
    Deren Frekkeuscher scheuten angesichts der bedrohlichen Schatten, die da über ihnen hingen. Die Männer hatten Mühe, ihre Tiere unter Kontrolle zu halten.
    Die Verfolgten starrten mindestens ebenso ängstlich in die Höhe wie ihre Peiniger. Ihre Verletzungen an Wade und Schulter schienen nicht lebensbedrohlich, trotzdem mussten beide schnellstmöglich versorgt werden. Besonders die Frau wirkte stark angegriffen: Ihr hellhäutiger Körper wies überall rote Flecken auf.
    Erst auf den zweiten Blick erkannte Matt, dass es sich bei der Nackten um eine Nosfera handelte, eine mit extremer Lichtempfindlichkeit geschlagenen Mutantin! Sie musste unter der grellen Sonne höllische Schmerzen erleiden. Was für eine Teufelei, ihr die schützende Kleidung zu rauben!
    Matthew hatte Mühe, seinen Zorn zu bezähmen. Auch Aikos Miene versteinerte. Schweigend fuhr er die Geschützrohre aus und legte den rechten Daumen auf den Feuerknopf.
    »Was geht hier vor?«, rief Matt, bevor sein Begleiter noch abdrückte. »Warum misshandelt und verfolgt ihr diese Menschen?«
    Die Bogenschützen glotzten ihn an, als würde ein Wakuda mit zwei Köpfen zu ihnen sprechen. Es dauerte einige Sekunden, bis einer von ihnen - ein verhärmter Giftzwerg mit einer Fellmütze, deren Ohrenklappen weit zur Seite abstanden - antwortete.
    »Menschen sollen das sein?«, kreischte er mit sich überschlagender Stimme. »Hast du Brabeelen auf den Augen? Sieh gefälligst hin, welches Gezücht sich da auf dem Boden windet! Dieses Pack hat nichts anderes als den Tod verdient!«
    Das dunkle Wummern einer Fünfzehn-Millimeter-Zwillingskanone übertönte die letzten Worte. Aiko hatte abgedrückt. Eine Handbreit vor den Frekkeuschern schlug die Garbe ein. Der Boden schien förmlich zu explodieren. Erdfontänen spritzten in die Höhe und vermischten sich mit klein gehäckselten Präriegras.
    Die Bogenschützen schraken zusammen. Einer Waffe mit so verheerender Wirkung hatten sie noch nie gegenüber gestanden. Der donnernde Klang tat ein übriges, um auch die Frekkeuscher in Panik zu versetzen.
    Die sonst so gutmütigen Tiere gingen einfach durch. Ohne Vorwarnung schnellten sie in die Luft und jagten in unkontrollierten Sprüngen davon. Einer der Reiter wurde aus dem Sattel katapultiert und landete im Gras. Ohne sich Zeit für einen Schmerzlaut zu nehmen, sprang er sofort wieder auf und rannte den anderen nach.
    Aiko sandte dem Mann ein Lachen hinterher, bei dem selbst Matt und Aruula das Blut in den Adern gefror. Natürlich kannten sie den Cyborg zu gut, um zu glauben, dass er jemandem in den Rücken schoss. Dem Flüchtenden fehlte jedoch diese Gewissheit, und so brach er den Rekord im postapokalyptischen Vierhundert-Meter-Lauf, während er zu einem wartenden Kumpanen aufschloss, der ihn mit in den Sattel zog.
    Danach stoben sie in wilder Hatz davon.
    ***
    Die Türme von Sisco, 2486
    Bei schönem Wetter trieb es die meisten Fischer auf das langgestreckte Dach hinaus, das ihnen den Marktplatz ersetzte. Hier flickten sie ihre Netze, wenn sie nicht auf See waren, oder bastelten an Stühlen, Tischen und Regalen für die Räume, die sie mit ihren Frauen und Kindern bewohnten. Obwohl ihre Ankunft erst zwei Mondphasen zurück lag, war ihnen der Turm längst zur zweiten Heimat geworden. Aus der anfänglichen Furcht vor dem Ungewissen hatte sich ein Gefühl der Geborgenheit entwickelt, das sie nicht mehr missen wollten.
    Seit einigen Tagen braute sich allerdings neues Unheil zusammen, deshalb hockten abseits der arbeitenden Menge zwei Wachposten, die das jenseitige Ufer beobachteten. Kendro nickte den beiden zu, bevor er seine Augen mit der Hand gegen die Sonne abschirmte und selbst einen Blick hinüber warf. Im Laufe der Nacht hatte sich die Zahl der Lagerfeuer, die oberhalb der schroff aufragenden Steilküste loderten, glatt verdoppelt. Es ließ sich nicht abschätzen, wie viele Steppenreiter inzwischen dort versammelt waren, aber gut zwei Dutzend von ihnen reihten sich an der Klippe auf, um den halb versunkenen Türmen ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen.
    Klassischer Fall von Belagerungszustand, dachte Kendro. Zum Glück war der »Wassergraben« viel zu breit, um von Geschossen oder
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