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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
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Frekkeuschern überwunden zu werden; über Flugandronen verfügten die Steppenreiter nicht. Wohl, weil die Riesenameisen die meist hünenhaften Barbaren samt ihrer schweren Waffen und Brustpanzern nicht hätten tragen können. Frekkeuscher waren da kräftiger und robuster.
    Jetzt hatten die Steppenreiter ein Problem: Ihre Feinde waren außerhalb ihrer Reichweite, und sie konnten sie nicht mal aushungern, denn das offene Meer stand den Fischern weiterhin als Speisekammer zur Verfügung. Mit dem Trinkwasser sah es schon kritischer aus.
    Bei vernünftiger Rationierung reichte es noch gut zwanzig Tage; bis dahin brauchten die Menschen aus Mont Reyy einen Regenguss, der die Dachzisternen auffüllte. In diesem Punkt war Kendro jedoch zuversichtlich. An der Küste hatten sie noch nie unter anhaltenden Dürreperioden gelitten.
    Allerdings zweifelte er genauso wenig daran, dass die gewieften Barbaren noch irgendwie versuchen würden, die vor ihrer Nase liegenden Türme zu erreichen. Ihr Raubzug hatte bereits weite Teile des Küstenstreifens entvölkert. Wenn sich die Steppenreitern nicht mit El'ay anlegen wollten - und das war zu bezweifeln -, blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als sich auch die unzugänglicheren Fischerdörfer vorzunehmen.
    Vor fünf Tagen waren die ersten Späher auf den Klippen erschienen. Seitdem strömten die Barbaren aus allen Himmelsrichtungen zusammen, getrieben von der Hoffnung, in den majestätisch aufragenden Türmen reiche Beute zu machen. Ihnen mitzuteilen, dass es hier nichts zu holen gab, war sinnlos. Steppenreiter kämpften lieber als zu verhandeln.
    Abspringende und landende Frekkeuscher unterstützten den geschäftigen Eindruck innerhalb ihres Lagers. Ein besonders wagemutiger Reiter hatte vorgestern seine Riesenheuschrecke geradewegs über die Klippe springen lassen. Die kräftigen Hinterbeine beförderten das Tier weit in die Bucht hinaus, und die kurzen Flügel unterstützten den Sprung gute drei Speerwürfe weit.
    Trotzdem hatte es nicht gereicht. Von der Schwerkraft unerbittlich nach unten gezogen, waren Frekkeuscher und Reiter ins Meer gestürzt und jämmerlich ertrunken. Die Flugkünste der Riesenheuschrecken beschränkten sich auf einen geraden Kurs, den sie mit ihren Stummelflügeln nur wenig beeinflussen konnten; eine Rückkehr zur Küste war also nicht möglich.
    Bald darauf hatte sich das Wasser rot gefärbt, als die Sharx sich ihren Anteil holten.
    Einige Fischer auf dem Turm, die das Spektakel verfolgten, hatten ein hämisches Gelächter angestimmt. Die Steppenreiter antworteten umgehend mit lautem Wutgeheul. Ihre Drohungen zerfaserten durch die Entfernung zu Klangfetzen, aber die brennende Strohpuppe, die sie kurz darauf in die Tiefe stürzten, machte klar, welches Schicksal jedem bevorstand, der in ihre Hände geriet.
    Kendro spürte ein warnendes Kribbeln in der Magengegend, als er sich an die Szene erinnerte. Glücklicherweise schienen die Barbaren von Seefahrt keine Ahnung zu haben.
    Zumindest waren sie noch nicht auf die Idee gekommen, mit Booten zu den Türmen überzusetzen.
    Auch Werte wie Gemeinschaft und Zusammenhalt schienen den Barbaren fremd zu sein.
    Sie lebten in kleinen, überschaubaren Clans, die sich bei Aussicht auf Beute zu großen Horden zusammenrotteten, aber sofort wieder in alle Winde zerstreuten, wenn es nichts mehr zu holen gab. Häuptlinge wählten sie nur für die Zeit eines Raubzuges, und wenn dem Betreffenden das Kriegsglück versagt blieb, endete er oft genug auf dem Scheiterhaufen.
    Denn die einzige Autorität, der sich die Steppenreiter beugten, war der Brennende Mann.
    Ein grausamer Gott, dem sie mit Menschenopfern huldigten. Die Schreie ihrer brennenden Gefangenen gehörten genauso zu den Barbaren wie ranzige Fellkleidung und eiserne Brustpanzer.
    Nachdenklich kehrte Kendro zu Clay zurück, der eine Korallentruhe mit seinem scharfen Messer bearbeitete. »Wie lange die Belagerung wohl noch dauert?« Erst als er die Antwort hörte, bemerkte er, dass er den Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    »Bis sie eine brauchbare Idee haben, wie sie unbeschadet übersetzen können«, lachte Clay trocken. »Oder bis ihre Spähtrupps eine lohnendere Beute als uns ausmachen.« Zufrieden betrachtete der drahtige Junge die schmalen Öffnungen, die er ringsum in das korallenartige Material geschnitzt hatte. »Solange wir die Nerven behalten, sind wir hier draußen so sicher wie in Ahabs Schoß.«
    Dumpfe Schläge, die von den Klippen herüberdrangen, sprachen
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