Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Frau«, bestätigte eine Stimme aus dem Bordlautsprecher. »Beide nackt und am Ende ihrer Kräfte.«
    Matt sah zu dem Transportgleiter hinüber, der an ihrer Seite flog. Ein Einsitzer, dessen rückwärtiger Teil zur Ladefläche umgebaut war. Am Steuer saß ein junger Asiate mit glattem, zu einem Zopf gebundenen Haar, der nur eine ärmellose Weste über seinem nackten Oberkörper trug. Der Fahrtwind schien ihm nichts auszumachen, was vermutlich an diversen körpereigenen Implantaten lag. Nur wer Aiko näher kannte, wusste, dass sein Äußeres in vielerlei Hinsicht trog. Zum Beispiel war er doppelt so alt wie er aussah, Und er besaß zwei mechanische Arme aus Plysterox, die nur durch eine dünne Hautschicht getarnt wurden.
    Diese medizinischen Kostbarkeiten verdankte er der wissenschaftlichen Enklave von Amarillo, die sich in den letzten fünfhundert Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hatte, statt, wie der überwiegende Teil der Welt, auf eine niedere Evolutionsstufe zurückzufallen.
    »Keine Kleidung?«, hakte Matt nach, obwohl er den Worten des Cyborgs rückhaltlos vertraute. Dank seiner Augenimplantate sah Aiko wesentlich besser als normale Menschen. »Dann ist das kein normaler Überfall! Vielleicht sind es Gefangene, die für eine Hetzjagd freigelassen wurden.«
    Weder Aiko noch Aruula widersprachen. In dieser barbarischen Zeit waren grausame Spiele zur Volksbelustigung weit verbreitet. Jeder der drei hatte in diesem Punkt seine persönlichen Erfahrungen. Aiko blickte beispielsweise auf eine Vergangenheit als Grubenkämpfer zurück, und Matt und Aruula waren selbst schon einmal zu einem grausamen Überlebensspiel gezwungen worden.
    Es musste wohl die Erinnerung an ihre Sklavenzeit sein, die Aruulas Blut in Wallung brachte. »Nun macht schon!«, forderte sie so laut, dass Aiko es auch ohne Funk verstand.
    »Fliegen wir hinüber! Oder wollt ihr den armen Menschen nicht helfen?«
    Natürlich wollten sie. Die Hände fest am Lenkkranz, zwangen Matt und Aiko die Gleiter in eine Kurve und beschleunigten auf Höchstgeschwindigkeit. Das Summen der Antriebsdüsen schwoll zu einem halblauten Grollen an, das ihre Unterhaltung kaum beeinträchtige. Bei den Gleitern handelte es sich nicht um hochfrisierte Flitzer, sondern um sparsame Maschinen, die die Magnetfeldlinien der Erde nutzen. Mehr als 80 Stundenkilometer waren bei dieser Technik allerdings nicht drin.
    Trotz des Fahrtwindes traten Matt feine Schweißperlen auf die Stirn, als er sah, dass sich die grausame Jagd ihrem Ende näherte. Die Frekkeuscher schlossen zu den Flüchtenden auf und umkreisten sie. Verzweifelt rannte das Pärchen vor und zurück, doch die Lücke, auf die sie so verzweifelt hofften, wollte sich nicht öffnen.
    Pfeile sirrten von den Bogensehnen. Der Boden des umrundeten Bereiches wurde regelrecht gespickt. Nur durch schnelle Sprünge gelang es den Gejagten, dem niedergehenden Hagel auszuweichen. Doch beide torkelten bereits mehr, als dass sie gingen. Bald würden die Kräfte vollends erlahmen.
    Die nächste Salve fand ihr Ziel.
    Aus der Entfernung sah es aus, als ob das Pärchen vor Erschöpfung zusammenbrechen würde. Doch als sie am Boden lagen, wurden die gefiederten Schäfte sichtbar, die ihnen aus Wade und Schulterblatt ragten. Einmal zu Fall gebracht, waren sie leichte Beute für die feigen Schützen.
    Die Bogensehnen wurden erneut gespannt, doch die Reiter warteten mit dem Gnadenschuss. Sie wollten die Angst ihrer Opfer bis zum Letzten auskosten.
    Was für ein grausames Spiel, abstoßend und widerlich!
    Matt war versucht, das Feuer zu eröffnen, doch das Risiko, dabei auch das Pärchen zu treffen, war zu groß.
    Die Reiter waren so in ihre Mordlust versunken, dass sie die Gleiter erst im letzten Moment bemerkten. Erschrocken zerrten sie an den Zügeln. Die Frekkeuscher wichen zur Seite; gerade noch rechtzeitig, um einen Zusammenprall mit den vorbei jagenden Maschinen zu verhindern.
    Nachdem sie die »Party« gesprengt hatten, drifteten die Gleiter links und rechts auseinander und wendeten, bis sie sich wieder auf Gegenkurs befanden.
    »Die scheinen fliegende Maschinen noch nie gesehen zu haben!«, gab Matt über Funk an Aiko durch. »Ich denke, wir haben eine gute Chance, das hier ohne ein Blutbad durchzuziehen!« Es widerstrebte ihm, die fremden Reiter mit den Zwillingskanonen einfach niederzumetzeln, jetzt da ihre Opfer nicht mehr in unmittelbarer Gefahr waren. Vielleicht ließen sie sich so einschüchtern, dass sie auf den Fortgang der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher