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058 - Gänsehaut

058 - Gänsehaut

Titel: 058 - Gänsehaut
Autoren: Dämonenkiller
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wieder gesehen.«
    Es herrschte die übliche Krankenhausatmosphäre: Der Geruch von Arznei- und Desinfektionsmitteln hing in der Luft, war selbst bei bester Durchlüftung nicht zu vertreiben. Schritte, mal hart, mal vorsichtig und tastend, hallten durch die langen Flure des Hospitals Santa Maria degli Angeli .
    Zwei streng verhüllte Nonnen strichen an Dorian Hunter, Jeff Parker und Coco Zamis vorüber. Sie schienen zu schweben.
    Die drei standen im Korridor der Unfallstation und warteten auf den Chefarzt. Fünf Minuten, in denen sie kaum ein Wort sprachen, verstrichen. Dann erschien der Mann. Er entpuppte sich als graubärtiger Mittvierziger, ein freundlicher, umsichtiger Mann mit großem Einfühlungsvermögen.
    »Es steht nicht sehr gut«, erklärte er. »Eigentlich dürfte ich keinerlei Besuch zulassen, doch mir ist die Lage von Seiten der Polizei geschildert worden. Es liegt sogar eine Sondergenehmigung vor, nach der Sie ermächtigt sind, die vier Japaner zu besuchen.«
    Er führte sie in ein Krankenzimmer mit fünf Betten. Das fünfte war leer; in den übrigen lagen Hajime Tanaka und seine Mitarbeiter mit bleichen, starren Gesichtern.
    »Über das Rauschgift, das sie genossen haben, ist uns kaum etwas bekannt«, versetzte der Chefarzt weiter. »Wir können nicht einmal sagen, ob es auf Morphin- oder sonstiger Amphetaminbasis zubereitet wurde. Dies alles ist für uns ein großes Fragezeichen, und wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie zu seiner Entschlüsselung beitragen würden. Ist Ihnen verraten worden, was diese Männer inhaliert haben? Wie sollen wir eine einwandfreie Diagnose stellen, wenn wir nichts über die Zusammensetzung des Giftes wissen?«
    Dorian trat auf Hajime Tanaka zu. Die Augen des Mannes waren starr nach oben gerichtet. Er folgte den Bewegungen des Besuchers nicht.
    »Theriak«, sagte der Dämonenkiller. »Woraus es hergestellt wurde, wissen wir leider auch nicht. Wir können schon froh sein, dass die Japaner, durch die selbst Kugeln wirkungslos hindurchgingen, von uns abtransportiert werden konnten.«
    Coco nahm am Fußende des Bettes Aufstellung und fixierte Tanaka. »Es wäre besser, wenn du sprechen würdest, Tanaka. Wir haben dich nicht in den Flammen umkommen lassen, und jetzt sind wir weiter daran interessiert, dass ihr alle vier am Leben bleibt. Dazu müssen wir aber das Rezept für das Theriak wissen.«
    »Fahrt – zur Hölle!«, sagte Hajime Tanaka mit kaum verständlicher Stimme.
    »Du warst der eigentliche Katalysator für die magischen Kräfte.« Coco fuhr zu reden fort und kümmerte sich nicht um den Einwand des Japaners. »Du hast jedoch – genau wie die anderen – eine Überdosis Theriak genossen. Zuerst wirkte sich das so aus, dass deine Fähigkeiten ins schier Unermessliche gesteigert werden konnten, aber in letzter Konsequenz muss dein Zustand zum Tod führen. Der menschliche Organismus ist solchen magischen Belastungen nicht gewachsen.«
    »Theriak mag für eine kurze Zeit gottgleich machen«, fügte Dorian hinzu, »als Tribut jedoch fordert es das Leben.«
    »Hören Sie jetzt auf!«, versuchte der Chefarzt sie aufzuhalten. »Das ist doch keine Art, mit einem todkranken Patienten zu sprechen. Abgesehen davon, dass Ihre Erläuterungen – zumindest vom medizinischen Standpunkt aus gesehen – als sehr fragwürdig angesehen werden müssen, kann ich es auch rein therapeutisch nicht billigen, wie Sie hier vorgehen.«
    Jeff machte einen Schritt auf ihn zu und sagte: »Sie müssen. Es ist die einzige Chance, jetzt noch etwas aus diesen Burschen herauszubekommen. Vergessen Sie nicht, dass durch die Schuld der Japaner bisher drei Menschen ums Leben kamen – die Verletzten will ich gar nicht mitzählen.«
    Der Chefarzt hob nur ratlos die Schultern. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er, was weiter passierte.
    Der Dämonenkiller beugte sich zu Hajime Tanaka hinab, bis sein Gesicht dicht vor dessen starren Antlitz war. »So sei doch vernünftig! All dies hast du wegen einer Frau riskiert, die inzwischen nur noch ein Wrack ist. Marina Ferrera hat den Verstand verloren. Sie hat lebensgefährliche Verbrennungen erlitten, und es ist noch nicht heraus, ob sie am Leben bleiben wird.«
    »Besser wenn sie stirbt«, flüsterte Tanaka.
    »Woher hast du das Theriak?«
    Der Mann gab keine Antwort mehr. Er begann mit den Armen und Beinen zu zucken. Gutturale Laute kamen aus seinem Mund, und seine Augen traten aus den Höhlen hervor. Das Bett wurde plötzlich in rüttelnde Bewegungen versetzt.
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