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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings
Autoren: Neo
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er nicht gerade Anweisungen brüllte.
    »Er kämpft gegen den Tod«, erkannte Charron.
    »Und er tut es für andere, nicht für sich selbst.« Ihins Blick blieb auf den zuckenden weißen Körper fixiert. Unter den Energieschocks wäre er schon lange von der Liege gefallen, hätten die seitlich wirkenden Prallfelder das nicht verhindert.
    »Diese Schlacht hat er verloren.«
    Zu dieser Einsicht schien nun auch Parleen zu gelangen. Er hämmerte die Faust des gesunden Arms gegen die Wand. »Noch einmal!«, schrie er. »Maximale Kraft!«
    Drei Energiestöße später stand Parleen in der gebückten Haltung, die die Deckenhöhe ihm aufzwang, heftig atmend in der Zimmermitte. »Abschalten«, sagte er so leise, dass es auch für arkonidische Verhältnisse ein Flüstern war.
    Ihin legte eine Hand an seinen Oberarm, ohne Charron mit der anderen loszulassen.
    »Sie haben getan, was Sie konnten«, sagte Charron. »Dafür danken wir Ihnen.«
    »Es war zu wenig. Wegen mir ist er gestorben.«
    »Nein. Wegen der gewissenlosen Frau, die ihn auf Galios vergiftet hat. Aber Ihnen ist es zu verdanken, dass er nicht sinnlos gestorben ist.«
    »Verschonen Sie mich mit solchem Gerede!«, grollte Parleen. »Mir wurde zu lange eingeredet, man könne dem Tod Glorie verleihen. Der Glanz einer Raumschlacht. Die Tafeln der Helden. Behalten Sie all das, wenn es Sie tröstet! Der Tod hat nie einen Sinn. Er ist einfach nur widerlich.«
    »Sind Sie auch dieser Meinung, wenn jemand in einer großen Gefahr umkommt, die er für viele andere auf sich nimmt? Damit diese besser leben können?«
    »Auch das redet man uns ständig ein. Dass das Imperium das Glanzlicht der Zivilisation sei und man es um jeden Preis schützen, ja ausdehnen müsse. Dass das der einzige Grund sei, warum die Naats existieren.«
    »Jeden guten Gedanken kann man pervertieren«, meinte Charron. »Ich habe das auf meinen Reisen oft gesehen, in vielen Kulturen. Aber überall fand ich auch solche, die für ein Ideal leben, das allen nützt. Und sogar dafür sterben, wenn es sein muss.«
    Parleen schien nicht überzeugt, als er sich der Desinfektionsschleuse zuwandte.
    »Was Denurion uns mitgeteilt hat, ist sehr wertvoll!«, rief Charron ihm nach.
    »Ich hoffe, Sie werden lange Ihre Freude daran haben.«
    »Warten Sie!«
    »Meine Arbeit ist getan.«
    »Nur einen Moment! Ich bitte Sie. Es ist wichtig.«
    Tatsächlich verharrte Parleen. Charron tauschte einen Blick mit Ihin.
    »Sie sagten mir, dass der Patient in diesem Medolabor ständig überwacht wird.«
    »So ist es.«
    »Sie machen auch optische und akustische Aufzeichnungen?«
    »Natürlich, aber entscheidend sind die medizinischen Werte. Nur leider konnte ich in diesem Fall kaum etwas mit ihnen anfangen. Man weiß zu wenig über Xisrapen.«
    »Was geschieht mit diesen Aufzeichnungen?«
    »Sie werden komprimiert und dann weitergeschickt. Die Aras bekommen alle diese Daten, um sie auszuwerten und die medizinische Forschung voranzubringen.«
    »Obwohl gar kein Ara an Denurions Behandlung beteiligt war?«
    »Das spielt keine Rolle. Sie erhalten die Aufzeichnungen aus allen Kliniken.«
    Ihin drückte Charrons Hand.
    »Würden sie es merken, wenn sie von diesem Fall keine Aufzeichnungen bekämen?«
    »Es wäre gegen die Vorschrift.«
    »Aber es würde nicht unbedingt auffallen.«
    Parleen drehte sich nun vollständig zu ihnen um. Seine beiden gesunden Augen fixierten Charron. »Sie wollen Ihre Privatsphäre schützen, weil Sie mit dem Patienten über Ihre Familie gesprochen haben.«
    »Ja. So ist es.«
    »Ihre Bedenken sind unbegründet. Die Aras interessieren sich nur für medizinische Daten. Persönliche Schicksale langweilen sie.«
    Der Druck um seine Hand verstärkte sich.
    »Ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen, Parleen. Deswegen will ich offen zu Ihnen sein. So offen, wie ich sein kann, ohne Sie in Gefahr zu bringen. Diese Aufzeichnungen sind gefährlich. Um sie zu beseitigen, haben wir sogar erwogen, eine Bombe in diesem Medolabor zu zünden.«
    »Natürlich auf eine Weise, die garantiert, dass niemand zu Schaden kommt!«, beeilte sich Ihin.
    »Aber wir haben uns entschlossen, Ihnen zu vertrauen, Parleen. Wir bitten Sie, diese Daten verschwinden zu lassen.«
    »Damit würden Sie zudem erreichen, dass alle Sicherungskopien im Stationsnetz gelöscht werden.«
    »Das ist auch ein Grund, ja.«
    »Vergessen Sie das! Ihre Intrigen, dieses Spiel der Kelche, interessieren mich nicht. Ich rette Leben, wo ich kann. Das bringt mir schon genug
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