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0577 - Gebieter der Nacht

0577 - Gebieter der Nacht

Titel: 0577 - Gebieter der Nacht
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der sommerlichen Temperaturen trug Sue Tanner einen Rollkragenpulli. Das war natürlich verdächtig. Verbarg sie unter dem Kragen die vampirischen Bißmale?
    Nicole tastete telepathisch nach ihr.
    Sie spürte eine Welle von Aggressivität, die über sie hinwegschwappen wollte, und sie empfand Schmerzen.
    Kopfschmerzen?
    Nein, es war etwas anderes. Der Schmerz umfaßte den gesamten Körper, den gesamten Organismus. Etwas wirkte auf Sue Tanner ein und behinderte sie. Sie kämpfte vergeblich dagegen an, doch allein konnte sie es nicht schaffen. Das andere, was ihr Schmerzen bereitete, war stärker als sie.
    Aber was war es?
    Ihre Gedanken…
    Nicole hatte fast schon Probleme, in Sue Tanners Denken vorzustoßen. Der Schmerz überlagerte zunächst alles andere, doch Nicole gelang es dennoch, weiter vorzustoßen.
    Natürlich wollte sie nicht Tanners intimste Geheimnisse erforschen. Aber sie wollte wissen, woran sie war, und das ging auf diese Weise am einfachsten.
    Sie erschrak.
    Sue Tanners Gedankenwelt war ein wirres, chaotisches Durcheinander, geprägt von Angst und Unsicherheit.
    »Nein«, murmelte Nicole unwillkürlich. »Das ist doch unmöglich…«
    Da war Blut und Tod. Da war eine teilzerstörte Wohnung, da lag ein toter Mann.
    Und da war noch jemand in Tanners Gedanken…
    Der Vampir!
    Zamorra hatte recht.
    Sue Tanner war das Opfer des Untoten!
    ***
    Tan Morano kehrte zu Sue Tanners Wohnung zurück. Es war heller Mittag, und niemand würde damit rechnen, daß ein Vampir um genau diese Zeit unterwegs war. Wieder schützte er sich, so gut es ging, vor dem grellen Sonnenlicht.
    Er nahm wieder die Haustür. Das Schloß der Wohnungstür bereitete ihm keine Probleme. Er öffnete es und trat ein. Daß sein Opfer fort war, hatte er schon vorher gewußt. Er sah sich um.
    Alles war noch so, wie er es in der Nacht zurückgelassen hatte. Die Verwüstung, die beiden Toten…
    Die beiden Toten?
    Da lag nur einer. Seine Haut wirkte schon ziemlich eingefallen und pergamentartig.
    Der andere, der Dicke mit den schlechten Zähnen, fehlte. War einfach fort!
    Bei LUZIFER!
    Morano stellte einen umgestürzten Sessel wieder auf und setzte sich. Der Vampir, den er erschlagen hatte, war verschwunden!
    Es gab keinen Staub…
    Natürlich nicht. Damit er zu Staub zerfiel, hätte Morano anders Vorgehen müssen. Aber er war sicher gewesen, daß der Dicke so oder so niemals wieder aufstand.
    Es gab jetzt zwei Möglichkeiten.
    Entweder hatte Sue Tanner ein eiskaltes Nervenkostüm und war jetzt mit der Vampirleiche unterwegs, um sie verschwinden zu lassen und sich erst danach um den toten Diener zu kümmern, oder - der Vampir war gar nicht tot und hatte es geschafft, wieder zu entkommen!
    So, wie Morano die Frau einschätzte, war die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher.
    Es war gut, daß Morano zwischendurch noch mal hierhergekommen war! Eigentlich hatte er nur nachprüfen wollen, wie Tanner mit der Situation zurechtkam, in der er sie zurückgelassen hatte. Wäre er aber nicht hergekommen, hätte er womöglich viel zu spät erfahren, daß der andere Vampir doch noch nicht tot war…
    Morano erhob sich. Er versuchte sich zu erinnern, wo der Dicke gelegen hatte, und begann dort den Boden zu untersuchen. Er wollte herausfinden, wohin der vermeintlich Tote sich begeben hatte.
    Natürlich, er hätte ihn pfählen sollen. Das wäre die sicherste Methode gewesen. Oder ihm den Kopf einmal herumdrehen, daß das Gesicht zum Rücken zeigte.
    Aber er hatte darauf verzichtet. Er war nach dem Kampf zu aufgeregt gewesen und mit seinen Gedanken anderswo.
    Ein Fehler.
    Andererseits brauchte er sich jetzt keine Vorwürfe machen zu lassen, daß er ein Wesen seiner Art getötet hatte…
    Trotzdem war es ärgerlich.
    Und auch gefährlich!
    Denn wenn der andere Vampir überlebt hatte, würde er auf Rache sinnen!
    Er würde bei nächster Gelegenheit Zurückschlagen, und er wàirde diesmal vorsichtiger zu Werke gehen, nicht so plump wie bisher. Er würde wissen, daß Morano nicht so leicht zu überwältigen war…
    Nein, das alles war nicht gut!
    Morano mußte den Gegner aufspüren und ihm sein endgültiges Ende bereiten, auch wenn es ihm nicht gefiel, als Vampir einen anderen Vampir zu bekämpfen. Aber hier gab es nur zwei Möglichkeiten.
    Er überlebte, oder der andere, einer von ihnen aber würde sterben müssen!
    Es sollte ja Vampire geben, die mit ihrem Dasein unzufrieden waren und den Tod herbeisehnten. Die ihre Unsterblichkeit als einen Fluch
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