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0577 - Die Krakenfalle

0577 - Die Krakenfalle

Titel: 0577 - Die Krakenfalle
Autoren: Jason Dark
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weiß.
    Auch wer ihn zum erstenmal sah, wußte sehr schnell, welchen Beruf er ausübte. Typischer konnte ein Bistro-Wirt eigentlich nicht aussehen. Schwarze Haare, ein mächtiger Oberlippenbart, schon beinahe ein Schnauzer, dazu die sonnenbraune Haut, die ihre Farbe auch im Winter nicht verlor, ein goldener Ring im linken Ohrläppchen und ständig dunkle Ringe unter den Augen. Hinzu kam die leicht gebogene Nase, die dunklen funkelnden Augen, eben der typische Südfranzose.
    Man kannte ihn, er war fast eine Institution. Er trug noch zwei Kästen mit leeren Wasserflaschen in seinen Laden und hob sie auf den Stapel neben der Tür.
    Sonnenstrahlen strichen über den Holzboden, wo eine dünne Staubschicht silbrig glänzte.
    Ein Gast saß an der halbrunden Theke. Ein älterer Maler, der sich hier zur Ruhe gesetzt hatte und von allen nur Picasso genannt wurde. Zumeist schwärmte er von seiner großen Zeit in den Fünfzigern, wo er angeblich massenhaft Bilder verkauft hatte. Niemand nahm das richtig ernst, denn gesehen hatte kaum jemand seine Bilder.
    Seine Wohnung lag zwischen den Felsen, wo zahlreiche Häuser an herrlichen Plätzen auf kleinen Plateaus standen.
    »Noch einen Schluck?«
    Picasso schaute auf. »Wie viele Pastis habe ich schon getrunken?«
    »Drei.«
    »Das reicht für heute morgen.« Der Maler setzte seine Baskenmütze auf, nachdem er aus dem Innenrand einen Schein gezogen und den auseinandergefaltet hatte. Er schob den Schein über die Theke.
    »Wann kommst du wieder?«
    Der Maler fuhr durch sein faltig gewordenes Gesicht und zeichnete den ebenfalls grauen Oberlippenbart nach. »Ich weiß es noch nicht.«
    »Du klingst müde.«
    Picasso winkte ab. »Ja, ich spüre, daß etwas in der Luft liegt. Einiges ist anders geworden.«
    »Was denn?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Es ist nur ein Gefühl. Außerdem mag ich deine Gäste nicht besonders.«
    »Du meinst die Clique?«
    »Genau.«
    »Ach, die sind harmlos. Sie sind zwar laut, aber sie wollen nur ihren Spaß haben.«
    »Nichts für mich.« Er rutschte vom Hocker.
    Cascadal ließ das Geld verschwinden. »Also bis morgen dann?«
    »Wer weiß, ob wir morgen noch so sind wie heute, mon ami.«
    »Hä – was soll das denn wieder?«
    Der Maler setzte seine Baskenmütze auf. »Du weißt, mein Gefühl. Irgendwas hat sich hier verändert.«
    »Klar, das Wetter.«
    »Und das genau ist es nicht.«
    Bevor Cascadal noch Fragen stellen konnte, hatte sich der Gast umgedreht und ging. Der Wirt hob nur die Schultern, bevor er die Espressomaschine putzte. In seinem Bistro verkehrten die ungewöhnlichsten Gäste. Man konnte da keine Norm anlegen, jeder war irgendwie anders, jeder hatte seine Macke. Vielleicht war das Bistro deshalb so gut besucht, denn Cascadal ließ alle leben.
    Auch die vier Typen, von denen der Maler gesprochen hatte. Sie tauchten einmal in der Woche mit ihren Wagen und Motorrädern auf, tranken bei Cascadal und verschwanden wieder.
    Das würde sich auch heute nicht ändern.
    Aus der Küche kam Doris. Sie stammte aus Heidelberg und war vor zwei Jahren an der Küste hängengeblieben. Raus aus ihrem Job als Sekretärin, hinein in das Aussteigerleben, das leider auch finanziert werden mußte. Deshalb hatte Doris den Job im Bistro angenommen.
    Sie war ungefähr fünfundzwanzig, ein heißer Feger und besaß eine schon provozierende Figur, die sie in ein enges T-Shirt und in ebenfalls enge Jeans gepackt hatte. Die dunklen Haare bildeten zu beiden Seiten ihres Kopfes einen Lockenwirrwarr. Die dunklen Augen in ihrem Puppengesicht fixierten Cascadal. Hin und wieder ging er mit Doris ins Bett, ansonsten ließ er ihr genügend Freiheit, doch das große Glück hatte Doris noch nicht gefunden. Männer, die heiraten wollten, waren an der Küste besonders rar.
    »Was willst du?«
    Doris trank einen Schluck Wasser. »Schlechte Laune?«
    »Nein, nur keine Lust.«
    »Ich wollte gerade fragen, ob ich was kochen soll. Große Lust habe ich auch nicht.«
    »Mußt du wissen.«
    »Erzähl doch keinen Mist.«
    Cascadal stand auf und reckte sich. »Was hattest du dir denn vorgestellt?«
    Sie hob die Schultern. »Ein paar Scampis vielleicht?«
    »Meinetwegen.«
    »Ich brate sie kurz in Knoblauchbutter an. Salat und Brot habe ich schon eingekauft.«
    »Wie sieht es mit Tomaten aus?«
    »Die habe ich auch besorgt. Zusammen mit etwas Mozzarella.«
    »Ja, das ist ein guter Käse.«
    »Ich bin dann weg.«
    »Okay.«
    Doris ging in die Küche. Sie war viel zu klein und viel zu alt. Das
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