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0573 - Tanzplatz des Teufels

0573 - Tanzplatz des Teufels

Titel: 0573 - Tanzplatz des Teufels
Autoren: Werner Kurt Giesa
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lächelte.
    Die Blonde verdrehte die Augen.
    »Das hier«, sagte Behrendt und wies auf die relativ kleine Freifläche, »ist der richtige Hexentanzplatz. Ich meine, falls es das ist, was Sie suchen.«
    »Sieht ziemlich klein aus«, stellte Nicole fest. »Das kommt meinen Vorstellungen schon etwas näher als der große Rummelplatz da hinter uns.«
    »Deswegen werden die Theaterstücke ja auch nicht hier aufgeführt«, schmunzelte Behrendt. »Die Anzahl der Zuschauerplätze hinter den Restaurantfenstern ist doch arg begrenzt, und da drüben in der freien Luft wird kaum jemand schweben können. Und von der anderen Seite, von der Roßtrappe her, ist es doch ein bißchen zu weit, da würden selbst Operngläser kaum helfen. Also hat man den Festplatz drüben hinter der Walpurgishalle eingerichtet, da ist er auch von der Seilbahnstation her schnell zu erreichen…«
    Er seufzte und streckte die Arme aus.
    »Und uns hier entgeht der Umsatz, den machen die drüben im Walpurgisrestaurant. Wir leben nur von den Leuten, die mit den Bussen herangekarrt werden.«
    »Wenn ich mir die Größe dieses Lokals anschaue und auch die vielen Kirmesbuden am-Parkplatz, scheint Sie das alles aber auch nicht gerade in den Ruin zu führen.« Nicole trat an das Geländer und sah über das Tal hinweg zur anderen Seite. »Die Roßtrappe? Was ist das?«
    »Thaies zweite Sehenswürdigkeit«, erklärte Behrendt. »Sollten Sie sich auch mal ansehen. Dahinter steht eine Sage, die kaum weniger alt ist als die Geschichten um den Hexentanzplatz.«
    »Erzählen Sie«, bat Nicole.
    Behrendt atmete tief durch. »Na schön. Eigentlich sollten Sie eine Münze einwerfen und sich die Geschichte vom Tonband erklären lassen, aber weil Sie es sind… Schönen Frauen kann ich selten widerstehen.«
    »Deshalb sieht er auch mitten in der Nacht splitternackte Frauen hier auf dem Tanzplatz herumturnen«, fauchte Gaby.
    »Laß den Unsinn!«
    Gaby grinste diabolisch. »Hast du mir doch selbst von erzählt. Von einer Orgie, die hier gefeiert wurde. Was Männer sich so alles zusammenfantasieren…«
    Behrendt winkte heftig ab.
    »Der Sage nach«, begann er, um dem Thema auszuweichen, das ihm sichtlich unangenehm war, »lebte in dieser Gegend einst die hübsche Riesin Brunhilde, die von dem recht rüpelhaften Riesen Bodo sehr begehrt wurde. Er stellte ihr ständig nach und scherte sich nicht darum, daß sie überhaupt nichts von ihm wissen wollte. Einmal verfolgte er sie bei einem ihrer Ausritte, sie aber gab ihrem Pferd die Sporen und versuchte ihm zu entkommen, der jedoch ließ nicht locker und verfolgte sie weiter und weiter. Schließlich erreichte sie diese Schlucht, als Bodo sie fast erreicht hatte. In ihrer Bedrängnis sah sie keinen Ausweg mehr, da sagte sie sich: Lieber abstürzen und sterben, als Bodo zu Willen sein zu müssen! So wagte sie mit ihrem Pferd den gewaltigen Sprung über die Schlucht. Das Wunder geschah, sie stürzte nicht ab, sondern schaffte es ganz knapp, die andere Seite zu erreichen, und dabei hinterließ ihr Pferd einen metergroßen Hufabdruck im Fels, nämlich die besagte ›Roßtrappe‹ Der wilde Bodo aber setzte Brunhilde blindlings nach, denn er wollte sie nicht entkommen lassen, doch im Gegensatz zu ihr hatte er Pech und stürzte in die Schlucht hinab. Dort verwandelte er sich in einen großen schwarzen Hund, der bis heute noch da unten lauert und die goldene Krone bewacht, die Brunhilde bei ihrem waghalsigen Sprung verloren hatte.«
    Nicole beugte sich über das Geländer und sah nach unten. Auf einer Felszacke in halber Höhe entdeckte sie ein kleines Bauwerk.
    »Ist das da etwa Bodos Unterschlupf?«
    Behrendt lachte. »Natürlich nicht, Sagengestalten brauchen keine Häuser aus diesem Jahrhundert.«
    »Geht ganz schön steil 'runter«, stellte sie fest.
    »Man nennt diese Schlucht den ›Grand Canyon Deutschlands‹«, erklärte Behrendt nicht ganz ohne Stolz. »Ich weiß nicht, ob es etwas Vergleichbares irgendwo gibt. Vielleicht noch das sogenannte Höllental in Süddeutschland, aber das ist sicher nicht so groß und auch nicht so malerisch wie das Bode-Tal. Der Hexentanzplatz ist sicher nicht ganz ohne Grund hier angelegt worden. Es heißt, daß sich zur Walpurgisnacht alle Hexen hier treffen…«
    »Hier? Nicht drüben auf dem Blocksberg?«
    »Der Brocken? Na ja, da gibt’s vielleicht auch ein paar, aber Hexen, die etwas auf sich halten«, er grinste leicht, »kommen natürlich zu uns, weil es hier schöner ist. Der Teufel
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