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0562 - Mordnacht in Paris

0562 - Mordnacht in Paris

Titel: 0562 - Mordnacht in Paris
Autoren: Jason Dark
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klang zaghaft.
    Der Bucklige riß die Tür so wuchtig auf, daß Cilly erschrak. Sie starrte zuerst ihn, dann die am Boden liegende Jane an, deren Gesicht eine blasse Farbe bekommen hatte.
    »Sie sieht aus wie tot.«
    »Das wird sie auch bald sein.« Er zog Cilly in den Raum und riß ihr das weiße Totenhemd aus der Hand. »Schließ die Tür!« forderte er die Concierge auf.
    Die Frau tat es. Sie würde alles tun, was er verlangte. Wenn sie sich gegen ihn stellte, war sie tot. Da kannte eine Person wie er kein Pardon.
    Quasimodo wuchtete den leblosen Körper der Frau hoch und legte ihn auf das Bett. Er winkte Cilly heran. Gemeinsam streiften die beiden Jane Collins das Totenhemd über. Es war etwas mühsam, weil sich die Frau selbst nicht bewegen konnte.
    »Ich liebe Leichenhemden!« flüsterte der Bucklige. Selbst der abgebrühten Cilly liefen bei diesem Satz Schauer über den Rücken. Sie sagte nichts und arbeitete mit hochrotem Kopf weiter.
    Als wollte er es bügeln, so strich Quasimodo die letzten Falten des Totenhemdes glatt. Erst dann war er zufrieden und wandte sich an seine Helferin.
    »Öffne das Fenster!«
    Sie staunte. »Willst du auf diesem Weg…?«
    »Ja, verdammt. Ich werde durch das Fenster klettern und über die Hinterhöfe gehen.«
    »Wohin?«
    Da lächelte er falsch. »In mein Versteck, wo ich alles vorbereitet habe.«
    »Wie du meinst, Quasimodo!« Mehr sagte sie nicht. Die kühle Abendluft drang in den Raum und zerquirlte den Geruch aus Moder und schwerem Parfüm. Der Bucklige hatte Jane bereits geschultert. Sie lag über seiner Linken. Er ging mit ihr auf das Fenster zu, unter dem ein schmaler Sims entlangführte, den Quasimodo als Stütze benutzen konnte, denn dicht unter dem Sims befand sich das schräge Dach eines Anbaus.
    Er sprang, landete sicher und schaute sich nicht einmal um, als er vom Anbau her auf den Boden des Hinterhofes glitt und in dessen Düsternis verschwand.
    Cilly schloß das Fenster. Sie drehte sich um, sah die Astra am Boden liegen, hob sie auf und ließ sie in ihrer Kitteltasche verschwinden. Nur keine Spuren hinterlassen!
    Sie verließ das Zimmer und ging zurück auf ihren Platz an der offenen Haustür…
    ***
    Ich wiederholte den Namen noch einmal, weil ich es einfach nicht fassen konnte.
    »Manon de Valois!«
    Wer war diese Frau? Was hatte sie mit Hector de Valois zu tun, dem einmal mein Kreuz gehört hatte und der gewissermaßen als John Sinclair wiedergeboren war?
    Lady Sarah gab mir die Antwort, ohne daß ich sie danach gefragt hätte. Sie konnte sich vorstellen, wie es in mir aussah. »Manon de Valois war Hectors Schwester, John.«
    Ich ließ die Arme hängen. Tonlos wiederholte ich. »Seine Schwester also. Seine Schwester…«
    »Ja.«
    »Das hast du gewußt, Sarah?«
    Die Horror-Oma hob die Schultern. »Nicht hundertprozentig. Deshalb bin ich nach Paris gefahren. Ich fand in meinem Buch eine Andeutung dessen und wollte mich mit eigenen Augen davon überzeugen.«
    »Niemals hat Hector de Valois mit mir über seine Schwester gesprochen«, flüsterte ich.
    »Möglicherweise hat er sie bewußt aus seiner Erinnerung gestrichen«, antwortete Sarah.
    »Das hört sich an, als wüßtest du mehr.«
    »Kaum.«
    Ich ging auf den Grabstein zu und blieb einen Schritt davor entfernt stehen. Noch einmal leuchtete ich ihn an, fuhr mit dem Kegel der kleinen Lampe über die Buchstaben hinweg und erkannte, daß wir uns nicht getäuscht hatten.
    In den Stein war tatsächlich der Name Manon de Valois eingraviert.
    Suko, der ebenfalls mitgelesen hatte, räusperte sich. »Das ist ein Hammer, John, und ich werde das Gefühl nicht los, daß wir mit ihr zu tun bekommen.«
    »Kann sein. Fragt sich nur, ob positiv oder negativ.«
    »Ich rechne eher mit dem letzten«, erklärte Lady Sarah mit zögernden Worten.
    »Wieso?«
    »Nun ja, John.« Sie hob die Schultern. »Ich las, daß sich die beiden Geschwister nicht besonders vertrugen.«
    »Na und?«
    »Das ist oft bei Geschwistern so, da gebe ich dir recht. Bei ihnen ging es um sehr unterschiedliche Meinungen. Ich will sagen, daß es um das Prinzip ging. Während Hector de Valois auf der richtigen Seite der Templer stand, war seine Schwester anderer Meinung. Sie muß den falschen Weg gegangen sein.«
    »Baphometh?« hauchte ich.
    »Schon.«
    Ich atmete tief durch. Im Vergleich zu den hohen Büschen und Bäumen wirkte Lady Sarah klein und verloren. »Du hast eine schwerwiegende Anschuldigung gelassen ausgesprochen. Besitzt du dafür auch die
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