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0556 - Odem des Bösen

0556 - Odem des Bösen

Titel: 0556 - Odem des Bösen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich, was hinter der Stirn des Ex-Teufels vorging. Er glaubte ihn zu kennen, seit so unendlich langer Zeit, und doch konnte Asmodis ihn immer noch überraschen.
    »Na gut«, seufzte Amos. »Dann werde ich gehen. Sieh zu, daß du mich nicht ebenfalls verlierst.«
    »Nein!« entfuhr es Merlin da. »Keiner von uns kann und wird gehen! Du weißt nur zu gut, weshalb nicht. Weshalb wir Zamorra senden mußten, statt selbst einzugreifen! Sie kennen uns beide, die Götter jener Welt, von denen so viele zwischen unseren Welten hin und her wandeln! Dadurch, daß wir versuchen, das eine Paradoxon zu verhindern, würden wir das nächste auslösen! Selbst wenn wir unsere Auren, unsere Bewußtseinsausstrahlungen abschirmten, würden sie uns entdecken. Du bleibst hier!«
    Amos runzelte die Stirn.
    »Du erstaunst mich, Bruder im Licht«, sagte er. »Du spürst kein Verlangen, deinen treuesten Vasallen zu retten? Den, der einst die letzte Tafelrunde lenken soll? Du läßt ihn fallen, nachdem du ihn in die Gefahr schicktest? Das kann ich nicht glauben, Merlin. Es paßt nicht zu dir. Du kannst dich nicht so sehr verändert haben!«
    Merlin verzog das Gesicht.
    »Die Tafelrunde? Was bedeutet sie noch? Sie ist doch längst zerbrochen, dunkler Bruder! Die meisten sind tot! Bill Fleming, Ansu Tanaar, Fenrir, die zwei, die eins sind, und in der Burg des Königs der Vergangenheit und Zukunft hat ein Drache Einzug gehalten…« Amos hob die Hand.
    »Warte«, sagte er. »Du redest irre. Fleming und Tanaar sind tot, aber nicht der Wolf und auch nicht die Telepathen-Zwillinge!«
    »Nein?« murmelte Merlin kopfschüttelnd. »Aber mir war gerade so, als ob… Sie müssen tot sein! Und der Drache…«
    »War schon das Wappentier Arthurs, der Sohnes von Uther Pendragon! Hast du das alles vergessen, Merlin? Das kann nicht sein!«
    »Etwas stimmt nicht«, erkannte Merlin.
    Amos nickte. »Mit dir, Bruder. Du befindest dich selbst schon im Bann des fortschreitenden Paradoxons! Du bist bereits manipuliert, dein Denken spielt sich schon im Bereich der veränderten, der falschen Ebene ab!«
    Die Augen des Zauberers wurden groß.
    »Wovon sprichst du eigentlich, Fürst der Finsternis, der immer noch nicht bereit ist, der dunklen Seite abzuschwören? Was für ein Zeitparadoxon? Es gab schon lange keines mehr, schon mehr als ein Jahrzehnt nicht mehr…«
    ***
    Über Sestempe, der Hauptstadt von Khysal, schien die Morgensonne.
    Der Hochzeitszug näherte sich dem OLYMPOS-Tempel, in dem die Trauung stattfinden sollte. Voran eine Schar kleiner Mädchen, die Blumen streuten, dann kam die offene Sänfte, in der das Brautpaar saß. Dahinter folgte Mogul Taigor in einer weiteren Sänfte.
    Die Eltern der Braut waren nicht anwesend. Handelsherr Joscan ließ sich entschuldigen. Unaufschiebbare Geschäfte harrten seiner in Salassar. Sonst wäre er selbst mit der kleinen Karawane nach Sestempe gekommen.
    Jeder verstand ihn. Für einen Händler kamen große Geschäfte selbst vor Feierlichkeiten wie dieser.
    Hinter den beiden Sänften schritten die Gäste und das Gefolge. Einige höhergestellte Persönlichkeiten ließen sich ebenfalls tragen. Obgleich die dritte Tagesstunde noch längst nicht erreicht war, hatten die Soldaten Mühe, die Zuschauer zurückzuhalten. Immer weiter drängte die Masse nach vorn.
    Eine Hochzeit wie diese war ein ganz besonderes Ereignis, dem zuzuschauen Gesprächsstoff für viele Monde lieferte. Daß eine Göttin erscheinen sollte, hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Es war eine einmalige Sensation. Alle wollten dabei sein, wollten die Göttin sehen.
    Tiana umklammerte Canthos Hand. Ihr Herz klopfte wie rasend. Niemals zuvor war sie so aufgeregt gewesen. Nicht einmal in jener verzweifelten Stunde, als die kleine Karawane auf dem Weg von Salassar nach Sestempe von Räubern und Mördern überfallen worden war. [4]
    Einmal richtete sie sich halb auf und blickte zurück. Weit hinten im Gefolge sah sie Solvan und An-Thar, die beiden Karawanenführer, die sie zur Hauptstadt begleitet hatten. Von der Halbgöttin Byanca war immer noch nichts zu sehen. Tiana fragte sich, warum das weißblonde Mädchen nicht an der Hochzeit teilnahm.
    Was mochte geschehen sein?
    »Ich wollte, die Zeremonie wäre endlich vorbei«, flüsterte Tiana. »Ich habe Angst… Etwas wird geschehen!«
    »Ja«, lächelte Cantho. »Wir werden Mann und Frau, das wird geschehen.« Sie schluckte und lehnte sich zurück. Cantho strich ihr durchs Haar.
    »Es gibt keinen Grund, Angst
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