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0552 - Gefangene der bösen Träume

0552 - Gefangene der bösen Träume

Titel: 0552 - Gefangene der bösen Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Merlin hatte schließlich zugestimmt. Ob der Zauberer sich wirklich dabei wohl fühlte, daß jetzt ein Mensch jederzeit zu ihm vorstoßen konnte, war zwar fraglich, aber Zamorra war mit dieser Lösung ganz zufrieden.
    Es ging ihm nicht darum, sich Merlin aufzudrängen. Er wollte den uralten Weisen nicht in seiner Ruhe stören. Er wollte die Möglichkeit haben, mit ihm zu reden, ihm ein Partner und Freund zu sein, nicht nur ein Diener, ein Vasall, der nur dann zu reagieren und zu agieren hatte, wenn Merlin ihn dazu aufforderte.
    Wenn Merlin den Besuch nicht wünschte, wenn er seine Ruhe haben wollte, würde Zamorra wieder gehen. Er hatte Merlin versprochen, ihn nicht zu mißbrauchen.
    Und so gab es jetzt auch in Caermardhin jene magischen und geheimnisvollen Regenbogenblumen, die in der Lage waren, Menschen von einem Ort zum anderen zu transportieren - sofern sich auch an jenem anderen Ort entsprechende Blumen befanden und die Menschen eine konkrete, bildliche Vorstellung von ihrem Ziel hatten.
    Natürlich würde es noch eine Weile dauern, bis die Ableger groß genug waren, daß sie volle »Funktionsfähigkeit« erreichten. Ein halbes oder ein Dreivierteljahr vielleicht. Spätestens von da an würde es Zamorra ungehindert möglich sein, zwischen seinem Château an der südlichen Loire und Merlins unsichtbarer Burg hin und her zu wechseln.
    Sofern er das wollte.
    Er wußte natürlich, daß er sich nicht pausenlos um Merlin würde kümmern können. Und er wollte das auch gar nicht - ganz abgesehen davon, daß es Merlin selbst unangenehm sein würde. Zamorra wollte sich ihm keineswegs aufdrängen. Aber wichtig war, daß diese Möglichkeit überhaupt bestand.
    Vorsichtshalber legte Zamorra gleichzeitig eine magische Sperre an. Er war zwar überzeugt, daß Caermardhin an sich schon gegen wirklich unbefugte Eindringlinge abgesichert war, aber es konnte nicht schaden, eine zusätzliche Sicherung einzubauen. Jene eigenartigen Unsichtbaren, die über Insektenaugen verfügten und sich bisher ausnahmslos von einer menschenfeindlichen Seite gezeigt hatten, hatten schon einige Male versucht, die Regenbogenblumen für sich selbst zu nutzen, und sie hatten auch von sich aus neue Regenbogenblumen-Kolonien angelegt.
    Inzwischen sah es so aus, als wären sie es auch gewesen, die diese Pflanzen ursprünglich zur Erde gebracht hatten. Wann das stattgefunden hatte, konnte allerdings niemand sagen. Und was die Ziele der Unsichtbaren waren, war ebenso unbekannt.
    Da es jetzt auch in Caermardhin Regenbogenblumen gab, bestand natürlich die Gefahr, daß Unsichtbare dort ebenfalls eindringen konnten - theoretisch. Dem schob Zamorra jetzt einen magischen Riegel vor, der zumindest so lange halten würde, bis die Unsichtbaren eine Möglichkeit fanden, auch diese Sperren zu durchdringen. Doch er war sicher, daß er selbst das rechtzeitig genug herausfinden würde, um Merlin zu warnen und neue Sperrmöglichkeiten zu entwickeln - sofern Caermardhin überhaupt gefährdet werden konnte. Die Burg befand sich teilweise in einer völlig anderen Dimension und war allein dadurch schon nahezu unangreifbar.
    Merlin hatte sich angeschaut, wie Zamorra und Nicole die Ableger der Regenbogenblumen in einer Art Wintergarten angepflanzt hatten, der schon seit geraumer Zeit bestand, vielleicht schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Ein Raum innerhalb der unsichtbaren Burg, der der Zerstreuung diente. Als Nicole dem Zauberer dann Pflegehinweise geben wollte, wehrte Merlin energisch ab.
    »Ich bin kein Gärtner«, sagte er. »Ich werde diese Hinweise sehr bald wieder aus meinem Gedächtnis verdrängt haben; ich bin mit Pflanzen jeglicher Art auf eine völlig andere Weise verbunden. Caermardhin ist ein magischer Ort. Magie wird für diese Pflanzen sorgen wie auch für alles andere, das hier lebt. So ist es immer gewesen; es bedarf auch keiner entsprechenden Unterweisung. Diese Art von Magie weiß stets von selbst, welche Maßnahmen jeweils erforderlich sind.«
    Nicole war davon nicht völlig überzeugt. »Tut mir leid, wenn ich dir vielleicht ein wenig zu kritisch erscheine, Merlin, aber - mit meinen Sinnen müßte ich eigentlich zumindest einen Hauch dieser Magie feststellen können.«
    »Dazu müßtest du eine Pflanze sein«, sagte Merlin schmunzelnd.
    »Manchmal«, behauptete Zamorra und berührte Merlins Schulter, »habe ich das Gefühl, daß sie das tatsächlich ist. Vor allem dann, wenn sie in den teuersten Boutiquen Wurzeln schlägt…«
    Merlin lächelte
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