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0552 - Gefangene der bösen Träume

0552 - Gefangene der bösen Träume

Titel: 0552 - Gefangene der bösen Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fliegen«, meinte William, der die Worte des Jungdrachens zunächst noch gar nicht so ernst nahm, wie sie gemeint waren. »Das ist doch viel zu weit von hier weg. Wales ist ein Land in Großbritannien! Wir sind hier in Frankreich.«
    »Na und? Du bist doch auch von Schottland nach hier gekommen. Ich will ja auch nicht fliegen, wenn es sich nicht vermeiden läßt«, versetzte Fooly. »Deshalb habe ich dich ja auch nach den Regenbogenblumen gefragt. Weißt du, ob es da welche gibt?«
    »Du meinst es wirklich ernst, wie? Kleiner, schlag dir das aus dem Kopf! Du hast vielleicht etwas seltsam geträumt, so was kommt schon mal vor. Wie willst du von hier aus feststellen, ob in Wales wirklich ein Drache aufgetaucht ist?«
    »Ich weiß es eben. Ich hab’s gesehen«, beharrte Fooly. »Und ich muß es genau wissen. Deshalb werde ich dorthin gehen. Entweder muß ich fliegen, oder ich nehme die Regenbogenblumen. Also, gibt's da welche oder nicht?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Aber du bist doch ein Engländer, und Wales gehört zu England. Das ist doch dein Land!«
    Williams Gesicht verdüsterte sich. »Ich bin Schotte «, verbesserte er nachdrücklich. »Und Wales gehört nicht zu England. Das hätten die Engländer nur gern so. Erst haben sie uns Schotten die Königskrone gestohlen, dann haben sie Wales erobert, Cornwall geplündert und Irland überfallen; an Frankreich sind sie immerhin gescheitert. Aber weder Schottland noch Wales werden jemals England sein! Es ist schon schlimm genug, daß wir alle in ein gemeinsames Großbritannien gehören. Es wird höchste Zeit, daß endlich wieder ein Schotte den Königsthron besteigt, wie es sich gehört! Dann treiben wir diese Piraten ins Meer, wenn sie frech werden.«
    »Du hast also keine Ahnung, ob es dort Regenbogenblumen gibt«, stoppte Fooly den regionalpolitischen Exkurs des Butlers. »Dann muß ich wohl doch per eigenem Flügel…«
    »Kommt darauf an, wohin genau du willst«, sagte William.
    »Je nun! Nach da selbstverständlich!« sagte Fooly und deutete mit ausgestrecktem Arm genau nach Nordwesten.
    »Woher willst du wissen, daß es Wales ist? Es könnte die Bretagne sein oder Südengland oder Cornwall«, gab William zu bedenken. »Oder auch Island oder Grönland. Oder das Nachbardorf.«
    »Ich weiß es eben«, sagte Fooly. »Nerv mich nicht, ja?«
    »Auf Anglesey gibt es Regenbogenblumen«, überlegte der Butler. »Das ist eine Insel im Norden von Wales, wo der Silbermond-Druide Gryf seine Blockhütte hat. Und es gibt vermutlich neuerdings auch welche in Caermardhin, Merlins unsichtbarer Burg. Der Professor und die Mademoiselle sind ja dorthin gereist, um Ableger anzupflanzen. Aber ob die schon in der Lage sind, einen Transport durchzuführen, wage ich zu bezweifeln. Sie sind sicher noch zu klein. Außerdem bist du dann zwar in Wales, aber Wales ist ein ziemlich großes Land, sehr gebirgig und teilweise recht unwegsam. Solange du nicht genau weißt, wohin du dich wenden mußt.«
    »Ich kann ja Leute fragen«, schlug Fooly vor.
    »Au ja. Die werden auch ganz bestimmt nicht vor dir weglaufen«, erwiderte William sarkastisch. »Und sie werden auch nicht Polizei, Feuerwehr und Militär alarmieren, damit die dich einfangen und in den Zoo stecken. Oder in ein Labor, damit Wissenschaftler dich scheibchenweise zerschnipseln und herauszufinden versuchen, aus welcher Evolutionslinie du stammst.«
    »Das dürfen die nicht! Da gibt’s ein Gesetz gegen! Habe ich gerade beschlossen. Aber warum sollten sie das tun? Du und der Chef und die anderen, ihr seid ja auch nicht weggelaufen und habt auch nicht die Polizei gerufen.«
    Nur zu deutlich entsann William sich, wie nahe er seinerzeit an einer Panik gewesen war, als ihm Fooly unmittelbar vors Auto lief…
    »Wir sind nicht wie viele andere Menschen«, sagte er. »Es gibt so manche, die Angst vor allem haben, was nicht so aussieht wie sie selbst, vor allem, was ihnen fremd ist. Manche schlagen ja sogar schon zu, wenn Menschen nur eine andere Hautfarbe haben. Frag lieber keinen Menschen, man könnte dich töten.«
    »Na gut, dann frage ich eben die Bäume«, entschied Fooly. »Ich werde dann wohl jetzt aufbrechen. Ich bin in ein paar Tagen wieder hier, ja? Und dann werde ich wahrscheinlich sehr viel zu erzählen haben.«
    Er watschelte auf seinen kurzen Beinen in Richtung Fenster.
    William bückte sich, griff zu und hielt ihn am Schweif fest. Fooly fiel prompt auf die Nase.
    »Autsch!« empörte er sich. »Was soll das?«
    »Du
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