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0552 - Gefangene der bösen Träume

0552 - Gefangene der bösen Träume

Titel: 0552 - Gefangene der bösen Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wolltest hier aufräumen«, erinnerte William. »Du hast es versprochen.«
    »Aber das kann ich doch hinterher immer noch machen!« protestierte der kleine Drache.
    Der Butler schüttelte energisch den Kopf.
    »Wenn die Köchin morgen früh wieder auftaucht, möchte sie eine saubere Küche vorfinden! Morgen früh, nicht erst in ein paar Tagen oder ein paar Wochen! Also räumst du jetzt auf, mein Lieber!«
    Fooly rappelte sich wieder auf die Beine.
    »Das Leben ist hart, aber ungerecht«, philosophierte er tieftodtraurig. »Immer auf die Kleinen…«
    ***
    Mit dem Ford Windstar waren sie zum Hotel gefahren. Die Zahl der Fans, die hier wartete, hatte sich inzwischen erfreulich verringert, da die »Fairy Tellers« sich noch relativ lange backstage in der City Hall aufgehalten hatten, sorgsam abgeschirmt vom dortigen Personal.
    Eine kleine Gruppe unermüdlicher Autogrammjäger bekam ihre Wünsche erfüllt; Yan Clancey beschaffte sich Whisky-Nachschub und hatte die neue Flasche schon wieder zu einem Drittel leer, als Harper und Vinerich ihn in sein Zimmer bugsierten. Gleich drei weibliche Groupies hatten es geschafft, sich Einlaß zu verschaffen, und warteten bereits in unbekleideter Verfügbarkeit auf ihren Lieblingsstar.
    »Viel Vergnügen«, wünschte Harper sarkastisch.
    Es war kaum anzunehmen, daß Clancey, trotz seiner antrainierten Trinkfestigkeit, noch in der Lage war, den Mädchen das zu schenken, was sie sich erträumten. Vielleicht ging es ihnen aber nicht einmal wirklich um Sex, sondern nur darum, für eine Weile in intimster Nähe und in intimer Situation mit ihrem Star zusammenzusein. Genug für schwärmerische Träume…
    Sabella duschte, hüllte sich in recht wenig Kleidung und verschwand wieder in der Stadt, um, wie angekündigt, noch ein paar nette Jungs anzumachen.
    Sie war ein Energiebündel, wie Vinerich es noch nie kennengelernt hatte. Sie sang, sie wirbelte über die Bühne, zog ihre Show ab, verbrachte die Nächte mit fast schon mörderisch wildem Sex und war trotzdem schon am frühen Vormittag wieder topfit für den Rest des Tages. Sie schien mit zwei, drei Stunden Schlaf pro Tag auf Dauer auszukommen, und sie war in ihrer Lebensgier unersättlich.
    Jeder andere wäre spätestens nach einer Woche vor totaler Erschöpfung zusammengebrochen. Sabella Gwynedd führte diese Art von Leben nun schon kontinuierlich seit anderthalb Jahren.
    Manchmal fragte sich Vinerich, ob sie überhaupt ein Mensch war.
    Er selbst fand in dieser Nacht auch wenig Ruhe.
    Daß er über weitere Möglichkeiten nachgrübelte, wie das musikalische Märchen variiert werden konnte, war normal. Die besten Ideen kamen ihm immer nach den Veranstaltungen, wenn er sich zurückziehen und darüber nachdenken konnte. Da er selbst nicht sang und musizierte, sondern nur in seiner »Zauberer«-Rolle die verbindenden Texte und Erklärungen vortrug, konnte er die Hardrock-Oper fast aus der Sicht eines Zuschauers erleben.
    Dann erwachten seine Träume, dann schlug seine Fantasie neue Blüten. Er fand neue Ideen, neue Möglichkeiten, und die Texte dazu kamen fast immer wie von selbst, er brauchte gar nicht lange nachzudenken. Mit traumhafter Sicherheit fand er immer die richtigen Formulierungen für die richtigen Verse.
    Der »Vampir« und Imogen schufen die Melodien dazu; ebenfalls mit traumhafter Sicherheit. Es war, als wären sie gleicher Geist in getrennten Körpern. Es gab nie Fragen; Harpers und Sands’ Kompositionen paßten immer perfekt zu Vinerichs Texten.
    Daß er über die Streitigkeiten innerhalb der Band nachdachte, war ebenfalls normal. Es machte ihm zu schaffen. Aber zumindest, was die CD-Produktion anging, war er keinesfalls gewillt, von seinem Standpunkt abzugehen.
    Er wollte seine Kunst ständig weiterentwickeln und das Publikum an dieser Entwicklung teilhaben lassen - immer wieder neu und immer wieder anders. Nicht statisch und jederzeit exakt in vorgegebener Form reproduzierbar. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn es die Möglichkeit für die Käufer einer CD gäbe, ihrerseits auf die Musik einzuwirken, ihre Fantasie spielen zu lassen und sie dadurch selbst zu verändern, so wie er es tat. Aber das war nicht möglich.
    Also würde es vermutlich immer wieder zu Auseinandersetzungen kommen. Daran hatte er sich fast schon gewöhnt. Es wurde mehr und mehr zum Alltag. Vermutlich hätte es längst schon wirklichen Streit gegeben, wenn die Gagen für die Konzerte nicht in den letzten Monaten gewaltig in die Höhe geschnellt
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