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0552 - Gefangene der bösen Träume

0552 - Gefangene der bösen Träume

Titel: 0552 - Gefangene der bösen Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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führen.
    »Diese Waffe ist der da, aber ausschließlich auf meinen Befehl und ansonsten lammfromm«, sagte er und deutete auf Fenrir.
    Der pflegte sich dann jedesmal schniefend und mit Dackelblick an Zamorras Beine zu schmiegen und seine Streicheleinheiten entgegenzunehmen.
    Einer der Wachmänner zeigte immerhin noch so viel Schlagfertigkeit, daß er Zamorra riet, dem Wolf einen Schafspelz zu kaufen und umzuhängen, damit er seine lammfromme Friedfertigkeit auch äußerlich zeigen könne.
    Zwischendurch klickten und surrten Kameras; ein paar mit diesen Instrumenten bewaffnete Personen verschwanden anschließend in kleinen Autos mit Werbeaufdruck zweier regionaler Tageszeitungen und der BBC-TV.
    »Ich hätte ahnen müssen, daß ich mit dir nur unangenehm auffalle«, tadelte Zamorra den Wolf. »Aber du mußtest ja unbedingt mitkommen, statt Merlin in die Waden zu beißen.«
    Der ist viel zu alt und zu zäh und schmeckt nicht, gab Fenrir telepathisch zurück. Ich werde mich hüten, in den alten Vogel zu beißen. Am Ende verzaubert er mich noch in einen Terrier.
    Gelassen trottete er neben Zamorra her.
    Außerdem: Was spricht dagegen, daß du morgen in der Zeitung stehst? Das fördert deinen Image-Wert. Stell dir mal die Schlagzeile vor: Weltberühmter Parapsychologe wird von zahmem Wolf ins Hafenbecken geschubst!
    »Untersteh dich!« warnte ihn Zamorra. »Du könntest als Bettvorleger enden.«
    Pah! Fenrir nieste gekünstelt. Aus dir spricht primitive Rachsucht, eines Wolfes unwürdig. So was paßt nur zu euch zivilisatorisch rückständigen Menschen.
    - Warte mal, da drüben turnt so 'ne dämliche Katze herum. Der werde ich mal einen kleinen Schrecken einjagen!
    Aus dem Stand spurtete er los, am Dock entlang und auf den samtpfotigen Mäusemörder zu.
    »Fenrir!« brüllte Zamorra ihm nach. »Hiergeblieben! Bei Fuß! - Blöder Köter.« Augenblicke später erfolgte die Hetzjagd in umgekehrter Richtung, voran ein Wolf mit zerkratzter Nase, dahinter ein triumphierender Kampfkater.
    Rette mich, Zamorra! Versteck mich ! telepathierte Fenrir. Das ist ein Killer! Der bringt mich um und kratzt mir die Augen aus!
    Zamorra betrachtete das Schauspiel mit wissenschaftlichem Interesse.
    Fenrir rettete sich schließlich mit einem Sprung ins Wasser. Sein streichelweicher Jäger hockte sich an den Pier, verfolgte seine Schwimmbewegungen, putzte sich ein wenig und schritt dann in gravitätischer Spreizpfotigkeit, den Schweif siegesgewiß emporgereckt, zurück in sein Imperium.
    Fenrir schaffte es, wieder aufs Trockene zu kommen. Ahnungsvoll wich Zamorra zurück, aber der Wolf war schneller, erreichte ihn mit ein paar wilden Sprüngen und schüttelte dann das Wasser in einem wilden Tropfenschauer aus seinem Fell und über Zamorras weißen Anzug, der anschließend grau gefleckt aussah - und dies auch nach dem Trocknen blieb, dieweil das Hafenwasser von Cardiff nicht gerade zu den sieben saubersten Flüssigkeiten des Universums zählte.
    Ich hasse Katzen ! versicherte Fenrir dabei glaubwürdig.
    »Und ich hasse nasse Wölfe«, verlautbarte Zamorra. »Mit dir kann man sich aber auch nirgends sehen lassen. Das kommt davon, wenn du mich ins Wasser schubsen willst. Wer anderen eine Grube gräbt…«
    ... ist Banunternehmer, gab Fenrir zurück und seufzte wölfisch. Schon gut, Zamorra, ich weiß: Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, große dauern neun Monate…
    »Aber doch nicht bei Wölfen! - Sag jetzt nicht, du kriegst ’n Kind…«
    Der Wolf knurrte. Erstens bin ich männlichen Geschlechts, was dergleichen schon in der Praxis unmöglich macht, und zweitens würde es selbst in der Theorie bei prachtvollen Geschöpfen meiner Rasse nicht »kriegst 'n Kind « heißen, sondern »wirfst Junge«. Und frag jetzt bloß nicht »wie hoch« oder »wie weit«, sonst beiße ich dir den Blinddarm ab!
    Zamorra winkte ab. »Daran verdirbst du dir nur den Magen. Aber du solltest mir schon ein Minimum an Allgemeinbildung Zutrauen.«
    Ja, natürlich. Deshalb bist du auch Professor und ich Wolf. Laß uns von hier verschwinden, bevor dieses verdammte Katzenvieh sämtliche Spießgesellen samt dressierter Ratten auf uns hetzt.
    »Auf dich, mein Lieber«, schränkte Zamorra ein. »Du warst es doch, der dem süßen Kätzchen einen Schrecken einjagen wollte. Ich hab’ mit der Sache nichts zu tun.«
    Das sind mir die richtigen Freunde, die einen in der Not schmählich im Stich lassen, meuterte der Wolf und trottete davon. Ich denke, ich sollte dich doch
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