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055 - Louba der Spieler

055 - Louba der Spieler

Titel: 055 - Louba der Spieler
Autoren: Edgar Wallace
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In der Mitte einiger zu Ornamenten verschlungener Perlenreihen trug es jeweils ein paar Simili-Edelsteine.
    Erwartungsvoll klappte er den Deckel auf und war enttäuscht, als er es leer fand.
    »Vacilesco ist anscheinend zu spät damit fortgerannt«, brummte er zynisch. »Sonderbar ...«
    Das Kästchen war innen mit weißem Seidenstoff ausgeschlagen, nur der Boden war wie auf der Außenseite mit Glasperlen und farbigem Glas belegt. Als er seine Finger darübergleiten ließ, entdeckte er zufällig eine Feder, durch die der falsche Boden sich öffnen ließ.
    Einen Moment grinste er vergnügt, aber schon der nächste Blick zeigte ihm, daß auch der Raum darunter leer war.
    Stirnrunzelnd überlegte er eine Weile . Dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern.
    »Na, Vacilesco hat dafür gezahlt — nicht ich!«
    Er stellte das Kästchen auf den Tisch und nahm sich eine Zigarre.
    »Du wolltest mir vorhin etwas mitteilen«, sagte Kate und beobachtete ihn scharf. »Was soll das heißen: ich soll Charles Berry heiraten?«
    »Genau das soll es heißen, und nichts anderes. Wir trennen uns, du und ich; aber zuerst verheirate ich dich. Der zweite Stock von Braymore House in London, wo du so angenehme Stunden verbracht hast, gehört noch mir - ich werde bald dorthin zurückkehren. Aus Gründen, die du nicht erraten kannst, ist es mir lieb, dich als Frau Berry hierzulassen.«
    »Ist das dein Ernst ...? Das ist doch selbst für dich fast zu schmutzig und gemein!« stieß sie hervor.
    »Schmutzig? Gemein? So eine Undankbarkeit! Denk nur daran, wie ich dich hätte sitzenlassen können! Ja .«
    Er brach plötzlich ab, als seine Augen zufällig auf das Kästchen fielen.
    »Jetzt weiß ich es wieder!« rief er triumphierend. »Ich habe das Ding schon einmal gesehen. Ja, ja - es war ...«
    »Ich will nichts davon hören!« schrie sie. »Bleib bitte bei unserer Unterhaltung!«
    »Oh, ich sah das Kästchen zu einer Zeit, an die du dich sehr gerne erinnerst«, spottete er. »Entsinnst du dich nicht, daß wir während unserer, ach so schönen, Flitterwochen einmal zusammen im Bazar waren und beobachteten, wie jemand einen unerhörten Preis für ein Kästchen zahlte ...?«
    »Sei ruhig!« Sie hielt verzweifelt die Hände vors Gesicht.
    Er lachte.
    »Wie schade, daß solche Zeiten nicht ewig dauern, Kate, wie?«
    »Ich erinnere mich eben an einen Mann, der mich warnte«, erwiderte sie bitter. »An jenem Tag . ich schlug seine Warnung in den Wind.«Sie wandte ihr Gesicht ab.
    »An jenem Tag? Ich wüßte nicht, wer damals mit dir gesprochen hätte . Aber das ist ja auch gleichgültig. Ich muß zurück zu meinen Gästen - meinen Opfern, wenn du das lieber hörst.«
    Wieder fiel sein Blick auf das Kästchen.
    »Ich will es als Andenken an dich aufheben, o geliebte Kate ... als Andenken an unsere bezaubernde Idylle.«
    Er ging grinsend zur Tür, konnte sich aber einen letzten Hieb nicht versagen.
    »Du brauchst natürlich kein solches Andenken! Das Kompliment kann ich mir schon machen, daß du mich bestimmt nie vergißt.« Lachend schlug er die Tür hinter sich zu.

6
    »Erkennen Sie mich nicht mehr, Miller?«
    Die Jahre waren nicht spurlos an Charles Berry vorübergegangen, aber trotzdem war Miller gleich über ihn im Bilde. Er hatte noch eine ganz persönliche Erinnerung an Mr. Berry, weil er einmal von Louba angefahren worden war, als er etwas über den Zweck von Berrys Besuchen hatte herausbekommen wollen.
    »Wie geht es Ihnen, Miller?« fuhr Berry fort und streckte ihm leutselig die Hand entgegen.
    »Danke, Sir. Und Ihnen?« fragte Miller zurück.
    Es war offenkundig, daß sich Berry auf freundschaftlichen Fuß mit ihm stellen wollte.
    Sie hatten sich eben vor Braymore House getroffen. Es war ein kalter, feuchter Abend.
    »Bin gerade nach England zurückgekehrt«, sagte Berry. »Haben Sie etwas Besonderes vor?«
    »Ich bringe Herrn Louba die Nachmittagspost in den Elect Club.«
    »Hm — ist er dort?«
    »Ja. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Deswegen bin ich nach England zurückgekommen. Wahrscheinlich werde ich ihm aus verschiedenen Gründen die Hölle heiß machen. Hören Sie mal, wollen wir nicht ein Gläschen zusammen trinken — oder haben Sie's eilig?«
    »Auf fünf Minuten kommt es mir nicht an.«
    Sie gingen nebeneinander her. Der naßkalte Wind pfiff ihnen um die Ohren.
    »Was haben Sie gegen Herrn Louba?« fragte Miller neugierig.
    »Höchst einfach — er zahlt mir nicht, was er mir schuldet. Wie steht es nach Ihrer Meinung mit seinen
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