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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy
Autoren: Jason Dark
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Gehirn war leer. Selbst in den Händen, die das Gewehr umklammert hielten, spürte er das Gefühl der Taubheit.
    Ohne es bewußt zu merken, zog er sich vom Fenster zurück. Er schloß es auch.
    Dann stand er im Zimmer, kam sich vor wie ein Fremder in der eigenen Wohnung. Ein Hotelgast hätte nicht anders schauen können.
    Wie glühende Pfeile schoß das Wissen in ihm hoch. Verdammt, er hatte die Eingangstür nicht abgeschlossen. Der Mörder oder wer immer es war, würde leichtes Spiel haben, wenn er ins Haus wollte.
    McAssig lief nach unten. Im Flur brannte noch das Licht. Bei jedem Schritt, den er zurücklegte, steigerte sich seine Furcht. Sie drückte gegen seinen Magen, sie kroch wie eine Schlange hoch in die Kehle, wo sie ihn würgte.
    Die Mündung der Flinte wies nach vorn. Sie schaute auch wie ein leeres Auge als erste in den Gastraum hinein. Link erwartete einen Angriff. Der Fremde konnte überall hocken. Hinter der Theke, auch hinter den kompakten Tischen, wo das Licht der einen Lampe nicht so recht hinschien und die klobigen Gegenstände wie ruhende Monstren wirkten.
    Er hielt den Atem an. Es fiel ihm schwer, aber so konnte er besser lauschen.
    Lauerte jemand in der Nähe? Durchdrangen möglicherweise Atemzüge den Raum? Oder hatte es ein Eindringling geschafft, sich lautlos zu verhalten.
    Die Eingangstür war geschlossen, aber nicht abgeschlossen. Der Schlüssel steckte von innen. Sein Metall blinkte ihn höhnisch an. Die Schweißperlen auf seiner breiten, hohen Stirn waren mittlerweile größer geworden. Er wischte sie mit dem Handrücken weg, bevor er sich einen Ruck gab und auf die Tür zuging. Auch in den Achselhöhlen klebte der Schweiß. Er roch sich selbst, die Angst machte ihn verrückt. Das Gewehr kam ihm plötzlich zu schwer vor.
    Dann stand er vor der Tür. Mit der linken Hand hielt er die Flinte, die rechte tastete nach dem Schlüssel. Das Metall war kühl. Zwischen ihm und den Fingern lag der Schweiß.
    Er verschloß die Tür. Das Schnacken des Schlosses kam ihm beruhigend vor. Tief atmete er durch und auf. Zum erstenmal eigentlich, seit er die Entdeckung gemacht hatte.
    Dennoch war er nicht beruhigt. Der Unbekannte hätte es durchaus schaffen können, das Haus zu betreten. McAssig war jetzt mutiger geworden. Er ging durch den Gastraum, schaute in jede Ecke, hinter jeden Tisch, sah Kippen auf dem Holzboden liegen, über die er sich sonst immer ärgerte. Heute freute er sich darüber, sie waren einfach so herrlich normal. Es tat direkt gut, sie zu sehen.
    Er lachte auf. Mit zitternden Knien ging er bis hinter die Theke, wo die zahlreichen Flaschen standen. Eine holte er aus dem Regal. Es war Whisky.
    Ohne das Getränk in ein Glas zu kippen, setzte er die Flasche an und nahm zwei tiefe Schlucke.
    Der Alkohol wärmte ihn durch.
    Sein Blick glitt über die Theke hinweg zur Eingangstür, wo sich auch die Fenster befanden, die den Eingang umrahmten.
    Das Außenlicht streifte die Scheiben, ließ sie aussehen wie einen starren Vorhang.
    Genau dahinter bewegte sich etwas.
    Ein Schatten, der noch dichter an die Scheibe herantrat, dahinter stehenblieb und wartete.
    Der Schreck steigerte sich zum Entsetzen, ließ ihn starr werden. Er sah nur auf die rechte Scheibe und auf die Gestalt dahinter. Ein Mensch, ein Monstrum – der Killer?
    Noch tat sie nichts, bis sie plötzlich einen Arm bewegte. Im nächsten Augenblick platzte die Fensterscheibe. Sie klirrte nicht einmal laut. Scherben wirbelten in den Gastraum, die Sicht des Mannes verbesserte sich, und der sah plötzlich die Hand, die durch die Lücke stieß.
    Eine Hand?
    Nein, eine knöcherne Klaue!
    ***
    Sie hatte beim Einschlagen der Scheibe eine Faust gebildet. Jetzt aber öffnete sie sich. Die Finger schienen von Fäden geführt zu werden, als sie sich streckten.
    Der Wirt hörte sogar das Knacken und sah sie dann wie hautlose Stäbe, die auf ihn zeigten. Dicke Streichhölzer, vorn zugespitzt, mit einem ebenfalls knöchernen Gelenk versehen. Die Klaue schaute aus einem dunklen Hemdsärmel. Darüber trug der Unheimliche eine Weste, deren Schöße sich im leichten Wind zitternd bewegten.
    McAssigs Blick glitt höher. Er wollte es nicht glauben, was er sah, doch sein Verstand sagte ihm, daß zu einer Knochenklaue eigentlich auch ein entsprechendes Knochengesicht gehören mußte.
    Gehörte dieser gelbliche Fleck zu einem Knochenschädel, auf dem ein Stetson mit tiefgezogener Krempe saß?
    Wenn ja, dann wußte Link McAssig auch, wen er vor sich hatte.
    Dann
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