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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy
Autoren: Jason Dark
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Umweltverschmutzung. Es roch nach frisch gemähtem Gras, nach Weide und Wald.
    Mächtige Nadelbäume krallten sich an manchmal dürrem Gras fest, das die Felsen überwucherte. Kleine Seen lagen wie gemalt an der Wegstrecke.
    Die Fahrt gefiel mir. Ich fuhr auch nicht sehr schnell, immer bereit, rasch auf die Bremse zu treten, wenn Tiere, vom Licht der Scheinwerfer erschreckt – auf der Straße hockten und erst im letzten Moment fliehen konnten.
    In breiten Kurven stieg die Straße an. Ich hatte mir die Strecke gut eingeprägt, so daß ich nicht noch auf der Karte nachschauen mußte.
    Höher und höher rollte ich in die Uplands hinein. Der dichte Wald blieb zurück. Schon bald glitt mein Blick hinab in die weiten Täler, wo die kleinen Seen wie geheimnisvolle Augen schimmerten.
    Längst war der Mond aufgegangen. Er bildete einen Kreis am Himmel und glotzte auf die Erde nieder. Über eine steile und kurvenreiche Strecke gewann ich rasch an Höhe.
    In der Ferne blitzte es einige Male. Zunächst glaubte ich an eine Täuschung, bis ich merkte, daß mir der Blick ab und zu von etwas vorstehenden Felswänden genommen wurde. Waren die Lücken größer, konnte ich mehr sehen.
    Es waren tatsächlich Lichter, die eine Insel in der Finsternis bildeten. Das mußte ein Ort sein.
    Die Karte lag neben mir. Ich stoppte und schaltete die Innenbeleuchtung ein.
    Ihr Licht streifte auch den Namen des Ortes. Er hieß Tweedsmuir.
    Mir fiel ein, daß ich mich in einer Gegend befand, wo die weltberühmten schottischen Stoffe hergestellt wurden. Webereien, viele noch in Privatbesitz, sorgten dafür, daß die Qualität dieser Stoffe stets gleichblieb und die Anzüge viele Jahre hinweg hielten.
    Mein Vater deckte sich ebenfalls mit dieser Qualität ein.
    Ich fuhr wieder an. Die Straße führte durch Tweedsmuir, dann weiter in Richtung Süden, wo sie später auf die gut ausgebaute E traf, die mich nach Carlisle zum Motorway bringen würde.
    Mit den Gedanken beschäftigte ich mich und war noch weiter voraus, denn ich dachte auch an London.
    Da geschah es!
    Den Knall hörte ich nicht, dafür geriet der Wagen ins Schlingern.
    Plötzlich wollte er nach rechts ausbrechen, die Böschung tauchte gefährlich nahe vor der Kühlerschnauze auf. Ich mußte gegenlenken, bekam den Rover wieder auf die Straßenmitte, lenkte noch einmal gegen, um ein Abdriften auf die linke Seite und damit gegen den Hang zu vermeiden.
    Nach wenigen Sekunden stand der Rover. Ich war schweißgebadet und spürte den heftigen Herzschlag.
    Für einen Moment schloß ich die Augen. Mit diesem Vorfall hatte ich nicht gerechnet.
    Mein Hals war trocken. Ich schalt mich einen Narren, daß ich mich von der etwas betulichen Fahrt so hatte einlullen lassen, stieg dann aus, um nach der Ursache zu schauen. Einen Verdacht hegte ich längst und bekam ihn auch bestätigt, als ich mir den linken Hinterreifen anschaute.
    Er war platt!
    Ein auf der Straße liegender Stein hatte wie eine lange Messerklinge gewirkt und war schräg in ihn hineingefahren. Er hatte das Material aufgeschlitzt und sämtliche Luft entweichen lassen.
    Fahrerpech!
    Ich war sauer und fluchte innerlich. Wütend trat ich gegen den platten, dunklen Reifenrest und dachte an das Reserverad im Kofferraum.
    Ein Reifenwechsel im schottischen Hochland war das letzte, was mir noch fehlte.
    Bevor ich mich an die Arbeit machte und das Werkzeug holte, schaute ich nach vorn. Die Lichter blinkten auch weiterhin in der Finsternis. Sie schienen kaum nähergekommen zu sein, aber ich sah noch etwas.
    Ein einzelnes Licht.
    Da es nicht mit den anderen zusammengeschmolzen war, mußte es sich noch vor der Ortschaft befinden. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte es zu einem einsam stehenden Haus.
    Ich ließ das Werkzeug Werkzeug sein und schaute kurz nach. Einsam stehende Häuser können Gehöfte sein, aber auch Gaststätten und kleine Hotels. Es war noch nicht sehr spät, mehr als zwei Stunden vor Mitternacht, da würden die Bewohner bestimmt nicht im Bett liegen.
    Mein Entschluß stand fest. Vorerst nicht weiterfahren und nachschauen.
    Da hörte ich den Schuß. Dünn drang das Echo an meine Ohren, doch ich war Fachmann genug, um dieses Geräusch als Schuß zu erkennen. Das Echo hing noch in der Luft, als ich den Schrei vernahm.
    Wer hatte ihn ausgestoßen? Ein Mensch, vielleicht ein Tier? Der Schrei erstarb, die Stille kehrte zurück und wurde durch kein weiteres, unnatürliches Geräusch unterbrochen.
    Tief pumpte ich die würzige Luft in die
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