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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy
Autoren: Jason Dark
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auch schießen. Ich habe ihn erlebt, da hat er nicht vorbeigeschossen.«
    »Du hast eben Glück gehabt.«
    Ich deutete gegen die Decke. »Es kann auch an dem trüben Licht gelegen haben.«
    »Vielleicht.« Suko hob die Schultern. »Und jetzt sind sie beide verschwunden.«
    Ich nahm das Taschentuch vom Nacken weg und schaute es mir an. Das helle Blut klebte im Stoff. »Hast du gesehen, wie sie flohen?«
    »Nein, sie waren plötzlich weg.«
    »Aufgelöst?«
    »Ja, in Luft.« Er lachte hart. »Ein dummes Sprichwort, aber irgendwie trifft es zu.«
    Ich gönnte mir noch einen Rundblick und preßte wieder das Tuch gegen die Wunde. »Okay, Suko, hier unten haben wir nichts mehr verloren. Laß uns verschwinden!«
    »Außerdem mußt du verarztet werden.«
    »Richtig.«
    Diesmal störte uns niemand, als wir mit dem Lift in die Höhe fuhren. Suko, der ebenfalls einen Schlüssel zu meiner Wohnung besaß, öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt.
    Da ich einige Tage fortgewesen war, kam mir meine eigene Wohnung fremd vor. Die Luft war abgestanden, muffig. Ich öffnete ein Fenster, bevor ich ins Bad ging, wo auch die Hausapotheke stand.
    Mit verdrehtem Kopf und in den Siegel schauend, sah ich mir die Wunde an.
    Ein länglicher Riß hatte sich im Fleisch gebildet. Noch immer quoll Blut hervor.
    Suko war mitgekommen und verarztete mich. Zum Abschluß bekam ich noch ein dickes Pflaster in den Nacken geklebt. Anschließend gingen wir zurück in den Wohnraum.
    Beide verspürten wir Durst. Alkohol tranken wir nicht. Ich fand noch eine Flasche Saft im Kühlschrank. Mit den Gläsern in der Hand, standen wir uns gegenüber. Keiner wußte so recht, wie er anfangen sollte, deshalb tranken wir zunächst.
    Dann meinte Suko: »Er war uns wieder voraus.«
    »Sicher.« Ich setzte mich. »Noch etwas ist hinzugekommen. Wir haben es nicht nur mit dem Skelett-Cowboy zu tun, hinter ihm steht noch eine gefährlichere Macht.«
    »Weißt du, welche das ist?«
    »Die Fratze.«
    Suko winkte ab. »Das ist klar. Sie muß doch einen Namen haben. Der Teufel, meinetwegen.«
    »Daran glaube ich nicht. Die Fratze sah mir so aus, als wäre sie ein gewisses Zerrbild.«
    »Von wem?«
    »Von einem Dämon oder einem dämonisch beeinflußten Menschen. Ich erinnere mich sehr gut an die alten Masken, die bei Beschwörungstänzen getragen wurden. So ähnlich muß das auch mit der Fratze gewesen sein. Für mich ist sie eine Maske gewesen, in der ein gewisses schwarzmagisches Leben steckt.«
    »Das wir vernichten müssen.«
    »Klar, aber wie?«
    Suko stellte sein Glas ab. »Geh mal davon aus, daß dieser Knochen-Cowboy dir ans Leben will. Du hast ihn gestört, er wird versuchen, dich zu töten.«
    »Schon, dann muß er kommen.«
    »Das meine ich auch.«
    »Der erste Anschlag ist mißglückt«, resümierte Suko. »Warten wir also auf den zweiten.«
    Ich schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. »Nein, verdammt, darauf will ich nicht warten! Ich…«
    »Was willst du sonst machen? Durch London rennen und rufen: He, hier bin ich!«
    »Quatsch.«
    »Dann mach einen besseren Vorschlag.«
    »Den habe ich nicht, verdammt.«
    »Eben. Unser Freund sitzt am längeren Hebel. Außerdem hat er bewiesen, daß er am längeren Hebel sitzt. Wir müssen uns auf harte Stunden gefaßt machen. Beide sind in London, und beide…«
    Das Telefon meldete sich. Ich hob ab und hatte kaum meinen Namen ausgesprochen, als mich eine schreiende Stimme unterbrach.
    »Kommen Sie, kommen Sie!« brüllte eine Frau. »Es ist da!«
    »Wer ist da?«
    »Das Skelett!«
    Ich saß steif im Sessel. Über meinen Rücken rieselten eiskalte Perlen. »Wo sind Sie?«
    »Im Haus… zwei Etagen über Ihnen. Ich heiße Williams, Kate Williams.«
    »Und das Skelett ist bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Was tut es?«
    »Kommen Sie doch, verdammt! Es hat… es hat meine Tochter. Sie ist gerade achtzehn. Und mein Mann … er ist …«
    »Tot?« fragte ich heiser und wurde noch bleicher.
    »Er liegt auf dem Boden!«
    »Okay, ich komme. Bin schon unterwegs.«
    Der Hörer flog wieder auf den Apparat. Jetzt zählte jede Sekunde.
    Suko wollte und mußte auch mit. Auf dem Weg in den Flur berichtete ich ihm, was ich gehört hatte.
    »Ich habe es geahnt!« keuchte er. »Ich habe es geahnt. Die kennen keine Rücksicht!«
    Sekunden später bestiegen wir den Lift. Die zwei Etagen legte die Kabine schnell zurück.
    Obwohl wir es sehr eilig hatten, stürmten wir nicht wie die Wilden in den Flur. Vorsichtig schoben wir uns aus dem Lift. Der
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