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0548 - Knochen-Cowboy

0548 - Knochen-Cowboy

Titel: 0548 - Knochen-Cowboy
Autoren: Jason Dark
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lange Flur war leer. Nichts erschien unnatürlich. Die Beleuchtung brannte, die einzelnen Wohnungstüren waren geschlossen. Ich bat Suko, sich hinter eine Türnische zu verstecken und zu warten.
    »Das geht klar.«
    Wo wohnten die Williams?
    Bevor ich mich selbst auf die Suche machte, sah ich, daß mir schräg gegenüber sehr vorsichtig eine Tür geöffnet wurde. Ein Spalt entstand. Durch ihn erkannte ich einen Körper und auch den Teil eines verweinten Gesichts. Das war die Frau.
    Sie hatte mich ebenfalls gesehen, zog die Tür weiter auf und winkte mir zu. Mrs. Williams trug eine Brille mit hellem Gestell, einen roten Pullover und einen hellgrauen Rock. Sie wirkte bieder, und sie stand unter einem schrecklichen Druck.
    »Bitte, Mr. Sinclair, kommen Sie!« In ihren Augen leuchteten Angst und Hoffnung zugleich.
    »Ruhig«, sagte ich. »Behalten Sie nur die Nerven. Drehen Sie nicht durch, dann wird Ihnen nichts passieren.«
    »Das… das sagen Sie so.«
    Ich hatte die Tür mittlerweile erreicht und drückte sie nach innen.
    Die Frau machte mir Platz. Sie weinte. In dem Haus gab es unterschiedliche Wohnungen. Meine war kleiner als die der Williams, im Grundriß allerdings ähnelten sie sich.
    Kaum hatte ich den Flur betreten, als sie leise die Tür hinter sich schloß. Ich war stehengeblieben und drehte den Kopf. »Wohin muß ich gehen?« wisperte ich.
    »Geradeaus«, gab sie ebenso leise zurück. »Sie… Sie müssen in das Wohnzimmer.«
    »Danke.«
    Den Weg kannte ich gut. Meine Wohnung war ebenso angelegt worden. Die Tür zum Raum hatte Kate Williams nur angelehnt.
    Bevor ich sie nach innen drückte, schaute ich die Frau noch einmal an. Sie nickte mir zu.
    Ich stieß die Tür auf. Nicht sehr schnell, sondern vorsichtig. Langsam schwang sie in das Zimmer hinein und kam erst zur Ruhe, als sie einen rechten Winkel mit der Wand bildete.
    Mein Blick war frei.
    Was ich sah, ließ mir die Haare zu Berge stehen…
    ***
    Nicht weit von mir entfernt lag Mr. Williams auf dem Rücken. Er war von einer Kugel in die Brust getroffen worden. Das Geschoß steckte in der rechten Seite, also nicht im Herzen. Es hatte zuerst eine leichte Strickjacke durchbohrt, dann ein Hemd, danach war es in den Körper gefahren. Der Blutfleck auf der Brust war nur klein.
    Wie das Blut in Mr. Williams’ Bart gekommen war, wußte ich nicht.
    Vielleicht hatte er in einem Reflex die Hand gehoben.
    Er lag sehr still und konnte durchaus tot sein.
    Mein Blick glitt über ihn hinweg und auch über den Tisch. Dahinter stand eine Couch mit grünem Cordbezug. Auf ihr lag die Tochter. Achtzehn war sie, ein junges Mädchen mit blonden Locken und gelglänzenden Haarsträhnen.
    Sie trug dünne Sommerkleidung.
    Eine gestreifte Hose, ein Top, das jetzt verrutscht war. Vor Angst schien sie eingefroren zu sein. Sie kam mir vor wie ein menschlicher Eisblock.
    Die Sitzfläche der Couch war breit genug, um demjenigen Platz zu bieten, der auf dem Rand hockte und mir sein Profil zuwandte. Profil war nicht der korrekte Ausdruck. Ich sah nichts von einer Nase, nur den gelblichen Wangenknochen. Der Stetson saß nach wie vor auf seinem blanken Schädel wie angeklebt. In einer Knochenklaue – der rechten – hielt er seinen 45er Colt. Aus der Nähe betrachtet, erkannte ich auch den überlangen Lauf der Waffe.
    Die Mündung bohrte sich wie ein Ring in den Hals des Mädchens.
    Die zweite Knochenklaue hatte er auf ihre rechte Schulter gelegt und drückte den Körper somit gegen die Sitzfläche.
    Ich sagte nichts, stand da, beobachtete und vernahm hinter mir das leise Weinen der Frau.
    Ich kam mir so verdammt nutzlos vor. Es gab im Moment keine Chance, das Mädchen zu retten.
    »Tun Sie etwas!« hörte ich die flüsternde Stimme der Frau. »Retten Sie Judy aus den Klauen dieses Monsters.«
    »Wir müssen abwarten. Haben Sie erfahren, was dieses Skelett will?«
    »Nein.«
    »Es muß sich doch bemerkbar gemacht haben. Es hat Ihnen erklärt, daß Sie mich anrufen sollen.«
    »Nicht das Skelett. Da war plötzlich eine andere Stimme im Raum. Ich hatte sie noch nie gehört. Ein scharfes Flüstern. Kehlige Worte. Ich konnte Ihren Namen verstehen.«
    »Schon gut.« Auch mir war nicht klar, wer da gesprochen hatte.
    Möglicherweise hing diese Stimme mit der Fratze auf dem Totempfahl zusammen, den ich hier vermißte.
    Auf die erwähnte Stimme brauchte ich auch nicht länger zu warten. Auf einmal wehte das von Mrs. Williams erwähnte geheimnisvolle Flüstern durch den Raum.
    »Ich habe dich
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