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0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jetzt wissen, ob das eine Beleidigung war!« beharrte Fooly derweil fußstampfend.
    »Nein«, sagte Zamorra. »Das war ein Kompliment. Eine Ehrenbezeichnung. Weißt du, es ist eigentlich eher ein Vergleich. Eigentlich sind Bonsais Pflanzen. Bäume, sie sind richtige, ausgewachsene Bäume, aber durch ein spezielles Züchtungsverfahren werden sie ganz klein gehalten, weil sie so weniger Platz brauchen. So ist es auch mit dir. Du bist zwar klein, aber trotzdem ein richtiger, großer Drache, der nur nicht soviel Platz braucht wie ein wirklich großer Drache. Verstehst du das?«
    »Ich bin ja nicht blöde!« fauchte Fooly. Sekundenlang züngelten Flammen vor seinen Nüstern, erloschen aber sofort wieder. »Ich freue mich über diesen Vergleich. Bäume sind Wesen, die sehr alt werden können und viel sehen und erleben im Laufe ihres Lebens. Alte Bäume sind weise. Manche werden sogar viel älter und viel weiser als Drachen. Ich höre ihnen gern zu, wenn sie den Wind bitten, ihnen beim Erzählen zu helfen.«
    Das Rauschen der Blätter im Wind…
    Und da gibt es Menschen, die ganze Wälder einfach niedersägen, um draus Geld zu machen… Zamorra atmete tief durch.
    »Du hast einen sehr guten Vergleich gebraucht«, fuhr Fooly fort. »Ich mag dich. Du bist ein kluger Mensch, Zamorra. Vielleicht solltest du nicht nur der Sheriff sein, sondern selbst das Gesetz diesseits und jenseits…«
    Zamorra unterbrach ihn. »Wieso hast du überhaupt diese bewegten Bilder gesehen?« fragte er. »Bist du ein Telepath, ein Gedankenleser?«
    »Ich weiß nicht genau, was du darunter verstehst, Mensch«, sagte Fooly. »Aber ich sehe Bilder, wenn du sprichst, während ich höre. Ich sehe, was deine Worte begleitet.«
    »Verstehst du auch deshalb unsere Sprache? Wußtest du daher auch die mathematische Formel?« fragte William rasch. »Hast du sie auch in meinen Gedanken gesehen?«
    Fooly nickte eifrig. »Natürlich.«
    »So ist das also«, brummte William. Er zuckte zusammen und sah Zamorra verständnisheischend an. »Verzeihen Sie meine Einmischung. Doch die ganze Zeit über erstaunte mich schon, daß Sie MacFool verstehen können. Schließlich redet er in meinem regionalen schottischen Dialekt, und den sprechen Sie beide nicht, auch wenn Sir Bryont Sie, Professor, seinerzeit in seinen Clan adoptierte.«
    »Sie hören ihn also in schottisch?« William nickte.
    »Und ich in französisch.«
    »Ich auch«, sagte Nicole.
    Fooly legte den Drachenschädel schräg. »Ich verstehe nicht. Ist daran etwas Besonderes?«
    »Für dich sicher nicht«, sagte Zamorra. »Wir Menschen beherrschen deine Fähigkeit nicht. Du siehst in den Gedanken derer, mit denen du redest, was sie dir sagen wollen, und du kannst dich in ihre sprachlichen Kenntnisse einschalten, ja?«
    »Wenn du es sagst? Ich kann es nicht besser ausdrücken.«
    »Faszinierend«, sagte Nicole und zog dabei, wie schon einmal, die rechte Augenbraue hoch.
    »Ha!« stieß Fooly hervor. »Das stammt aus bewegten Bildern! Da gibt’s einen Menschen, der spitze Ohren hat wie ein Corr. Der zieht auch immer die rechte Braue hoch und sagte dabei, daß ihn etwas fasziniert,«
    »Oh, Himmel«, seufzte Nicole. »Ich dachte, wir wären durch mentale Sperren geschützt. Dieser Drachen-Bonsai durchbricht die glatt!«
    Zamorra schüttelte resignierend den Kopf.
    »Ich fürchte, daß wir uns damit abfinden müssen. Aber Fooly wird uns ja wohl nicht für alle Ewigkeit mit seiner Gegenwart beehren. Wenn er wieder fort ist, sind wir unserer gedanklichen Vorstellungen wieder sicher. Nebenbei, Fooly: Vorhin hast du dich beschwert, weil Nicole versucht hat, deine Gedanken zu lesen. Du kennst da selbst aber keine Hemmungen!«
    »Das ist doch etwas ganz anderes!« protestierte Fooly. »Ihr seid nur Menschen, und ich bin immerhin ein Drache! Außerdem«, er wurde ziemlich leise, »kann ich gar nicht anders. Ich verstehe ja auch die Bäume und antworte ihnen in ihrer Sprache.«
    »Wie klingt das?« platzte William heraus, zuckte zusammen und sah in die Runde. »Entschuldigung…«
    »Ihr könntet das nicht verstehen. Ihr seid keine Bäume«, erklärte Fooly.
    Zamorra nickte. Er zwang sich, zu den momentanen Problemen zurückzukehren. »Du sprachst eben von deinem Elter«, sagte er. »Du bist von den Insektenäugigen entführt worden, nicht wahr? Kann es sein, daß dein Elter dich sucht?«
    »Ganz bestimmt«, versicherte Fooly eifrig. In seinen Augen blitzte es auf. »Mein Elter wird sie bestrafen! Könnt ihr ihm sagen, wo
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