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0548 - Feuerdrache

0548 - Feuerdrache

Titel: 0548 - Feuerdrache
Autoren: Werner Kurt Giesa
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abrupt das Thema wechsele«, wandte William ein. »Doch da ist etwas, das Sie unbedingt wissen müssen.« Er berichtete von den Vorfällen in den Wolken.
    »Das ist es also«, murmelte Zamorra und entsann sich seines Unbehagens, als er die Flugzeuge gehört hatte. »Vermutlich haben Sie recht, William. Der Drache ist hier, und die Flugzeuge jagen ihn. Aber wieso sind plötzlich die Forces Ariennes in die Sache verwickelt? Brunot oder Staatsanwalt Gaudian werden das Militär kaum um Amtshilfe gebeten haben.«
    Er straffte sich.
    »Vielleicht kann Brunot etwas in Erfahrung bringen. Wenn’s nicht gerade unter höchster Geheimhaltungsstufe liegt, kann er möglicherweise herausfinden, was da los ist.«
    Er stürmte die Treppe empor in Richtung Arbeitszimmer. Nach den ersten Stufen wandte er sich nochmals kurz um. »Ach ja, vielleicht könnten Sie zwischenzeitlich Nicole helfen, das kleine Ungeheuer zu bändigen. Das tobt sich jetzt im Küchenbereich aus.«
    William nickte schuldbewußt. »Selbstverständlich, Professor.«
    Zerschlagenes Porzellan, Toben im Küchenbereich - was hatte das kleine Biest jetzt schon wieder angestellt?
    ***
    Der Drache spie den angreifenden Flugzeugen ein paar Feuerwolken entgegen und wich ihren Geschossen immer noch aus. Seit er wußte, daß sich Menschen in diesen fliegenden Dingern befanden, achtete er darauf, sie nicht zu zerstören. Aber er vernichtete die Geschosse, die sie auf ihn abfeuerten. Seine Flammen waren heiß genug dafür.
    Dennoch wurden die ständigen Angriffe immer lästiger. Schließlich hatte der Drache auch noch etwas anderes zu tun. Etwas, woran er plötzlich nachhaltig erinnert wurde!
    Die Insektenäugigen nahmen Verbindung zu ihm auf. Und sie drohten ihm erneut, dem Kleinen etwas anzutun, wenn er nicht endlich ihren Auftrag ausführte.
    »Ich bin ja schon dabei!« protestierte er verzweifelt über den gleichen Verständigungsweg, auf dem die Insektenäugigen zu ihm sprachen. »Tut ihm nichts zuleide! Ich werde aufgehalten. Wenn ihr mir diese Flieger vom Halse schafft, geht alles schneller!«
    »Das können wir nicht. Aber du wirst eine Möglichkeit finden, ihnen auszuweichen. Ignoriere sie und erfülle den Auftrag! Danach kannst du dich immer noch um sie kümmern.«
    Die Drohung blieb bestehen. Der Drache mußte sich etwas einfallen lassen.
    Er fragte sich, ob Menschen auf Menschen schießen würden.
    Es war nicht seine Art, sich feige hinter dem Rücken anderer zu verstecken, doch hier blieb ihm keine andere Wahl. Es ging um das Kleine, ihm durfte nichts geschehen. Der Zweck heiligte alle Mittel, selbst Feigheit war da zu akzeptieren.
    Im Sturzflug jagte der Drache auf das kleine Dorf zu, das unterhalb von Château Montagne an der Loire lag.
    ***
    Zamorra betrat sein Arbeitszimmer. Raffael Bois befand sich natürlich längst nicht mehr hier; nachdem er mit seiner Arbeit an Zamorras Computern fertig war, hatte er sich wieder anderen Tätigkeiten gewidmet. Auf dem Hauptmonitor drehte sich immer noch der animierte Drache und war von allen Seiten zu betrachten.
    Zamorra rief in Lyon an und verlangte, mit Inspektor Brunot zu sprechen. Der war unterwegs, diesmal war sein Vorgesetzter Pierre Robin am Apparat.
    »Brunot hat mir eine Notiz hinterlassen«, sagte Robin. »Ein Drache? Öfter mal was Neues, wie? Nach Furien, Ghouls, Hexen und Unsichtbaren jetzt ein Drache… Womit beglückst du uns beim nächsten Mal? Eine weitere Steigerung dürfte mittlerweile schwerfallen.«
    Zamorra ging nicht darauf ein; er wußte, wie Robins Worte gemeint waren. »Sieht so aus, als liefere sich jener Drache jetzt eine Luftschlacht mit der Forces Ariennes. Genau über uns, über der Loire. Kannst du feststellen, wer die Luftstreitkräfte alarmiert hat?«
    »Die werden Auster spielen und sich verschlossen halten… aber ich versucht mal. Man gönnt sich ja sonst nichts. Ich rufe zurück, mon ami .«
    Zamorra bedankte sich, legte auf und trat ans Fenster. Die große Panoramafläche erlaubte ihm einen ungetrübten Ausblick über das Loire-Tal, stellte aber von außen keinen Stilbruch dar; es handelte sich um Einwegspiegelglas, das von außen die für das Château typischen kleineren Fenster und Mauerwerk vortäuschte. Wenn Zamorra unmittelbar davorstand, war es, als befände er sich mitten im Freien. Er war schwindelfrei und konnte es so bis ins Letzte genießen.
    Jetzt, direkt am Fenster stehend, sah er das gelegentliche Aufblitzen in den Wolken. Zu hören war nichts; die Schallisolierung des
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