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0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

Titel: 0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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längere Zeit in der Vergangenheit zugebracht hatte, wenn er nicht in der gleichen Sekunde wieder zurückkehrte.
    Das einzige wirkliche Problem war, daß Zamorra auch unbedingt den gleichen Ort benutzen mußte. Er mußte dann wieder nach Trier, in jene dunkle Seitengasse, in der er aufgetaucht war. Andernfalls gab es keinen Weg zurück.
    Vielleicht war es gut, warten zu müssen, bis Gras über diese Geschichte gewachsen war. So konnte er möglicherweise mehr über den Weg herausfinden, den Romano nun ging, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt leichter wiederzufinden. Vielleicht schmiedete Romano ja Pläne.
    Zamorra beschloß, in Abständen von je fünf Jahren nach ihm zu forschen. Das waren übersichtliche Zeitspannen.
    Da ahnte er noch nicht, wie alt der Zigeuner werden würde…
    ***
    Der Einäugige legte ein erstaunliches Tempo vor, wie Zamorra feststellte. Er bewegte sich an der Mosel entlang flußaufwärts, also wohl in die entgegengesetzte Richtung, die später Elena einschlagen würde. Denn die hatte sich Tendvkes Erzählung nach erst noch tagelang heimlich in der Stadt herumgetrieben, um herauszufinden, was mit ihren Leuten geschah.
    Dafür, daß Romano in einem Alter war, in dem sich andere bereits aufs Sterbebett legten, war er verblüffend gut zu Fuß. An einem Tag legte er gut 40 Kilometer zurück. Er befand sich am Abend des zweiten Tages bereits am heutigen Grenzdreieck von Saarland, Luxemburg und Frankreich.
    Er schlich sich geschickt an vereinzelte Bauernhöfe, stahl an jedem Tag ein Huhn und nahm in einem unbeobachteten Moment Kleidungsstücke von einer Wäscheleine, die er gegen seine auffällige, buntbestickte Zigeunerkleidung tauschte. Obgleich es Diebstahl war, was gerade in jener Zeit äußerst drastische Bestrafungen nach sich zog, mußte Zamorra über die Geschicklichkeit und Pfiffigkeit des alten Mannes schmunzeln.
    Romano hatte sich sogar den hochgezwirbelten Schnauzbart gestutzt, wie Reste von Barthaaren an seinem ersten Nachtlagerplatz verrieten; allenfalls sein dunkler Teint konnte ihn jetzt vielleicht noch als Zigeuner entlarven. Ansonsten sah er aus wie ein einfacher Wanderer, vielleicht ein Handwerksgeselle auf der Walz.
    Offenbar hatte er sich Zamorras Warnung, nicht nach Trier zurückzukehren, zu Herzen genommen.
    Dumm war er schließlich nicht und konnte sich ausrechnen, welche Szenen sich dort abspielten.
    Und welches Schicksal auch ihn erwartete, wenn er dort erwischt wurde. Mit Leuten, die mit dem Teufel paktierten, kannte man kein Erbarmen. Es war gerade mal vier Jahre her, daß der berüchtigte »Hexenhammer« erschienen war. Und der hatte dank der etwa 50 Jahre zuvor von Gutenberg entwickelten Buchdruckerkunst rasche Verbreitung gefunden - rasch, gemessen an den Verbreitungsmöglichkeiten des Mittelalters.
    Gegen Abend des dritten Tages erreichte Romano einen kleinen Weiler. Nachdem er den Ort von einer Anhöhe aus eine Zeitlang eingehend beobachtet hatte, kehrte er in der Dorfschänke ein. Zamorra wünschte ihm, daß man ihn nicht gleich wieder hinauswarf.
    Romano schien für die Nachtruhe endlich wieder ein festes Dach über dem Kopf haben zu wollen. Er war auch weit genug von der Gegend entfernt, in der er die Kleidung von der Wäscheleine stibitzt hatte; es würde ihn wohl niemand danach fragen.
    Zamorra ritt nun langsam in das Dorf ein. Ein paar alte Männer, die vor einem Haus auf einer Bank saßen, warfen ihm äußerst mißtrauische Blicke zu; mit seiner prächtigen Kleidung fiel er hier weit mehr auf als der einäugige Alte.
    Zamorra band sein Pferd an einem Baum in der unmittelbaren Nähe der Schankstube. Dann trat er ein.
    Im gleichen Moment fühlte er, wie sein Amulett, das er zwischen Oberkleidung und Kettenhemd trug, zu vibrieren begann! Gleichzeitig drang Wärme durch das Kettenhemd und das Unterfutter!
    Schwarze Magie in der Nähe…?
    Zamorra sah sich um.
    Nur ein paar Männer saßen hier an den Tischen.
    Romano unterhielt sich gerade mit einem hageren Mann; der mußte wohl der Wirt sein.
    Jetzt schlurfte der Wirt zur Theke zurück. Sie bestand nur aus ein paar breiten Holzbohlen, die über zwei große Fässer gelegt worden waren.
    Im gleichen Moment erhob sich in einem dunklen Winkel ein anderer Gast.
    Er war vollständig schwarz gekleidet. Doch der Schultermantel, den er trug, war auf der Innenseite mit blutroter Seide ausgeschlagen.
    Zamorra erkannte ihn sofort.
    »Hallo, Sid Amos«, stieß er hervor.
    Im gleichen Moment ruckte der Schwarzgekleidete
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