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0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

Titel: 0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Situation, dich als Asmodis zu vertreiben…«
    »… und ich in die Situation, den Goldbeutel jetzt an mich zu nehmen, so daß er verschwunden bleibt«, überlegte Sid Amos. »Du meinst, ich hätte durch mein jetziges Verhalten so in meine Vergangenheit eingegriffen, daß diese wiederum mein jetziges Verhalten bedingt? Verwirrend…«
    »Vielleicht bist du irgendwann einmal aus einem ganz anderen Grund mit uns in diese Epoche gereist und hast dabei deine Vergangenheit so geändert, daß es zu dieser Verwirrung kommen mußte«, überlegte Zamorra. »Auf jeden Fall hast du dabei kein Zeitparadoxon ausgelöst; der Zeitstrom hat sich selbst wieder geschlossen. Du mußt hier sein, damit deine Vergangenheit so atyäuft, wie sie abgelaufen ist, und du bist hier. Vergangenheit und Gegenwart sind wieder eine Einheit.«
    Sid Amos schüttelte verständnislos den Kopf. »So ganz begreife ich das nicht.«
    »Besuch einfach einmal eine meiner Vorlesungen.«
    »Lieber die Hölle«, spottete der Ex-Teufel und bückte sich nach dem Beutel. »Ich nehme ihn mit mir. Denn Robert darf ihn nicht bekommen, und mein früheres Ich darf ihn morgen hier nicht mehr vorfinden.«
    Zamorra deutete auf Robert deBlanc. »Was passiert mit ihm?«
    »Ich schätze, er wird erwachen, verworrene Erinnerungen haben und mich verfluchen, daß ich ihm angeblich schon wieder nicht gönne, was er erstrebt. Frage ihn doch später selbst, woran er sich erinnert.« Sid Amos deutete auf Robert Tendyke.
    Zamorra betrachtete den neben dem offenen Grab liegenden Totenschädel. »Woher stammt der?«
    »Romano«, sagte Sid Amos.
    »Aber Romano soll doch erst vor ein paar Wochen verstorben sein. Er kann unmöglich schon so zerfallen sein, daß nur die blanken Knochen übriggeblieben sind.«
    »Man hat die blanken Knochen in den Sarg getan«, sagte Sid Amos. »Als er starb, zerfiel sein Fleisch zu Staub. Er hatte zu lange gelebt, weißt du? Er wurde über hundert Jahre alt. Das habe ich ihm gewährt. Normalerweise wäre er bei dem Überfall auf das Zigeunerlager bei Trier umgekommen.«
    »Da habe ich ihn gerettet.«
    »Weil ich dafür sorgte, daß er und auch Elena durch eine Illusion von mir vom Lager fortgelockt wurden und niemand auf sie achtete. Der einzelne Söldner, gegen den du kämpfen mußtest, entglitt meiner Kontrolle. Ohne mich wäre Romano damals getötet oder gefangengenommen, gefoltert und verbrannt worden. Ich schenkte ihm gut vierzig Jahre oder mehr. Als Romano starb, wurden diese vierzig Jahre rückgängig gemacht. Dieser Schädel sollte eigentlich seit vierzig Jahren fleischlos sein.« Zamorra hob ihn vom Boden auf. Er kletterte in das Grab hinab und legte den Schädel in den offenen Sarg zurück, den er anschließend schloß.
    »Verändere nichts mehr«, warnte Sid Amos anschließend. »Das Grab muß offen bleiben, weil es morgen offen vorgefunden wird.«
    »Und was jetzt?« fragte Zamorra. »Jetzt können wir eigentlich in die Gegenwart zurückkehren. Was hier zu tun war, ist vollbracht.«
    Das gelbe Leuchten erlosch; sternenlose Finsternis legte sich über den Friedhof.
    Zamorra ließ das Dhyarra-Licht aufglühen.
    Er fand Tendyke und sein jüngeres Ich sofort wieder. Robert deBlanc war dabei, wieder zu sich zu kommen.
    »Verschwinden wir«, sagte Sid Amos rasch. »Er wird diesen Ort verlassen, sobald er erwacht und nichts mehr vorfindet.«
    Der Ex-Teufel schritt davon. Seufzend schob Zamorra Gwaiyur hinter seinen Gürtel. Wo die Scheide abgeblieben war, mochte im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel wissen. Dann lud er sich umständlich Rob Tendyke auf die Schulter. Er folgte Amos, der den exakten Ort der Zeitreise auch bei Dunkelheit mühelos wiederfand; Zamorra hätte dafür die Dhyarra-Magie verwenden müssen.
    Sid Amos berührte ihn; er wurde wieder unsichtbar, weil Zamorra in der Gegenwart diesmal keine Zeit verlieren wollte. Amos seinerseits aber nicht unbedingt Nicole begegnen wollte.
    Zamorra drehte Merlins Zeitring. »Anal’h natrac’h - ut vas bethat - doc’ nyell yenn vvé…«
    ***
    Sedan, 1995:
    Tendyke zerknüllte das Telegramm, das ihm gerade an den späten Frühstückstisch gebracht worden war.
    »Ich muß zurück«, sagte er. »Uncle Sam ruft. Dringend.«
    »Diese geheimnisvolle Expedition im Regierungsauftrag?«
    Tendyke nickte. »Es geht in den nächsten Tagen los. Tja, das war’s dann wohl erst einmal.«
    »Schade«, sagte Nicole. »Mir kommt es im Moment fast wie Verrat vor. Die Fortsetzung deiner Geschichte fehlt. Zuletzt
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