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0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

0541 - Der Sohn des Höllenfürsten

Titel: 0541 - Der Sohn des Höllenfürsten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hatte. Zu manchen Zeiten hatte es schon genügt, einen Hexer oder eine Hexe nur gesehen zu haben, um ebenfalls beschuldigt, angeklagt und gefoltert zu werden.
    »Der Totengräber wird sich geirrt haben«, sagte Tendyke schroff und mit aller Arroganz des Adels, die er zu spielen fähig war. »Guter Mann, du wirst nie wieder von Hexerei sprechen, wenn du über meinen Urgroßvater redest. Niemand soll die Ehre des Toten beschneiden, hast du mich verstanden? Der Totengräber hat sich nur geirrt, das ist alles.«
    »Mhm«, nickte der Dörfler.
    Sie tranken sich zu. Es gab noch eine zweite Runde und eine dritte. Das Bier, das hier ausgeschenkt wurde, war ziemlich stark.
    Der Dörfler, der dem Trunk natürlich eifrig zusprach, bekam allmählich eine schwere Zunge. Schließlich, als seine Alkoholisierung weit genug fortgeschritten war, erkundigte sich Zamorra nach dem Herrn d’Assimo.
    »Mein Weggefährte deDigue«, er deutete auf Tendyke, »kennt den Mann in der schwarzen Kleidung von früher her. Auch mir ist er nicht unbekannt. Hast du zufällig mitbekommen, was der Lump hier plante? Sicher nichts Gutes. Er stiehlt nicht nur Pferde…«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht darauf geachtet, was er mit den anderen beredete. Aber er ist schon einige Male hier gewesen. Zweimal sah ich ihn selbst.«
    »Hier in der Schenke?« staunte Zamorra.
    »Oh, nein. Ich sah ihn eher zufällig. Er traf sich mit dem alten Romano. Sie schienen irgend etwas miteinander zu tun zu haben. Der weißhaarige alte Herr schien darüber gar nicht sehr erfreut zu sein. Sie waren sich beide Male gar nicht einig, wenn d’Assimo wieder fortging. Er kam immer spätabends, wenn alles schlief - nun ja«, er grinste verstohlen, »wenn fast alles schlief. Nur ein paar unentwegte fröhliche Zechgesellen wie unsereiner nicht… und da sah ich die beiden auf dem Heimweg in einer düsteren Ecke stehen und miteinander reden.«
    »So ist das also«, murmelte Zamorra.
    Asmodis hatte also durchgehend Kontakt mit dem alten Zigeuner gehalten. Leider brachte sie das nicht weiter. Was der Fürst der Finsternis gewollt hatte, wußte Gustave nicht.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Tendyke, als der Dörfler zwischendurch einmal zur Latrine wankte, um sich zu erleichtern und Platz für neues Bier zu schaffen; Zamorra und der Abenteurer nutzten die Gelegenheit, ihre eigenen Krüge etwas gründlicher zu leeren, indem sie das starke Bier zwischen die Bodendielen wegschütteten.
    »Ich weiß jetzt, was aus dem alten Mann geworden ist, und das war es eigentlich, worum es mir ging«, meinte Tendyke. »Er ist also 1538 in recht gesegnetem Alter und wohl auch friedlich gestorben. Was er in seinen letzten Jahren für einen Handel mit Asmodis hatte, wird unwichtig sein. Also können wir heimkehren. Nur eines interessiert mich noch - warum Asmodis jetzt, nach Urgroßvaters Tod, immer noch hierher kommt. Was will er noch von dem Toten? Nur seinetwegen war er hier, da bin ich sicher!«
    »Wir könnten andere Leute fragen. Vielleicht wissen die etwas. Schließlich wird er nicht den ganzen Tag in einer Ecke am Tisch gesessen und in sein Bier geweint haben. Er wird mit Leuten geredet haben.«
    »Zu auffällig«, behauptete Tendyke. »Damit lenken wir nur das Interesse dieser Leute auf uns, und das will ich vermeiden. Sie könnten auf winzige Unstimmigkeiten aufmerksam werden, und dann hätten wir Verdruß. Laß uns so bald wie möglich verschwinden.«
    Irgendwann zogen die beiden Zeitreisenden sich zurück. Sie hatten eine gemeinsame Kammer angemietet und auch gleich im voraus bezahlt, obgleich der Wirt meinte, der Besitzer eines so prachtvollen Pferdes sei kreditwürdig genug.
    Jemand sorgte dafür, daß auch das Tier versorgt wurde. Das kostete natürlich noch einmal extra. Tendyke zahlte zähneknirschend.
    Dabei war er sicher, daß dieses vierbeinige Teufelsgeschenk keine Versorgung benötigte. Das soff wahrscheinlich ebensowenig Wasser, wie es Heu und Hafer fraß.
    Aber auch das Extrageld für das Pferd gehörte mit zur Tarnung. Immerhin waren sie praktisch gezwungen, über Nacht hier zu bleiben. So mancher würde sich seine Gedanken machen, wenn sie am späten Abend noch weiterzogen; zwei Mann auf einem Pferd… abermals ein bequemes Opfer für herumstrolchende Räuber und für die Rache des d’Assimo…
    In Wirklichkeit hatten sie aber nicht vor, noch länger als nötig hier zu verweilen. So lange Zamorras letzter Trip in die Vergangenheit gedauert hatte, so kurz sollte dieser
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