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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein paar Jahren vielleicht, wenn auch dein Kind bei der Arbeit zupacken kann - sofern es am Leben bleibt und du dann überhaupt noch bei uns bist.«
    Je näher der Tag der Geburt kam, desto größer wurde Elenas Unruhe. Sie bat Madame Tourenne, dafür zu sorgen, daß ein Pfaffe käme, damit er den Neugeborenen so bald wie nur möglich taufen könne.
    »Warte doch, bis der Schnee abtaut. Das wird in den nächsten Tagen sicher geschehen. Dann muß niemand deinetwegen durch dieses kalte Wetter. Oder fürchtest du wirklich, das Kindlein werde so rasch nach der Geburt sterben? Sicher, es ist wohl dein erstes Kind, dennoch…«
    »Ich bitte Euch herzlich darum. Ich werde allés tun, es Euch zu vergelten«, flehte Elena. Was sie wirklich befürchtete, konnte sie niemandem sagen. Sie mußte ihren Sohn der Macht des Teufels entziehen, solange es noch möglich war…
    So schickte Madame Tourenne, als Elenas Wehen einsetzten, einen Knecht nach Tours, den Pfaffen zu holen. Ihr Mann aber zürnte darüber. »Wenn’s um die Hebamme ginge, könnte ich diese Torheit verstehen, aber die haben wir ja im Hause! Was hast du nur an diesem Weib für einen Narren gefressen, Frau!« grollte er.
    Eine der Mägde verstand sich auf die Geburtshilfe und kümmerte sich um Elena. Schließlich war es soweit; der Knabe lag in Elenas Armen.
    »Roberto«, flüsterte sie. »So soll er heißen. Nein, Robert…« Roberto klang zu sehr nach einem Zigeunernamen oder nach einem Basken oder Italiener. Das hätte hier niemand verstanden, und daß sie eine Zigeunerin war, wußte glücklicherweise niemand. Schließlich sah sie nicht danach aus mit ihrer hellen Haut und dem goldgelben Haar.
    Schneller als erwartet, kam der Knecht wieder zurück. »Ich brauchte nicht bis Tours zu gehen«, berichtete er freudestrahlend. »Auf dem Wege traf ich einen Wandermönch. Der kann den Kleinen doch auch taufen.«
    Dagegen war an sich nichts einzuwenden.
    Der Wandermönch, die Kapuze seiner härenen Kutte weit über den Kopf gezogen, schickte alle aus der kleinen Kammer, auch die Magd, die bei der Geburt geholfen hatte. Dann erst schlug er die Kapuze zurück.
    Elena erschrak. Es trat genau das ein, was sie nicht wollte.
    Der vermeintliche Wandermönch war der verkleidete Fürst der Finsternis…
    ***
    »Auf diese Stunde habe ich lange gewartet«, sagte Asmodis. »Sehr lange… Viel länger, als du dir vorstellen kannst, Elena. Viele Dinge mußten Zusammenkommen, allerlei mußte geschehen. Und es ist noch nicht vorbei. Aber du hast meinem Sohn das Leben geschenkt.«
    »Ihr werdet ihn nicht bekommen«, sagte Elena schwach. »Obgleich Ihr verhindert habt, daß der Pfaffe herkommen konnte, um ihn zu taufen. Robert wird Euch nie gehören.«
    »Du vergißt unseren Handel«, sagte Asmodis gelassen. »Dein Leben gegen meinen Sohn. Sehnst du dich immer noch danach, den Folter- und Feuertod zu sterben? Die Inquisition gewinnt auch hier allmählich Macht. Selbst eine Jeanne d’Arc haben sie als Hexe verbrannt, obgleich ausgerechnet sie keine war, sondern sich allein meinem Feind, verschriebeñ hatte. Und in den nicht einmal siebzig Jahren seither ist es nicht einfacher geworden für jene, die mich lieben.«
    Nicht einmal 70 Jahre … das ist ein sehr langes Menschenalter … aber für den Herrn der Hölle nur ein Atemzug. Für ihn sind tausend Jahre nur ein Tag.
    »Ich lasse es nicht zu.« Trotz ihrer Schwäche faßte sie unter das strohgefüllte Kissen, umfaßte den Griff des Dolches, der einen Edelstein weniger besaß als einst.
    Asmodis lachte leise. »Mit dieser Klinge kannst du mich nicht töten. Stoß ruhig zu! Ich werde danach ebenso leben wie vorher. Weißt du nicht, daß ich dir diesen Dolch gab, nachdem ich dich zur Mutter meines Sohnes machte?«
    »Es ist Großvaters. Dolch. Was habt Ihr mit Großvater getan?«
    »Nichts. Doch, Moment. Ich stahl ihm diesen Dolch, als er betrunken am Wirtshaustisch schlief.«
    »Er lebt also noch? Wo ist er?« In ihren Augen glänzte Fieber.
    »Woher soll ich’s wissen, wo er sich jetzt herumtreibt? Er ist ein Zigeuner. Heute hier und morgen dort. - Doch nun will ich meinen Sohn sehen.«
    Sie streckte die kleine Faust mit dem Dolch aus. »Wagt es nicht, Euch uns zu nähern! Ich werde schreien, daß Ihr der Teufel seid!«
    »Ich bin ein Wandermönch. Niemand wird dir glauben.« Seine Hände berührten den Jungen.
    Sie stieß mit dem Dolch zu!
    Immer wieder und wieder. So wie sie es bei Gotthilf von Hirschberg getan hatte.
    Aber Asmodis
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