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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige
Autoren: Edgar Wallace
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trat durch die Pforte und schloß sie. Ein Blick zum erleuchteten Fenster sagte ihr, daß ihr Mädchen sie erwartete. Sie ging auf die Tür zu...
    »Wenn Sie schreien, dreh ich Ihnen den Hals um!«
    Jemand zischte ihr die Worte ins Ohr, und sie stand wie gelähmt vor Schreck und Entsetzen. Aus dem dunklen Gebüsch, das den Weg säumte, war eine schwarze Gestalt gesprungen, groß, breitschultrig, bedrohlich. Das Gesicht, das von einem schwarzen Tuch halb verdeckt war, konnte sie nicht erkennen, aber als sie an ihm vorbeispähte, sah sie eine zweite Gestalt und ihre Knie gaben nach. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch eine große Hand legte sich auf ihr Gesicht.
    »Ich erdroßle Sie, wenn Sie schreien. «
    Dann wurde es schwarz um sie. Ella Creed, die so oft Ohnmachten gespielt hatte, war zum erstenmal in ihrem Leben tatsächlich ohnmächtig geworden.
    Als sie wieder zu sich kam, saß sie an ihre Haustür gelehnt. Die Männer waren verschwunden, und mit ihnen ihre Perlen und die Smaragdbrosche. Man hätte die Sache als gewöhnlichen Überfall abtun können, wäre nicht die Karte gewesen, die an einer Schnur um ihren Hals hing. Sie trug das Zeichen der gefiederten Schlange.

2
    Zum Glück trug die Schauspielerin nicht ihren echten Schmuck, sondern ausgezeichnete Imitationen, so daß die Räuber um ihre Beute betrogen wurden. Die Karte mit der Zeichnung einer gefiederten Schlange befindet sich in Händen der Polizei. Neue Entwicklungen werden stündlich erwartet.
    »Das ist die Story«, sagte der Nachrichtenredakteur mit der Seelenruhe, durch die sich Nachrichtenredakteure besonders dann auszeichnen, wenn sie ihren Leuten unlösbare Aufgaben aufbürden. »Die gefiederte Schlange macht den Überfall besonders interessant. Er bekommt dadurch etwas von einem Sensationsroman. «
    »Warum setzen Sie denn nicht einen Sensationsschriftsteller auf die Sache an?« fragte Peter Dewin naserümpfend.
    Er war ein hochgewachsener, lässiger junger Mann mit schlechter Haltung. Wenn er sein Haar bürstete und widerwillig den Anzug mit Krawatte anzog, den man eben manchmal anziehen muß, sah er ausgesprochen gut aus. Aber wehe, man hätte ihm das gesagt! Er hätte einen für schwachsinnig erklärt. Beim Post-Courier hieß es, er liebe das Verbrechen um seiner selbst willen, würde am liebsten sieben Tage in der Woche in ausgebeulten Cordhosen herumlaufen und bis in alle Ewigkeit nichts anderes tun, als aufregenden Mordfällen nachzuspüren.
    »Solche Geschichten gehören in einen Schauerroman, aber nicht in eine anständige Zeitung«, erklärte er entrüstet. »Gefiederte Schlangen, von wegen! Das hat sich diese Creed doch nur ausgedacht, um Aufsehen zu erregen. Die würde aus einem fliegenden Ballon springen, wenn sie dafür in die Zeitung käme.«
    »Ist sie schon mal aus einem Ballon gesprungen?« erkundigte sich der phantasielose Nachrichtenredakteur flüchtig interessiert.
    »Ach wo! Ihre größte Heldentat war, daß sie am 1. September Austern gegessen hat. Wirklich, Parsons, können Sie das nicht dem Theaterkritiker geben? Der könnte -«
    Parsons wies nur wortlos zur Tür, und Peter, erfahrener Journalist, der wußte, wie weit man bei einem Nachrichtenredakteur ungestraft gehen kann, trottete niedergeschlagen in den Nachrichtenraum und klagte den teilnahmsvollen Kollegen sein Leid.
    Eines stand aber für ihn fest: Keine Schlange, ob gefiedert oder nicht, konnte ihn dazu bringen, eine Verabredung sausenzulassen. War nur zu hoffen, daß beim Vertragspartner die gleiche wilde Entschlossenheit vorhanden war. Zu seinem Glück sollte sich bald zeigen, daß alle seine Bedenken in dieser Richtung unbegründet waren.
    Wenn Konvention und Gefühl sich nicht vertragen und die vom Streit der beiden Betroffenen eine einundzwanzigjährige, selbständige junge Frau ist, muß die Konvention verlieren. Jeder kann einem sagen, daß Teestubenbekanntschaften gewisse Gefahren bergen und »Darf ich Sie um den Zucker bitten?« kein Ersatz für eine förmliche Bekanntmachung ist. Trotzdem, dachte Daphne Olroyd, während sie an einem grauen Novembernachmittag ganz gemächlich zum Astoria Hotel ging, garantieren förmliche Bekanntmachungen nicht automatisch tadelloses Verhalten. Und bei Peter Dewin war sie sich ganz sicher, daß er sich keine Dreistigkeit erlauben würde; weit sicherer als bei Leicester Crewe oder seinem rotgesichtigen Freund mit dem begehrlichen Blick.
    Ob sie sich etwas damit vergab, daß sie Peter Dewins Aufmerksamkeit annahm,
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