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0533 - Julians Zauberschwert

0533 - Julians Zauberschwert

Titel: 0533 - Julians Zauberschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra, vielleicht auch Merlin – sie waren alle nicht schnell genug gewesen. Zu viel Zeit war vergangen. Möglicherweise ließ sich bereits nichts mehr rückgängig machen. Die Veränderungen schritten in Form einer Exponentialkurve fort. Je mehr Zeit verstrich, desto steiler stieg die Kurve an, desto größer und tiefgreifender waren die Veränderungen.
    Und um so weniger Zeit blieb für den Versuch, zu retten, was noch zu retten war…
    Aber Zamorra grübelte in Reek Norrs Haus, und der Träumer handelte zu spät… und mußte deshalb an den widrig gewordenen Umständen scheitern…
    ***
    Merlin öffnete die Augen und hob die Hand. Er umschloß YeCairns Unterarm mit festem Druck. Langsam erhob er sich von Reek Norrs Lager und strich mit den flachen Händen über die Falten seines weißen Gewandes. Bedächtig sah er sich um.
    »Du bist also auch hier, Zamorra«, stellte er fest. Daß der Parapsychologe immer noch keinen Faden am Leib trug, entlockte ihm nicht einmal ein Stirnrunzeln. »Hat Julian dich hergebracht? Ich kann ihn nicht sehen. Wo befindet er sich?«
    Zamorra und die anderen sahen sich vergeblich um.
    »Vielleicht hat er sich in den Schmollwinkel zurückgezogen«, sagte Zamorra, »nachdem er mich erst hierher entführte und ich ihm dann aus anderem Grund ein paar Takte zu seiner Erziehung sagte…«
    »Hab Verständnis für ihn«, bat Merlin. »Er ringt mit sich selbst und kennt die Grenzen noch nicht.«
    »Aber heute ging er mir gewaltig auf die Nerven«, brummte Zamorra. »Vielleicht bin ich auch zu alt, um verstehen zu können, was einen so jungen Menschen wie ihn antreibt. Zwischen uns liegen immerhin fast zwei Generationen. Und schon Sokrates…«
    »Verschone mich mit diesem alten Narren und seinem hirnlosen Geschwätz über seine Jugend von heute , die zu rezitieren beliebtes Hobby eurer Lehrer in allen Ländern ist. Sokrates war ein verbohrter, egoistischer alter Mann, der von sich glaubte, die alleinige Weisheit für sich gepachtet zu haben. Nun ja, was ist aus ihm geworden…« Merlin schüttelte den Kopf. »Es ist alles eine Frage der Toleranz und Akzeptanz. Jedes Lebewesen, ob alt oder jung, ist anders und für sich unbeschadet seiner Ansichten und Lebensweisen gleich wertvoll.«
    Zamorra grinste. »Und das sagt einer, der einen anderen einen verbohrten, egoistischen alten Mann schimpft…«
    »Dir wird das Grinsen bald vergehen, Zamorra«, fuhr Merlin ihn an. »Dann nämlich, wenn wir versuchen, hier zu retten, was noch zu retten ist. Während der Phase meiner körperlichen Entkräftung hatte ich Gelegenheit, nachzudenken. Ich befürchte, daß der Silbermond den gleichen Weg geht wie die Echsenwelt.«
    ***
    Julian versuchte das Schwert zu sich zu holen. Er griff in die Vergangenheit und durch seine Träume. Aber er mußte feststellen, daß es ihm schwerer fiel als sonst. Irgendwie war der Wurm drin. Etwas, das er nicht erfassen konnte, behinderte ihn.
    Um so energischer versuchte er, zuzugreifen. Aber er, der Herr der Träume, verlor die Kontrolle über seine eigenen Traumwelten!
    Sie begannen, durcheinander zu geraten! Er konnte sie nicht mehr steuern! Er fand keine Gelegenheit, in genau jenen Moment seiner Vergangenheit zu greifen, den er erreichen wollte!
    Da war nur Verwirrung…
    Das stürzte ihn in einen tiefen Abgrund. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich hilflos wie ein treibendes Blatt im Wind. Seine Macht war – ja, wo war sie? Sie wirkte nicht! Er war verloren. Er konnte seine Träume nicht mehr steuern! Etwas anderes riß die Kontrolle an sich, und er fand keinen Weg, an dieses andere heranzukommen, um es zu bestrafen und an seinem Tun zu hindern.
    Panische Angst erfaßte ihn. Wer oder was war er noch, wenn er nicht mehr der Träumer war? Ein Nichts, ein Niemand! Vielleicht noch ein Telepath, vielleicht langlebiger als jeder andere Mensch oder gar relativ unsterblich. Aber was bedeutete das schon gegen die göttliche Gabe, mit den Träumen ganze, komplexe Welten erschaffen zu können?
    Das wurde ihm hier genommen?!
    Er schrie.
    Wer oder was war sein Gegner, der ihm die Kontrolle entriß, der ihn entmachtete, von seinem Thron stieß?
    Ganz nebenbei war da noch der Hauch eines Gedankens, der sich mit Verantwortung für den Silbermond befaßte. Wenn Julian versagte, brach alles zusammen, verging alles im Chaos…
    Im entropischen Chaos…
    War das der Schlüssel?
    Im gleichen Moment geschah etwas, womit er in diesem Augenblick absolut nicht gerechnet
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