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0533 - Julians Zauberschwert

0533 - Julians Zauberschwert

Titel: 0533 - Julians Zauberschwert
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß die erstarrte Biomasse nicht nur tot war, sondern auch so etwas wie
    negatives Leben – sofern es so etwas überhaupt gab.
    Das Wort traf es nicht hundertprozentig. Aber Merlin fand keinen anderen Begriff, der dem Zustand des Organhauses näher kam.
    Er streckte die Hand aus, um das versteinerte Haus zu berühren – und schreckte sofort wieder zurück. Es war zu riskant! Vielleicht geschah ihm das gleiche wie dem alten Krieger und Philosophen, wenn er unvorsichtig war! Erst mußte er mit YeCairn reden, oder auch mit den Sauroiden, die auf dem Silbermond ihre neue Heimat gefunden hatten.
    Er beugte sich wieder über YeCairn, um ihn zu wecken.
    Mit den Spitzen von Daumen und Zeigefinger der linken Hand berührte er die Schläfen des Bewußtlosen; mit den Fingern der rechten Hand die Herzgegend. Dann sandte er Kraft in den Körper YeCairns.
    Er erschrak. Ihm war, als würde ihm mehr Kraft abgesaugt, als er zu geben gewillt war und es ihm richtig erschien. Das war nicht normal. Er hatte zwar noch vor gar nicht langer Zeit Probleme damit gehabt, seine Kräfte im gleichen Maß zu erneuern, wie er sie aufbrauchte, aber das war inzwischen Vergangenheit, und Kontrolle über die Energieabgabe hatte er immer besessen.
    Diesmal nicht!
    Diesmal sah es so aus, als würde etwas Fremdes die Kontrolle über ihn an sich reißen und ihm viel mehr abverlangen, als er geben konnte!
    Als Padrig YeCairn endlich die Augen öffnete, fühlte sich Merlin so erschöpft, als habe er
    zehn YeCairns aufgeweckt…
    Da fielen Schatten über ihn.
    ***
    »Gatnor«, stieß Zamorra hervor.
    »Du erkennst mich«, stellte der Sauroide fest und bleckte die Zähne zu einem erneuten höhnischen Grinsen. »Das ist erstaunlich für einen von euch lebendgebärenden Weichlingen.«
    »Du solltest uns Menschen nicht für dumm halten«, erwiderte Zamorra. Natürlich sahen auch für ihn die meisten Sauroiden gleich aus; selbst unter Menschen gab es ja Schwierigkeiten, Angehörige anderer ethnischer Gruppen auseinander zu halten. Für einen Europäer sehen alle Chinesen oder alle Schwarzen gleich aus, von wenigen Ausnahmen abgesehen, und umgekehrt ist es nicht anders. Aber Zamorra hatte oft genug mit den Sauroiden zu tun gehabt, um sie jederzeit individuell auseinanderhalten zu können. Und Orrac Gatnor war ein Gegner gewesen, der sich ihm einfach einprägen mußte, auch wenn er für andere Menschen vermutlich so aussah wie alle anderen Sauroiden. »Es würde für deine Intelligenz sprechen, wenn du auch mich erkennst…«
    »Du bist Zamorra«, sagte Gatnor.
    Das war allerdings nicht schwer festzustellen; immerhin hing Merlins Stern vor Zamorras Brust unter dem offenen Hemd, und Orrac Gatnor von den Sümpfen war garantiert nicht darüber informiert, daß es außer Zamorra auch noch weitere Amulett-Träger gab. Daß Gatnor auf Zamorras Bemerkung überhaupt eingegangen war, zeigte dem Professor, daß der Priester der Kälte den Spott nicht durchschaut hatte.
    Das war aber auch unwichtig. Das Problem, das sich Zamorra stellte, war: Wieso konnte der Priester der Kälte hier auftauchen, nachdem er schon vor Jahren getötet worden war? Viele hatten damals aufgeatmet, vor allem unter den Sauroiden. Gatnor war es gewesen, der immer wieder mit Experimenten im Grenzbereich zwischen exakter Wissenschaft und düsterer Magie, verbunden mit Menschen- bzw. Sauroidenopfern, versucht hatte, die Entropie der Echsenwelt zu erhöhen. Zamorras sauroidischer Freund und Verbündeter Reek Norr, der so etwas wie ein Sicherheitsbeauftragter seines Volkes war, hatte versucht, ihn daran zu hindern. Aber Gatnor hatte viele Anhänger, die ihm blind gehorchten…
    Dennoch: Gatnor war tot!
    Daß er jetzt wieder quicklebendig vor Zamorra stand, konnte nur eine Bedeutung haben: Die Sicherheitsmaßnahmen funktionierten nicht mehr. Julians Traum wurde durchlässig, die Zeitverschiebung tendierte gegen null, und das damals durch Merlins Berechnungsfehler ausgelöste Zeitparadoxon schlug wieder zu!
    Das bedeutete: Wenn niemand diese Entwicklung stoppte, würde die Erde im Chaos versinken, die Menschheit versklavt werden. Hölle auf Erden…
    Was dann aus dem Silbermond wurde, oder auch aus den Sauroiden und ihrer zerfallenden Echsenwelt, konnte Zamorra sich nicht einmal andeutungsweise vorstellen. Ihm hatte gereicht, was aus der Erde geworden war. Die wenigen überlebenden Menschen des Jahres 2058 als Sklaven der schattenhaften Meeghs und ihrer Herren, der MÄCHTIGEN, jener unbegreiflichen Wesen
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