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0530 - Land der Amazonen

0530 - Land der Amazonen

Titel: 0530 - Land der Amazonen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Finsternis sich mit ihrem Werk hochzufrieden.
    ***
    »Merlin?« stieß Zamorra hervor. »Aber… ich bin doch nicht in Caermardhin…!«
    Er war doch nur aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auf den Korridor hinausgetreten! Aber wer da vor ihm stand, war der leibhaftige Merlin.
    »Nein, ich habe dich nicht in meine unsichtbare Burg geholt«, hörte er den Zauberer von Avalon sagen. »Ich bin zu dir gekommen. Du mußt helfen.«
    »Das muß ich wohl immer, wie?« Zamorra wischte sich über das Gesicht und rieb sich die Augen.
    »Aber du wirst doch wohl noch ein paar Minuten Zeit haben, bis ich mich einigermaßen damit abgefunden habe, schon wieder wach zu sein, oder? Hast du mich etwa aufgeweckt?«
    Merlin nickte. »Die Zeit drängt. Ich sah eine große Gefahr entstehen, und sie wächst schnell. Du wirst dich sputen müssen.«
    »Sicher. Ich. Wer auch sonst«, brummte Zamorra. »Ist dir eigentlich auch schon einmal aufgefallen, daß es noch ein paar andere Leute gibt, die dir bei der Lösung deiner Probleme helfen können? Zum Beispiel die Silbermond-Druiden. Oder Rob Tendyke. Oder frage Reek Norr, ob er oder jemand anderer aus dem Sauroiden-Volk…«
    Merlin schüttelte den Kopf. »Dazu reicht die Zeit nicht mehr. Und Tendyke scheidet in diesem Fall aus; ich fürchte, er würde seine Hilfe verweigern. Deshalb kam ich zu dir, Zamorra, mein Freund.«
    Hinter Zamorra wurde die Tür wieder geöffnet. Nicole kam heraus, schlaftrunken und mit beiden Händen die dünne Bettdecke festhaltend, in die sie sich locker gewickelt hatte. »Könnt ihr euch nicht noch etwas lauter streiten?« protestierte sie. »Was soll das eigentlich? Schmeiß den Gast 'raus, Chef, damit wir weiterschlafen können. Er soll zu einer anderen Zeit wiederkommen…«
    Merlins Augen wurden groß. »Was - was sagst du da?« stieß er verblüfft hervor. »Du willst mir das Gastrecht verweigern?«
    »Jedenfalls um diese sündhaft frühe Morgenstunde«, fauchte sie den Uralten an. »Du hättest dich vorher ankündigen sollen. Außerdem gehst du selbst mit dem Gastrecht bekanntlich auch nicht gerade zimperlich um. Dich kann man ja in deiner Burg auch nur dann besuchen, wenn du einen ausdrücklich zu sehen wünschst… also mach die Parfümnummer und verdufte!«
    »Nicht ich bin es, der dringend Hilfe benötigt«, wandte Merlin ein. »Ich selbst wüßte mir zu helfen. Doch die Gefahr bedroht vor allem meinen dunklen Bruder. Asmodis ist es, dem ihr helfen müßt!«
    Die Decke entrutschte den sie bislang haltenden Händen. Aus großen Augen sahen Nicole und Zamorra Merlin fassungslos an.
    ***
    In der vierten Phase baute Stygia mit der Kraft ihrer Wünsche die Häuser. Kleine Dörfer hier und da, und eine Stadt mit einer freien Fläche in ihrem Zentrum. Die Häuser waren klein und lehnten sich dicht aneinander. Winzige Fenster ließen nur wenig Licht in das Innere. In den engen Gassen roch es nach Unrat, und über allem hing eine diffuse Düsternis. Ungeziefer nistete in den Winkeln, kroch in die Häuser und breitete sich aus. Der Hauch von Krankheit und Tod schwebte über den Dächern.
    Stygia war's zufrieden.
    ***
    Allmählich kehrte die Kraft zurück. Sid Amos wußte nicht, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war. Er hatte jedes Gefühl dafür verloren. Erst, als er zum Fenster sah und feststellte, daß es draußen bereits dunkel geworden war, erkannte er, daß es vielleicht viele Stunden gewesen waren. In seinem Haus selbst schaltete sich künstliches Licht ein, sobald sich bei Dunkelheit jemand oder etwas in einem der Räume bewegte.
    Also mußte er sich bewegt haben. Aber warum wußte er nichts davon? Seine letzte Erinnerung war, daß er einen Ruf ausgestoßen hatte, eine Frage - die natürlich nicht beantwortet werden konnte. Aber was war in der Zwischenzeit geschehen?
    Er erhob sich und ging ins Bad hinüber. Vor dem großen Spiegel sah er sich an. Er war kein uralter Greis mehr, sondern sah wieder aus wie Sam Dios. Die Probe aufs Exempel bewies ihm auch, daß er seine Gestalt wieder willkürlich verändern konnte und dabei unter Kontrolle hatte.
    Der Ex-Teufel kehrte in den Wohnraum zurück, durchquerte ihn und trat auf die Terrasse hinaus.
    Die Nacht war angenehm kühl. Sid Amos sah zum verhangenen Himmel empor. Die Lichter der Stadt, an deren Rand er wohnte, und die Smogwolke verhinderten den freien Blick auf die Sterne.
    Amos stellte sein Sehen um und konnte jetzt die Schleier durchdringen. Hoch oben am Himmel sah er das Silberband der Milchstraße
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