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0530 - Land der Amazonen

0530 - Land der Amazonen

Titel: 0530 - Land der Amazonen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tage zu machen. Das hatte sich irgendwann so eingespielt, weil die Geschöpfe, mit denen sie es ständig zu tun hatten, Kreaturen der Finsternis waren, die bei Dunkelheit ihre größten Aktivitäten entfalteten. Und dann waren sie natürlich auch am ehesten zu erwischen.
    Nicht ganz normal war, daß es noch nicht einmal ganz acht Uhr in der Frühe war. Hell genug und auch schon sommerlich warm, nur absolut nicht die normale Weckzeit für Zamorra. Sekundenlang überlegte er, ob der Flaschengeist ihm einen Streich gespielt hatte, aber der war für so etwas nicht bösartig genug, und zum anderen hatte er, nachdem Zamorra ihm die Freiheit geschenkt hatte, seine Flasche genommen und war in die Welt hinaus gewandert. Wo er sich jetzt befand, wußte vermutlich nur er selbst. Zamorra wünschte dem Dschinn mit dem zungenbrecherisch langen Namen Hadschi Achmed Dawuhd ben Mustafa Ghalo ibn Hadschi Halef Gonarah ibn Hadschi Mohammed Mossawi ibn Hadschi Ali, daß er mit seiner neuen Freiheit auch etwas anzufangen wußte… [2]
    Zamorra sank wieder aufs Kissen zurück und schloß die Augen, allerdings wollte der Schlaf nicht zurückkehren und zwang sie ihm wieder auf. Der Anblick der in süßem Schlummer und verführerischer Nacktheit neben ihm liegenden Gefährtin, die dünne Decke irgendwann von sich geschleudert, war auch nicht dazu angetan, ihn ruhiger werden zu lassen. Lautlos seufzend erhob er sich und verließ das Zimmer. Rückwärts trat er durch die Tür auf den Korridor hinaus, um noch einen Blick auf die im Halbdämmerlicht liegende Schönheit werfen zu können, zog die Tür bedauernd zu und wandte sich um.
    Um gegen Merlin zu prallen.
    ***
    In der zweiten Phase gestaltete Stygia die Pflanzen. Harte, schmale Gräser mit schneidend scharfen Kanten, dürre Sträucher mit wenig Blattwerk, aber unzähligen spitzen Dornen, mächtige Bäume auf Laufwurzeln, Schlingpflanzen, die ihre Tentakel begehrlich nach allem anderen ausstreckten, das sich bewegte, und die an der Oberfläche ihrer Greifarme und Blätter ein starkes Kontaktgift absonderten…
    Sie betrachtete ihr Werk und kam zu dem Schluß, daß sie damit zufrieden sein konnte.
    ***
    Sid Amos erwachte. Er fühlte sich schwächer denn je, und er fühlte den Schmerz einer Wunde, die er sich zugezogen hatte, als er in seiner Wohnung stürzte. Er betrachtete sie. Etwas Blut war ausgetreten. Schwarzes Blut. Er nickte; wenigstens das war also noch in Ordnung mit ihm. Aber selbst wenn er nur wenige Sekunden ohne Bewußtsein gewesen wäre, hätte der Selbstheilungsprozeß bereits viel weiter fortgeschritten sein müssen. Er schob einen Fingernagel unter die schwarze Verkrustung, um sie abzublättern - und riß die Wunde dabei wieder auf. Sie war unter dem Schorf noch nicht geschlossen!
    »Nein«, murmelte er. »Es wird immer schlimmer… aber warum?«
    Er erhob sich vom Boden, ließ sich in einen Sessel fallen und war froh, daß er sich jetzt nicht in den Schwefelklüften befand, in denen er höchst angreifbar gewesen wäre. Hier, in der Welt der Menschen, war er relativ sicher.
    Anderseits: wäre er einst in den sieben Kreisen der Hölle verblieben, hätte ihm dieser Veränderungsprozeß nicht zustoßen können!
    »Ich muß eine Möglichkeit finden, die Veränderung beeinflussen zu können«, murmelte er. »Ich darf mich ihr nicht einfach hingeben. Sie darf mich nicht kontrollieren. Nicht so, daß ich meiner selbst nicht mehr Herr bin…« Aber mußte er dazu nicht erst herausfinden, wohin dieser Prozeß führte, was schließlich aus ihm werden würde?
    Er wußte ja nicht einmal, wie er ausgelöst worden war.
    Er wußte so wenig über sich, und dabei war er so unendlich alt mit so unendlich vielen Erinnerungen.
    War er in Wirklichkeit nur ein Werkzeug?
    LUZIFERs Werkzeug…?
    »Gib mir eine Antwort!« schrie er. »Hast du das ausgelöst, oder geschieht es jedem, der sich der anderen Seite der Macht zuwendet? Hat Merlin einst auch so gelitten?«
    Doch aus der Dunkelheit jenseits der Welt kam keine Antwort.
    ***
    In der dritten Phase entwickelte Stygia die Tierwelt. Scharfzahnige Bestien mit spitzen Krallen und unersättlichem Hunger. Reptilien mit fast undurchdringlichen Schuppenpanzern und gewaltigen Muskeln, die sie rasend schnell machten. Kannibalische Zahnfische, selbst hochgiftig, lederhäutige Flugechsen mit dolchartigen Schnäbeln, Stechinsekten mit und ohne Flügel, und was es sonst noch an unangenehmen Bestien in ihrer Vorstellungswelt gab. Abermals zeigte die Fürstin
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