Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
053 - Der steinerne Dämon

053 - Der steinerne Dämon

Titel: 053 - Der steinerne Dämon
Autoren: John E. Muller
Vom Netzwerk:
nicht.
    Langsam zog sie sich aus, öffnete ihren Koffer und nahm die Statue heraus. Sie war schon merkwürdig, teils menschenähnlich, teils wieder auch nicht. Ihr Gesichtsausdruck war so unheimlich, daß Lana sie ein wenig herumdrehte, um sie nicht direkt anschauen zu müssen; aber irgend etwas faszinierte an ihr.
    Lana löschte das Licht, zog sich die Decke über die Schultern und versuchte, sich zu entspannen. Trotzdem zwang sie sich von Zeit zu Zeit dazu, die Statue anzusehen. Sie wollte herausfinden, ob sie sich tatsächlich bewegte und vibrierte; doch die Statue schien bewegungslos und steinern. Ein Stück war abgebrochen, wie sie erst jetzt feststellte. Sie versuchte sich noch einmal Onkel Tymans Worte ins Gedächtnis zurückzurufen, konnte sich aber nur noch vage daran erinnern. Es war zu viel passiert seitdem. Ob wirklich jemand hinter der Statue her war, oder ob er nicht mehr ganz bei Verstand gewesen war. War sein augenscheinlicher Unfall ein Selbstmord gewesen? Hatte er unter Verfolgungswahn gelitten?
    Sie wollte nicht auf diese Art an Onkel Tyman denken. Solche Gedanken paßten nicht zu dem Mann, den sie kannte. Sie konnte sich überhaupt schwer vorstellen, daß er tot war. Er war so ungeheuer lebendig gewesen.
    Dann döste sie ein. Als das Telefon plötzlich klingelte, fuhr sie hoch. Mit einem erschrockenen Ausruf griff sie automatisch nach dem Hörer.
    „Lana Davis, Dr. Bollingers Sekretärin.“
    Keine Antwort.
    Sie wiederholte mehrmals: „Lana Davis, Dr. Bollingers Sekretärin.“
    Ihre Stimme klang ängstlich, obwohl sie versuchte, ruhig zu bleiben.
    Ein schwaches, unartikuliertes Geräusch kam aus dem Hörer.
    „Grrrrrrrrrrr!“
    „Können Sie nicht deutlich sprechen?“ fragte Lana.
    „Grr – er – ur – arrrrr!“
    Lana hielt den Hörer vom Ohr ab.
    „Wer sind Sie?“
    „Grrr-m -arrrr-sppptttzzz!“
    Sie ließ den Hörer fallen und wich zurück, als ob daraus, wie aus einer Flasche ein Geist kommen könnte. Die Hände vors Gesicht geschlagen, lehnte Lana sich an die Tür. Immer noch kamen diese schrecklichen Geräusche aus dem Hörer.
    Plötzlich schellte draußen auf dem Korridor eine Alarmglocke.
    In Tregorran Grange war etwas passiert. Lana fühlte ihre Knie weich werden. Sie öffnete ungeschickt Schlösser und Riegel und spähte hinaus auf den Gang, um herauszufinden, warum die Alarmglocke schrillte.
     

     

Lana preßte die Hände auf die Ohren. Als das Schrillen plötzlich erstarb, erhaschte sie einen Blick auf breite Schultern, die in einem weißen Kittel steckten und sich in die entgegengesetzte Richtung entfernten.
    „Was ist los?“ rief sie. „Warum wird Alarm gegeben?“
    Die Gestalt hielt nicht an, sondern drehte den Kopf nur etwas herum. Lana hörte die Worte: „Kein Grund zur Aufregung, Miß. Es kommt gleich alles in Ordnung.“
    Damit verschwand die weißgekleidete Gestalt durch eine Tür am Ende des Ganges.
    Plötzlich hinkte Dr. Bollinger auf sie zu.
    „Doktor, was ist los?“
    „Regen Sie sich nicht auf! Ist gleich alles wieder in Ordnung.“ Die Erregung in seiner Stimme strafte seine Worte Lügen.
    „Ist jemand entkommen?“
    „Leider ja.“
    „Jemand Gefährliches?“
    „Wir nennen ihn Nummer Siebzehn. Man kann den armen Teufel schwer beschreiben. Körperlich riesig, geistig völlig unterentwickelt.“
    „Mann oder Frau?“
    „Ein Mann – jedenfalls ist er männlichen Geschlechts.“
    „Können Sie mir sonst nichts über ihn sagen? Daß ich so gar nichts weiß, macht die Sache für mich so schlimm.“
    Lächelnd klopfte er ihr auf die Schulter. „Regen Sie sich nicht auf und bleiben Sie ganz ruhig! Am besten, Sie gehen zurück in Ihr Zimmer. Dort sind Sie am sichersten.“
    „Wo gehen Sie hin?“
    „Ihn suchen.“
    „Wie ist er entkommen?“
    Entweder hörte sie seine Antwort nicht mehr, oder er stellte sich taub. Er hinkte schnell in die Richtung, in die auch der breitschultrige Pfleger verschwunden war.
    Lana ging zögernd in ihr Zimmer zurück. Sie schloß die Tür, drehte die zwei Schlüssel herum, schob die Doppelriegel wieder vor und setzte sich auf das Bett. Irgend etwas in ihrem Zimmer hatte sich verändert, wenn sie auch nicht wußte, was. Ihre Angst wurde fast greifbar. Sie fühlte sich wie die Heldin in einer Horror-Geschichte, die unwissentlich neben einem Gespenst saß.
    Lana hätte sich gern umgedreht, aber das Gefühl, nicht allein zu sein, war so stark, daß sie keine Bewegung wagte. Sie biß sich auf die Lippen und versuchte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher