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0529 - Die letzten Tage der Amazonen

Titel: 0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Autoren: Unbekannt
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mit den Gedanken schon wieder ganz woanders gewesen zu sein. Seine Worte rissen sie in die Gegenwart zurück.
    „Ach, ja. Ich wollte dir unseren Fluchtweg erklären. Aber ... das geht jetzt nicht mehr. Mir sind einige Details entfallen." Sie lachte schrill. „Ist es nicht absurd? Wir haben im Oberkommando mit viel Mühe und Aufwand den günstigsten Weg zum Allerweiblichsten errechnet. Das war gar nicht einfach, weil wir jeden Gedanken sofort zu Papier bringen mußten, um ihn nicht zu vergessen.
    Wir mußten die feindlichen Truppenbewegungen in Betracht ziehen, die besetzten Gebiete beachten und konnten nur jene Landstriche für unseren Fluchtweg berücksichtigen, die von unseren eigenen Verbänden gehalten werden. Und das war alles umsonst. Mir ist der ganze geniale Plan entfallen!"
    Er hatte plötzlich mit Vanilla Mitleid, doch er wagte nicht, ihr das zu zeigen.
    „Was ist mit den Notizen, die ihr euch gemacht habt?" fragte er.
    Ihr Gesicht erhellte sich. Sie lachte befreit. '„Natürlich! Warum bin ich nicht von selbst darauf gekommen", rief sie aus. Sie griff in die Innentasche ihrer Uniformjacke. Ihre Hand kam mit einem dicken Notizbuch zurück. „Hier ist alles festgehalten. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen."
    Er lächelte erlöst. Trotz ihrer Verdummung hatte Vanilla genügend Weitblick gehabt, alle Unterlagen für den Fluchtweg mitzunehmen. Es war nun nicht notwendig, daß er irgendwelche Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen mußte.
    Die Dianen würden für seine Sicherheit sorgen.
    Sie waren bereits seit fünf Stunden unterwegs. Bisher war es noch zu keinen Zwischenfällen gekommen. Sie fuhren durch ein trostloses Land. Nach einem Blick auf die Notizen erklärte Vanilla: „Wir durchqueren eben Bodaimien, das früher als die Getreidekammer unseres Landes bezeichnet wurde. Aber allein in den letzten drei Monaten wurde Bodaimien dreimal von den Neogolistinnen und zweimal von den Egotistinnen besetzt und von uns immer wieder zurückerobert. Das ist das Ergebnis."
    Hier gab es keinen einzigen Baum, der ganz geblieben wäre, nur abgestorbene Stämme mit verkohlten Ästen. Es gab keinen Strauch, keine Blume, keinen Grashalm - kein Grün. Nur braune, aufgewühlte Erde: eine tote Ebene, von Kratern übersät.
    Ausgebrannte Tanks lagen herum, Trümmer von Flugzeugen prägten das Landschaftsbild, verbeulte und geborstene Geschützrohre stachen in den grauen, wolkenverhangenen Himmel. Stacheldraht spannte sich von Horizont zu Horizont.
    Und überall lagen Minen.
    Einer der Panzerwagen hatte die Vorhut übernommen.
    Der MANN wurde von dem monotonen Rumpeln des Lastwagens in den Schlaf gewiegt. Die bleierne Müdigkeit seiner Glieder breitete sich in ihm aus, legte sich auf sein Gehirn, drückte seine Lider langsam, aber unerbittlich zu. Vanilla bettete seinen Kopf in ihren Schoß. Bolanda protestierte nicht dagegen.
    Sie und die anderen hatten sich fast schon damit abgefunden, daß Vanilla die Nachfolge der Schmerzensreichen Mutter antreten würde...
    Plötzlich wurde der MANN aus dem Dämmerschlaf gerissen.
    Er wurde emporgehoben und gegen die Bordwand des Lastwagens geschleudert. Und wieder wurde der Lastwagen angehoben, fiel zu Boden, rollte ein Stück und schien sich wieder aufzubäumen, als fahre er gegen eine unsichtbare Barriere an, die ihn immer wieder zurückschleuderte. Rötlicher Feuerschein fiel durchs Rückfenster. Blitze entluden sich, die Luft war erfüllt von grollendem Donner. Eine Explosion jagte die andere. Der Lastwagen bäumte sich ein letztes Mal auf und fiel dann auf die Seite.
    Stille trat ein.
    Der MANN kroch auf allen vieren ins Freie.
    , „Wir sind auf eine Mine aufgefahren", flüsterte er vor sich hin.
    Jemand zerrte an ihm, half ihm auf die Beine und raunte ihm zu: „Reiß dich zusammen. Du bist eine Diane."
    Langsam erinnerte er sich daran, daß er Uniform trug und als Frau verkleidet war. Er versuchte den Schwächeanfall abzuschütteln.
    „Was ist passiert?" fragte er.
    Vanilla und Bolanda, die beide unverletzt schienen, flankierten ihn.
    Vom anderen Lastwagen sprangen die zwei Dutzend Kämpferinnen und eilten an ihnen vorbei zu der Stelle, wo eine rötliche und starkem Qualm entwickelnde Flammensäule in den Himmel loderte. Das Panzerfahrzeug, das den Abschluß bildete, kam ebenfalls zum Stillstand. Die Dianen kletterten heraus.
    „Das Panzerfahrzeug vor uns ist in ein Minenfeld gefahren", erklärte Vanilla. „Unser Wagen wurde von den Druckwellen der Explosion
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