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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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die Kraft der Dämonenpeitsche würde die Körper auch zerstören.
    Ich drückte ihm die Daumen.
    Der Adler tat nichts. Er bewegte nur seine Schwingen, um auf der Stelle schweben zu können.
    Suko kam nicht mehr zu seinem Einsatz, denn der Adler reagierte schneller.
    Der plötzliche Ruck hätte uns beide fast von den Beinen gerissen.
    Suko hielt sich noch soeben am Geländer fest, ich konnte mich mit dem Rücken gegen die Wand pressen.
    Der Wind nahm an Stärke zu, das mußte er einfach, weil das eingetreten war, was wir eigentlich hatten verhindern wollen.
    Der Würgeadler schwebte mit uns fort…
    ***
    Auch die fünf Vögel hielt es nicht mehr auf der Stufe. Sie breiteten ihre Schwingen aus und flatterten davon. Sehr schnell waren sie auf dem Speicher verschwunden.
    »Verdammt«, sagte Suko, der höher stand als ich. »Jetzt haben wir den Salat. Willst du es trotzdem riskieren?«
    »Sicher, ich…«
    »Monsieur Sinclair!« Paul Grenier sprach mich an. »Haben Sie gemerkt, was geschehen ist?«
    »Natürlich.«
    »Und jetzt?«
    »Wir bleiben bei unserem Plan.«
    Er nickte und ging wieder zu seiner Familie zurück.
    Suko nahm mir den Gral ab. Wir legten den Rest der Treppe zurück und gingen auf den Speicher.
    Durch den Flugwind drang noch mehr Kälte in das Haus. Wir konnten durch das Loch schauen und erkannten nicht nur den Adler und dessen sich träge bewegende Schwingen, hinter und über ihm zeichnete sich das Grau des Himmels ab.
    Für mich ein Zeichen, daß wir gestiegen waren und die dünne graue Wolkendecke hinter uns gelassen hatten.
    Die beiden Krallen des Adlers hielten auch weiterhin die sperrigen Balken umklammert. Zum Glück brachen sie nicht ab, auf dem Speicher aber waren einige Gegenstände umgekippt und hatten sich dort verteilt.
    Von den Vögeln sahen wir keine mehr. Wahrscheinlich begleiteten sie den Adler auf seinem Flug.
    Der Wind riß und zerrte an den Dingen, die locker am Rand des Loches hingen. Er spielte solange mit ihnen, bis er es schaffte, sie abzureißen. Die Reste von Schindeln und auch kleinere Holzstücke wehten uns entgegen.
    Der Würgeadler flog ruhig. Das Haus, das er mit seinen gewaltigen Krallen festhielt, schwankte kaum. Sicher fühlten wir uns trotzdem nicht. Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, auf einem Floß zu stehen.
    Um den Adler zu erreichen, mußten wir hochspringen, einen Balken dabei vielleicht als Reckstange benutzen.
    »Wer macht es?« fragte ich.
    Suko lächelte. »Wir losen es aus.«
    »Einverstanden. Dann mußt du auch das Kreuz nehmen.« Ich hatte schon eine Münze hervorgeholt. Wir brauchten uns nicht abzusprechen, ich nahm immer Zahl.
    Suko schleuderte die Münze hoch, ich fing sie auf.
    Kopf!
    »Also du?« sagte ich.
    »Okay, Partner.« Suko nickte. Er bekam von mir das Kreuz und hängte es sich frei über. »Ich bin mal gespannt, was geschieht, wenn ich die Formel rufe.«
    »Alles, nur kein Absturz.«
    Suko kniff ein Auge zu. »Glaubst du denn, daß dein Kreuz dies zuläßt?«
    »Ich weiß nicht.«
    Suko schaute noch einmal gegen den Balken und sprang in die Höhe. Er brauchte die Arme nicht einmal sehr weit auszustrecken, weil er sich selbst genügend Schwung gegeben hatte.
    Sicher bekam er den Balken zu fassen und pendelte über dem Boden.
    Ich hatte den Dunklen Gral genommen. Er und das Kreuz waren wie ein Team. Beide reagierten auf- und miteinander.
    Ein Klimmzug brachte den Inspektor so hoch, daß er sein rechtes Bein auf den Balken schwingen konnte. Er befand sich nicht weit von dem Balken entfernt, den eine Riesenklaue des Adlers umklammerte.
    Bei mir stieg die Spannung. Wir waren ein hohes Risiko eingegangen. Die Aktion konnte auch ins Auge gehen.
    Auf dem Balken hockend, drehte Suko den Kopf und schaute mich an. »Ich werde versuchen, mich am Gefieder festzuhalten.«
    »Okay.«
    Suko stand auf.
    Ich verfolgte jede seiner Bewegungen und zitterte mit ihm. Auf meiner Stirn lagen Schweißperlen, zudem rann es mir kalt und heiß den Rücken hinab.
    Wir waren das volle Risiko eingegangen und konnten nur hoffen, daß es sich auch lohnte.
    Den Gral hielt ich mit beiden Händen fest. Mein Blick fiel auch in die Kugel, die ebenso in einem geheimnisvollen Rot schimmerte wie der Würfel des Heils, den Abbé Bloch, der blinde Anführer einer Templer-Gruppe, besaß.
    Vor kurzem noch hatte uns der Würfel geholfen, jetzt waren wir auf uns allein gestellt.
    Erst jetzt, wo ich mich voll auf Suko konzentrierte, stellte ich fest, daß der Flug doch nicht so ruhig
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