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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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hatte, breitete sich über dem Haus ein zweiter, wesentlich dunklerer Schatten aus.
    Der eines Flügels!
    ***
    Im ersten Moment stockte mir der Atem. Obwohl uns der Adler angekündigt worden war und wir mit ihm gerechnet hatten, war ich doch überrascht.
    Den Adler selbst konnte ich noch nicht entdecken.
    Meine Nackenhaare stellten sich hoch. Die Haut dort in der Nähe zog sich zusammen, ich spürte plötzlich den dicken Kloß im Magen, schluckte und wurde blaß.
    Auch Suko wußte Bescheid. »Er ist da«, sagte er nur und verschwand wieder im Haus.
    Ich hielt noch Ausschau nach den Vögeln, konnte sie aber nicht entdecken. Dafür hörte ich van Akkeren lachen. »Bald ist es soweit, Sinclair. Ich habe ihn schon gesehen.«
    Das war mir im Moment egal. Meinetwegen konnte er ihn tausendmal gesehen haben, ich hatte jetzt andere Sorgen und lief wieder zurück ins Haus. Dabei verschloß ich auch die Tür.
    Von den Greniers saß keiner mehr auf seinem Platz. Sie alle waren aufgestanden und starrten mir entgegen.
    »Es stimmt«, sagte ich. »Der Würgeadler ist da. Er hält sich irgendwo hinter dem Haus auf. Wie sahen beide seinen Schatten.«
    »Mein Gott«, hauchte Eliette. »Ich habe es nicht glauben wollen, wirklich, ich…«
    »Bitte sei ruhig«, sagte Paul und legte der Frau die Hand auf die Schulter.
    Nur der alte Piccé nahm alles gelassen hin. Er starrte die Flasche an und sagte mit trüber Stimme. »Ich habe doch gewußt, daß sich der Fluch einmal erfüllt. Man kann nicht ewig dagegen ankämpfen. Einmal ist es soweit; einmal ist jeder an der Reihe. Dieses Dorf ist unter einem ungünstigen Stern gebaut worden…«
    »Bitte, sei ruhig!« rief Jacques.
    »Was soll’s?« Piccé hob wieder die Flasche an und nahm einen tiefen Schluck.
    »Warum wartet er?« fragte Paul. »Haben Sie dafür eine Erklärung, Monsieur Sinclair?«
    »Leider nicht.«
    Ein dumpfes Geräusch ließ uns aufhorchen. Es war entstanden, als einer der Vögel gegen die Scheibe geflattert war, mit dem Schnabel gegen das Glas pickte und wieder verschwand.
    »Die wollen uns nervös machen«, sagte Jacques leise. »Man sollte sie erschießen.«
    Ich enthielt mich einer Antwort und ging wieder zum Fenster hin, weil ich sehen wollte, ob sich der Schatten verändert hatte. Das war nicht der Fall. Nach wie vor lag er unbeweglich über dem Haus und dem Gelände in der Nähe.
    Doch in den folgenden Sekunden tat sich etwas. Der Rand des Schattens begann zu zittern.
    Der Adler mußte sich bewegen.
    Ich drehte mich zu den anderen um. »Bitte, verstehen Sie mich richtig. Ich will Ihnen keine Furcht einjagen, aber wir müssen damit rechnen, daß der Adler in den nächsten Minuten angreifen wird. Der Schatten des Flügels bewegt sich bereits.«
    Pierre wollte vorrennen, sein Vater hielt ihn fest. Wir alle standen wie erstarrt.
    Sekunden vergingen.
    Plötzlich geschah es!
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, daß sich der Riesenvogel auf das Haus stürzen und es unter sich begraben würde. Nein, er ging anders vor.
    Wir hörten ihn.
    Über uns klangen die Geräusche auf.
    Zunächst ein Rumpeln und Krachen, als wäre jemand dabei, vom Dach den Schnee zu räumen. Sofort danach folgte ein lautes Knirschen, dann dumpfe Schläge, und im gleichen Moment bogen sich fast die dicken Holzbalken unter der Decke.
    Doch aus den Zwischenstücken rieselte es hervor. Dreck und Kalk fielen uns entgegen.
    »Das Dach!« flüsterte Paul. »Der Adler greift unser Dach an. Mein Gott, jetzt ist es aus.«
    »Bleib du hier«, sagte ich zu Suko und lief quer durch die Küche.
    Durch eine Tür gelangte ich dorthin, wo die Treppe nach oben führte. Ich spürte bereits den kalten Luftzug, der mein Gesicht traf.
    Noch war die Treppe in Ordnung, aber in der ersten Etage mußte sich etwas getan haben. Wahrscheinlich befand sich ein Loch im Dach.
    Ich schlich die Stufen hoch. Obwohl ich es eilig hatte, hielt ich mich zurück.
    Am Ende der Treppe befand sich ein schmaler Flur. Drei Türen zweigten von ihm ab. Sie waren nicht verschlossen.
    Mein Blick glitt hindurch und genau auf den sehr niedrigen Dachboden. Ich konnte alles sehr deutlich erkennen, und mir wurde klar, daß der Adler es genau richtig angestellt hatte.
    Womit er das Loch in das Dach gerissen hatte, wußte ich nicht.
    Möglicherweise mit dem langen, gekrümmten und sehr spitzen Schnabel, von dem ich einen Teil erkennen konnte, wenn ich den Kopf schräg hielt und durch die Öffnung peilte.
    Sogar ein starres, sehr großes Auge sah. Dabei
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