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0529 - Der Würgeadler

0529 - Der Würgeadler

Titel: 0529 - Der Würgeadler
Autoren: Jason Dark
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reagierte gelassen und hob die Schultern. »Bisher habe ich vieles hinter mich gebracht und auch überlebt. Wir haben den Gral, und wir haben deinen großen Götzen Baphometh zurückgeschlagen. Was willst du eigentlich noch?«
    »Dein Ende, Sinclair! Deinen verdammten Tod!«
    »Dann drück dir mal weiter die Daumen, van Akkeren.«
    Ich ließ ihn sitzen und wandte mich den Ankömmlingen entgegen.
    »Wir gehen wieder ins Haus«, sagte Suko, der an der Spitze schritt. »Da können wir dann beraten.«
    »Ja, okay.«
    Ich war froh, in die Wärme zu kommen, denn allmählich begann ich zu frieren.
    In der Küche saß noch ein Gast, der alte Piccé. Er schaute uns aus flackernden Augen an. In einer Hand hielt er die Schnapsflasche. Ihr Pegel war um einiges gesunken.
    »Ihr lebt?« flüsterte er uns entgegen. »Ihr habt alles überstanden? Hat der Adler euch nicht geholt?«
    »Wie Sie sehen«, sagte ich und ließ mich auf einem Stuhl nieder.
    Eliette Grenier hatte Tee gekocht, den sie jetzt in mehreren Tassen verteilte. Das Getränk war heiß und tat gut. Von innen bekam ich ebenfalls viel Wärme mit, so daß die Kälte allmählich aus allen Knochen getrieben wurde.
    Piccé nahm einen Schluck aus der Flasche. Den alten sackähnlichen Mantel hatte er noch an. Er stank nach Kuhstall. Mit einem lauten Knall stellte er die Flasche wieder zurück auf den Tisch. »Ja, ja«, sagte er leise. »Der alte Fluch hat sich erfüllt.«
    »Und was geschieht danach?« fragte ich.
    Im Faltengesicht des alten Piccé leuchteten die Augen wie Wassertropfen. »Das kann ich euch sagen. Er wird zurückkehren und über uns kommen wie ein tödlicher Orkan. Er kennt keine Gnade. Er wird alles vernichten. Häuser, Tiere und Menschen. Das Böse ist hinzugekommen. Zu zweit sind sie stark genug.« Piccé strich über seine beiden Pflaster hinter dem Ohr. »Auch die Vögel haben ihn gespürt. Sie sind in seinen Dunstkreis geraten und haben sich verändert, obgleich sie noch normal aussehen.«
    »Das stimmt!« bestätigte ich.
    Die Blicke der übrigen Menschen waren auf mich gerichtet. Wir alle saßen um den Tisch herum. Man wartete auf eine Erklärung, die sie auch bekamen. Ich berichtete davon, daß ich einen Vogel mit einer geweihten Silberkugel erledigt hatte.
    »Und er löste sich auf zu einem Staubhaufen«, fügte ich noch hinzu.
    »Silberkugeln?« hauchte Eliette, »stimmt das?«
    »Weshalb sollte ich lügen.«
    »Dann sind Sie etwas Besonderes, nicht?«
    »Es kommt darauf an, wie man es sieht. Jedenfalls wissen wir jetzt, woran wir sind. Der Adler wird zurückkehren, möglicherweise greift er auch das Dorf an.«
    »Warum nur?« fragte Paul.
    Ich trank den Rest Tee aus der Tasse. »Weil hier in diesem Haus seine eigentlichen Feinde sitzen. Mein Freund Suko und ich. Aber auch Sie hat der Adler aufs Korn genommen.«
    »Heißt das dann, daß wir fliehen sollen?« fragte Jacques mit schwacher Stimme.
    »Es wäre zumindest anzuraten.«
    »Aber wohin?«
    »Eben das ist unser Problem. Es gibt keine andere Möglichkeit, wir müssen uns stellen.«
    Betretene und ängstliche Gesichter schauten gegen die Tischplatte. Im Kamin knisterten die Flammen. Holz zerbrach mit knackenden Geräuschen, und nur der alte Piccé lachte plötzlich leise auf.
    »Ich wußte es, aber mir hat niemand geglaubt.« Er hob die mageren Schultern und griff wieder zur Flasche.
    »Wie hat van Akkeren reagiert?« fragte Suko.
    »Er hat sich gefreut.«
    »Das denke ich mir auch«, meinte Jacques Grenier.
    »Seid doch mal ruhig!« sagte Pierre plötzlich und stand gleichzeitig auf. »Hört ihr nichts?«
    »Was denn?« fragte ich.
    »Da… da hat doch jemand gerufen. Von draußen, meine ich.«
    Der Junge schaute mich an.
    »Van Akkeren!« Suko sprang auf und lief zur Tür. Ich folgte ihm.
    Kaum hatten wir sie aufgezogen, als wir tatsächlich seine Stimme vernahmen. »Sinclair und Suko!« brüllte er uns entgegen. »Ich habe seine Botschaft empfangen und will euch vorwarnen. Er wird bald angreifen. Wenn die Dämmerung eintritt, werdet ihr auch seinen Schatten zu sehen bekommen. Dann geht es euch dreckig.«
    »Wir lassen dich trotzdem draußen!«
    »Gerne. Ich hätte mich auch nicht getraut, ins Haus zu gehen, das bald keines mehr sein wird.«
    Ich hämmerte die Tür wieder zu. – Van Akkeren hatte sehr laut gesprochen. Seine Worte waren auch von den Zurückgebliebenen verstanden worden. – Paul schaute auf seine Uhr.
    »Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Dämmerung eintritt. Vielleicht
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